Mit Kindern über Mode und Trends reden

Mode ist im Familienverband oft ein Ärgernis: Mit zunehmendem Alter brauchen Kinder im Bad immer länger, weil das Styling und das Outfit passen müssen. Doch das Thema kann auch bereichernd sein.

Warten, warten, warten

- das heißt es für uns fast tagtäglich als Eltern von zwei Mädchen (12 und 15 Jahre alt). Das Warten heißt konkret: Haare wollte gekämmt und geglättet sowie das Outfit im geschützten Rahmen des Bades noch einmal genau überprüft sein, bevor es in die weite Welt hinaus geht.

Das alles gipfelt von Zeit zu Zeit darin, dass man bzw. frau sich umziehen gehen muss, wenn das ursprünglich gewählte Outfit einfach nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Das heißt wiederum, dass wir noch länger warten müssen. Das gute Zureden, dass das Outfit Nummero 3 doch super aussieht, gehört zum Teil der elterlichen Pflichten.

Einfach gesagt: So etwas ist anstrengend!

Vor allem dann, wenn man selbst im Bad eher schnell ist und im Alltag – so wie ich – meist auf T-Shirt, Sakko und Jeans setzt und somit wenig Mode-Entscheidungen treffen muss. Mode ist mir zwar theoretisch zugänglich, spielt aber im Alltag kaum eine Rolle. Und wenn, dann nur aus pragmatischen Gründen, angepasst an die jeweilige Situation.

Mode bei Jugendlichen

Bei Kindern bzw. auch Jugendlichen ist das wohl anders: Mode ist Ausdruck, Mode ist Schutzschicht, Mode ist Statement und Mode ist Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Gehen sie aus den Haus, dann verlassen sie auch den geschützten Raum des Elternhauses, in dem sie beschützt und behütet werden. Es ist ein Ort, an dem sie so akzeptiert werden, wie sie sind. Kein Wunder: Wir kennen unsere Mädels ja schon seit Beginn an, haben ihre „Verwandlung“ miterlebt und sehen, dass mit jeder modischen Inszenierung der wahre Wesenskern nur umspielt wird.

Und dennoch: Ich glaube, wir können selbst als Eltern auch noch was von unseren Kindern lernen! Ja, natürlich nehmen sie die Mode ernst. Vielleicht zu ernst. Aber dass sie sich damit auseinandersetzen heißt auch, dass sie sich damit beschäftigen, wie sie in der Welt wirken. Das heißt, sie überlegen, wie sie ankommen können, und begreifen, wenn auch nur intuitiv, dass Mode bestenfalls dazu in der Lage ist, die eigene Person besser zur  Geltung zu bringen und die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen.

Neues ausprobieren

Wir können von den Kindern vor allem eines lernen: Wir sollen immer mal wieder andere Sachen ausprobieren!

Der „Kern“ der Sache bleibt der gleiche, die Person die gleiche. Aber es gibt so viele Facetten rund um diese Person, die man herausstreichen kann. Denn wer sagt eigentlich, dass man immer gleich auftreten muss, immer nur die gleichen Aspekte des eigenen Seins modisch untermalen darf? Eben.

Die Wandlungsfähigkeit unserer beiden Mädels fasziniert mich immer wieder.

Ich werde womöglich nicht so lange im Bad stehen wollen oder können. Ich werde auch nicht ähnlich viel Energie in Outfit-Überlegungen investieren. Aber es ist gut denkbar, dass ich den einen oder anderen Style hinterfragen werde, der sich über die Zeit so eingeschliffen hat. Anders gesagt: Es gibt Outfits meinerseits, die mal einer Überholung bedürften…

So oder so: Ich genieße zunehmend die Gespräche mit unseren Mädels zu diesem Thema.

Über Trends, über Moden, über vermeintliche Innovationen. Vieles kommt nämlich wieder, vieles bewegt sich im Kreis. Ich freue mich, dass frühere Trends auf andere Art und Weise wieder aufgegriffen werden.

Kurzum: Unsere Gespräche werden besser. Und auch unsere Toleranz wird größer, wenn es im Bad einmal ein wenig länger dauert. Schließlich ist es auch nicht so leicht: Sie finden ihren Stil ja erst, müssen erst ausprobieren, sich in der Welt zurechtfinden. Mode ist dazu ein Mittel.

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