So kannst du dein Kind auf den Schulstart vorbereiten

Elternbildnerin Bettina Fauler gibt bei elternweb2go einen Überblick, was zur Schulfähigkeit gehört und wie Eltern ihre Kinder unterstützen können.

Der Ernst des Lebens, das muss etwas Schreckliches sein, alle warnen davor! So erlebt Annette die Reaktionen, wenn sie erzählt, dass sie bald ein Schulkind ist. Dann kommt Annette in die Schule und es gefällt ihr, sie kann was lernen und findet Freunde – und der Ernst des Lebens wird sogar ihr bester Freund. Denn Ernst heißt ihr Sitznachbar, den sie gern hat, sodass sie ihn nach Hause einlädt – und ihre Eltern ganz schön überrascht, dass der Ernst des Lebens sie besucht. So beschreibt Bettina Fauler, Pädagogin, Elternbildnerin und selbst Mama, die Geschichte des Bilderbuches „Der Ernst des Lebens“ (Sabine Jörg, Thienemann, 1992).

Ein Ausdruck, der für den Schulstart gar nicht passt, denn Kinder freuen sich auf die Schule, auf das Lernen und auf neue Freunde. Gleichzeitig ist es wichtig, die Schulreife zu prüfen, um das Kind beim Schulstart nicht zu überfordern. Im Rahmen des Webinars „elternweb2go“, einem Online-Seminar der Katholischen Elternbildung, erzählt Bettina Fauler von vier Bereichen, in denen Kinder eine gewisse Reife erlangt haben sollten und in denen sie gefördert werden können. Schulfähigkeit bedeutet:

#1 Emotionale Reife

„Das Kind muss belastbar sein, weil es in der Schule mit neuen Komponenten zusammenkommt“, sagt Fauler. Das heißt zum Beispiel, damit zurechtzukommen, dass mein Sitznachbar die Rechnungen schneller lösen kann als ich, also mit kleinen und großen Enttäuschungen umgehen zu können. Zur emotionalen Reife gehört außerdem, möglichst angstfrei neuen Situationen gegenüberzustehen. „Ein bisschen Angst vor dem Schulstart darf dazugehören, aber man muss damit umgehen können“, sagt Fauler. Und es braucht Zutrauen und Zuversicht: Ich trau mir zu, die Buchstaben zu lernen, ich trau mir zu, ein guter Schüler zu werden.

Für Eltern heißt das: Das Kind immer wieder bestärken, Zutrauen in das Kind spürbar machen und auch über Ängste sprechen.

#2 Soziale Reife

„Als Schüler bin ich Teil einer Gruppe, ich muss mich manchmal unterordnen und meine Bedürfnisse aufschieben können. Ich muss mich aber auch in der Gruppe angesprochen fühlen, wenn der Lehrer sagt, alle nehmen ihr Rechenheft heraus, bin auch ich gemeint. Ich muss die Regeln des Zusammenlebens einhalten, jemanden ausreden lassen und Rücksicht nehmen, konstruktive Konfliktlösungwege kennen und umsetzen“, fasst Fauler die soziale Schulreife zusammen.

Auf dem Weg dahin rät Fauler den Eltern, Vorbild zu sein und soziale Stärken bewusst hervorzuheben, höflich zu sein, das Kind ausreden zu lassen, sozial zu handeln – und auch das Kind beim gemeinsamen Spiel verlieren zu lassen.

Mädchen balanciert

#3 Motorische Reife

Userin Petra, Mutter von einem baldigen Schulkind, schreibt im Chat: „Bin noch etwas unsicher, was das Ruhig-Sitzen betrifft.“ Zur motorischen Schulreife gehört, etwa 15 bis 20 Minuten ruhig sitzen zu können, meint Fauler. Aber auch die Sinneswahrnehmungen, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung sind wichtig – zum Beispiel können Kinder dann auf einer Zeile schreiben, wenn Gleichgewicht und Sehsinn gut zusammenspielen. Wenn man im Balancieren schwach ist, ist man es auch beim Schreiben. Wenn ein Kind rückwärts gehen kann, kann es normalerweise auch rückwärts rechnen (subtrahieren).

Vor dem Schulstart gibt Fauler den Eltern mit, die Sinne im Alltag spielerisch zu schulen, zum Beispiel Schmeckspiele zu machen, Spaziergänge im Wald, wo der Boden uneben ist oder genügend Zeit zum Austoben planen.

#4 Kognitive Reife

„Der wissensorientierte Bereich allein reicht nicht aus, es braucht Konzentration, Ausdauer, Aufmerksamkeit, Gedächtnis- und Merkfähigkeit, zum Beispiel um zu wissen, wie viel Hausübung nötig ist“, erklärt Fauler. Schulreife Kinder erkennen außerdem Beziehungen und Zusammenhänge, das heißt zum Beispiel: Ich kann gerade nicht gut Radfahren, weil im Vorderreifen zu wenig Luft ist.

Zur kognitiven Reife gehört außerdem, sich nicht ständig ablenken zu lassen, sondern konzentriert an einer Sache arbeiten zu können. Eltern können ihre Kinder mit Gedächtnisspielen fördern und Geschichten vorlesen.

Sich gemeinsam auf die Schule vorbereiten

Katja ergänzt, der Begriff „Schule“ sei für Kinder genauso abstrakt wie „Ernst“, wenn sie keine älteren Geschwister haben. Umso wichtiger, sich gemeinsam auf die Schule vorzubereiten: sich die Schule anzuschauen, gemeinsam den Schulweg zu gehen, für die Schule zu basteln und Ähnliches.

Bettina Fauler betont außerdem: „Man muss sich selbst und dem Kind den Schulstart zutrauen. Das Kind mit Zutrauen in die Schule schicken und ihm das Gefühl geben, in der Schule wird’s ihm gut gehen.“ Gleichzeitig sollten Eltern Äußerungen ihrer Kinder ernstnehmen, dass ihnen die Umstellung nicht leichtfällt. Es kann Kindern Angst machen, was sie in der Schule alles können sollten. Fauler spricht von der 6-Jahres-Krise, die Kinder spüren können: Ein Abschnitt mit großer Veränderung, wo der Zahnwechsel passiert und sie nicht mehr Kleinkind, sondern Schulkind sind. Wichtig ist daher, dem Kind zu spüren zu geben: Du darfst Kind sein, obwohl du Schüler bist.

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