Antibiotika richtig einnehmen

Antibiotika sind ein Segen – sollten aber nur eingenommen werden, wenn es unbedingt notwendig ist. Apotheker Dominik Kaiser erklärt, wann sie zum Einsatz kommen, warum eine exakte Einnahme so wichtig ist und wie man Kindern die Medikamentengabe erleichtern kann. 

Dominik, wann braucht es Antibiotika, gegen welche Krankheiten können sie gar nichts ausrichten?

Antibiotika werden nur bei bakteriellen Infektionen, zum Beispiel bei Mandelentzündungen, bei Lungen- oder Mittelohrentzündungen eingesetzt. Gegen Viruserkrankungen wie die echte Grippe oder gegen virale Infekte mit Fieber, Schnupfen oder Husten helfen sie nicht.
Leider wissen das nicht alle. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen zu uns in die Apotheke kommen und gern ein Antibiotikum hätten, weil sie meinen, es seien ‚Wundermittel‘, die jegliche Krankheitserreger töten. Denen müssen wir sagen, dass sie das leider nicht sind.

Grundsätzlich sind Antibiotika aber sehr wirkungsvolle Medikamente und haben die Lebenserwartung ziemlich in die Höhe geschraubt. Früher sind Menschen an Krankheiten gestorben, die man heute gut behandeln kann. Starke Wirkung bedeutet aber auch: Mögliche starke Nebenwirkungen, nicht wahr?

Fest steht: Es ist gut, dass es Antibiotika gibt. Sie sollten aber nur dann eingenommen werden, wenn es unbedingt notwendig ist. Man darf nicht vergessen, dass der ganze Körper durch die Einnahme beeinflusst wird. Auch ‚gute‘ Bakterien, die den Magen-Darm-Trakt besiedeln, werden abgetötet. Viele Patienten bekomme als Nebenwirkung Durchfall, Frauen unter Umständen einen Scheidenpilz.

Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sind Eltern manchmal nicht glücklich damit, ihrem Kind ein verschriebenes Antibiotikum verabreichen zu müssen. Was sagst du dazu?

Wenn der Arzt das Medikament verschrieben hat, sollten die Eltern es ihrem Kind auch geben – und zwar genauso wie er es Arzt aufgeschrieben hat. Sie dürfen auf keinen Fall anfangen, selbständig die Dosierung zu reduzieren oder die Einnahmedauer verkürzen. Selbst wenn die Symptome zurückgehen oder verschwunden sind: Das Antibiotikum soll bis zum Ende eingenommen werden,  meist sieben bis zehn Tage, damit auch alle Bakterien abgetötet werden.

Warum ist es so gefährlich, das Antibiotikum zu kurz oder in zu geringer Dosis einzunehmen?

Bei falscher Einnahme können Bakterien resistent werden, das bedeutet, sie werden widerstandsfähig. Antibiotische Behandlungen können dadurch erschwert oder sogar wirkungslos werden. Das Bakterium lernt mit dem Antibiotikum umzugehen und entwickelt Strategien, um es unwirksam zu machen. In einem solchen Fall ist es notwendig auf ‚reserve‘-Antibiotika zurückzugreifen, die meistens mehr Nebenwirkungen aufweisen also auch schlechter vertragen werden. Ein weiterer Grund für Resistenzen ist übrigens der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung.

Was ist bei der Einnahme zu beachten?

Die angegeben Abstände zwischen den Einnahmen sollten eingehalten werden. Damit die mindestens notwendige Konzentration des Wirkstoffes immer im Blut ist. Wenn man einem Kind kurz vor dem Schlafengehen eine Gabe gibt und gleich nach dem Aufstehen, geht sich das meist gut aus.

Kindern Medikamente zu verabreichen, kann mitunter schwierig sein. Manche weigern sich. Was sollen Eltern in solchen Fällen tun?

Ein Antibiotikum unregelmäßig verabreichen oder einfach eine Gabe ausfallen lassen, sollte nicht passieren. Ich empfehle Eltern daher, wirklich alle Register ziehen, wenn ihr Kind sich schwer tut. Dem Kind gut zureden, ein kleines Video anschauen lassen oder die Lieblingssüßigkeit als Belohnung anbieten zum Beispiel. Antibiotikasäfte haben leider oft einen bitteren Nachgeschmack. Man kann sie mit ein wenig Himbeersaftsirup mischen, dann kriegen ihn Kindern leichter runter. Was auch helfen kann: Sich die Nase zuhalten, so spürt man den Geschmack des Medikaments kaum.

Ein Tipp für alle, die das Medikament in Tablettenform einnehmen: Den Kopf nicht nach hinten legen und versuchen zu schlucken, sondern sich mit dem Kopf nach vorne beugen, Trinkflasche ansetzen und schlucken.

Zusätzlich verschreiben Ärzte oft schmerz- und fiebersenkende Medikamente, entweder mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen. Wirken beide Wirkstoffe gleich gut?

Ja, beide wirken gut und werden in der Regel auch gut vertragen. Manchmal sprechen Kinder eher auf den einen, manchmal eher auf den anderen an. Die Säfte werden je nach Körpergewicht dosiert. Wenn dem Kind das Schlucken sehr schwer fällt, können Zäpfchen verabreicht werden – auch bei größeren Kindern.

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