Pädagogische Schwerpunkte von Kindergärten

Von Montessori-Pädagogik bis Freinet-Methode – die Auswahl an pädagogischen Konzepten in Bildungseinrichtungen ist mittlerweile groß. Die Pädagogik einer Einrichtung sollte zu den eigenen Vorstellungen und den Bedürfnissen des Kindes passen. Hier eine Übersicht über das breite Angebot.

Fröbel-Pädagogik: Freispiel & Bildung

Im Mittelpunkt von Friedrich Fröbels Pädagogik steht das freie Spiel. Das Konzept beruht auf der Annahme, dass Bildung einem Kind nicht von außen verordnet werden kann, sondern vom Kind selbst gesteuert wird. Spielend nähert sich das Kind der Erkenntnis. Vor allem im frühen Kindesalter wird daher das freie Spiel als wirkungsvollste Selbstbildungsmethode gesehen, wobei die Pädagogen nur den Rahmen für das Freispiel vorgeben. Ziel ist es, Kinder zu „freien, denkend selbsttätigen“ Menschen zu erziehen.

Fröbel ist Gründer des ersten Kindergartens und Begründer des Kindergartens als Bildungsinstitution anstatt einer reinen Betreuungseinrichtung. Seine Pädagogik wird heute in den meisten Kindergärten gelebt.

Montessori-Kindergarten: Selbstständigkeit & Arbeitsmaterial

Die Montessori-Pädagogik wurde von der italienischen Ärztin Maria Montessori um 1907 begründet. Der Grundsatz ihrer Methode lautet „Hilf mir, es selbst zu tun!“. Kinder sollen lernen, möglichst selbstständig zu denken und zu handeln. Die Erwachsenen versuchen, sich „überflüssig zu machen“ und zu beobachten anstatt direkt einzugreifen.

Montessori ging davon aus, dass Kinder sich allein, frei und spontan entwickeln können, wenn ihnen eine sogenannte vorbereitete Umgebung mit bestimmtem Arbeitsmaterial zur Verfügung steht.

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Waldorfkindergarten: Nachahmung & Natur

Die Waldorf-Methode basiert auf dem Grundprinzip der Nachahmung. Der Erzieher hat eine besondere Vorbildfunktion, eine „natürliche Autorität“. Das zeigt sich im Kindergarten durch durchschaubare, einfache Tätigkeiten, die die Kinder zur Nachahmung anregen sollen.

Der Erkenntnisweg des Kindes vollzieht sich zuerst über das Handeln, dann das Fühlen und Denken, daher sind Ermahnungen und Strafen erfolglos, die Vorbildwirkung steht im Mittelpunkt. Schwerpunkt in der Erziehung sind künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten, gerne mit Naturmaterialien. Die Natur spielt eine große Rolle.

Zum Waldorfkindergarten gehört außerdem eine feste Struktur, ein Rhythmus. Zum Beispiel bei Erzählungen oder Liedern, die immer wieder wiederholt werden oder durch die Gestaltung von Jahresfesten. Sehr wichtig ist auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern.

Reggio-Kindergarten: Freiraum & Demokratie

In der Reggio-Pädagogik wird von einem humanistischen Menschenbild ausgegangen. Das Kind sorgt für seine persönliche Entwicklung, wenn man ihm seinen Freiraum lässt. So sollen sich die Kinder am besten entfalten können. Des Weiteren soll auf eine Hierarchie verzichtet und ein demokratisches Gesellschaftsbild vermittelt werden. Erzieher und Eltern sind gemeinsam für die Leitung verantwortlich.

Für Reggio-Kindergärten charakteristisch sind Projektarbeiten, das Beobachten und Dokumentieren von Entwicklungsschritten oder die kreative Raumgestaltung. Die Kinder sind Impulsgeber: Themen, die sie interessieren, werden von den Pädagogen aufgegriffen.

Waldkindergarten: Natur & Umwelt

Der Waldkindergarten zeichnet sich dadurch aus, dass die Kinder den Großteil der Zeit in der freien Natur verbringen. In Kindergärten dieser Art gibt es meist keine Gebäude oder Zimmer, für sehr schlechtes Wetter einen Bauwagen oder eine Waldhütte, in der gebastelt oder gemalt werden kann. Der Kindergartenalltag findet grundsätzlich immer draußen statt. Das Spielmaterial finden die Kinder in der Natur, herkömmliches Spielzeug gibt es kaum. Der Wald bietet auch die perfekte Möglichkeit, sich zu ausreichend zu bewegen und herumzutoben.

Die Sinne, Phantasie, Grob- und Feinmotorik der Kinder wird durch diese pädagogische Methode geschult. Weiters lernen sie viel über die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur und werden aufmerksam im Umgang mit sich und ihrer Umwelt.

Offener Kindergarten: Eigenverantwortung & freie Gruppen

Im offenen Kindergarten gehört das Kind keiner festen Gruppe an. Jeder Erzieher ist verantwortlich für einen Raum, in dem die Kinder sich frei bewegen können. Obwohl eine feste Gruppenstruktur fehlt, bilden sich meist kleinere Gruppen in Eigenverantwortung der Kinder.

Das Ziel dieser pädagogischen Methode ist es, das selbstbestimmte Lernen und die Eigenverantwortung des Kindes zu fördern. Es soll seine eigenen Entscheidungen treffen und seine Aktivitäten nach Interesse selbst aussuchen. Die Erwachsenen sollen hier möglichst nur als Beobachter und Begleiter unterstützen.

Spielzeugfreier Kindergarten: Entscheidungsspielraum & Kreativität

Für einen gewissen Zeitraum sollen Kinder im spielzeugfreien Kindergarten die Möglichkeit haben, sich eine „Auszeit“ von vorgefertigten Strukturen zu nehmen. Dafür sollen Spielzeug und Angebote der Erwachsenen wegfallen. Ziel ist, dass Kinder durch die flexiblere und offenere Struktur des Tagesablaufes mehr Entscheidungsspielraum erhalten und so ihre eigenen Bedürfnisse entdecken und diesen nachgehen.

Durch diese Methode soll die Kreativität der Kinder angeregt werden. Im Vordergrund steht nun der Einfallsreichtum der Kinder für neue selbsterdachte Spiele, die handwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit Werkzeug, die Fähigkeit, andere Kinder für Spielideen zu begeistern oder sich in die Spielideen der anderen einzubringen. So sollen Kinder an sich selbst „neue“ individuelle Stärken und Schwächen entdecken und eingefahrene Rollen aufgeben.

Musikkindergarten: Instrumente & Tanz

Im Musikkindergarten werden durch den Umgang mit Musik die Kreativität, Sprachentwicklung und Motorik des Kindes gefördert. Das Aktivitäten-Angebot im Musikkindergarten ist vielfältig: es erstreckt sich von Tanz und Bewegung oder Malen nach Musik über Experimentieren mit Instrumenten. Die Kinder sind in den meisten Fällen ständig von Musik umgeben und haben jederzeit Zugang zu Instrumenten.

Bilingualer Kindergarten: Fremdsprachen

Im bilingualen Kindergarten erlernen Kinder spielerisch und kommunikativ eine Fremdsprache. Kinder im dritten bis fünften Lebensjahr befinden sich im optimalen Alter, um eine neue Sprache aufzunehmen, in dieser Zeit setzen sie sich unbefangen mit ihr auseinander. Die Kinder sollen die Sprache intuitiv erlernen, indem sie wie auch in ihrer Muttersprache Dinge aus einem Zusammenhang erschließen.

Integrativer Kindergarten: Kinder mit & ohne Behinderung

Im integrativen Kindergarten wird „Anders-Sein“ zur Normalität. Hier spielen, basteln, toben körperlich oder geistig eingeschränkte Kinder gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung. Diese lernen so Geduld, Hilfsbereitschaft und den respektvollen Umgang mit anderen. Toleranz steht im Mittelpunkt.

Durch das Miteinander von Kindern mit unterschiedlichem Entwicklungsstand entstehen intensive Lernmöglichkeiten sowohl für die Kinder mit als auch für die Kinder ohne Behinderung. Alle lernen und profitieren voneinander. Im integrativen Kindergarten geht es darum, Aufgaben gemeinsam zu bewältigen. Für Leistungsdruck und Konkurrenzdenken ist hier kein Platz.

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