Mit Kindern nachhaltig konsumieren (lernen)

Billigkleidung boomt. Die Preise sind verlockend, die kollektive Anziehungskraft groß. Wie kann man da als Eltern gegensteuern?

Man muss wirklich keine Namen nennen. Aber fast jeder weiß, wer gemeint ist: Es gibt namhafte Kleidungsketten, in denen sich T-Shirts stapeln, in denen es (fast) alles in Hülle und Fülle gibt und in denen man sich ab einem gewissen Alter fast schon bewusst trifft – quasi Lifestyle.

Ebenjene Ketten haben sich auch (irgendwie) Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Nachhaltigkeit insofern, als dass die Rohstoffe überprüft werden, die Qualität fast schon Bio ist und überhaupt alles paletti zu sein scheint.

Also alles, was man gemeinhin als „greenwashing“ bezeichnet.

Es geht darum, wie man sich irgendwo zwischen „Öko-Spießer“ und Kleidungs- und Konsums-Junkie positionieren kann. All das verbunden natürlich mit der Frage, welches Vorbild man abgibt und wie man den Kindern ein besseres Verhalten vorleben kann.

Unsere Antwort dafür ist einfach: Wie sind nicht „spießig“, was Kleidung betrifft. Auch der Besuch bei besagter Modekette ist nicht verpönt. Wir sind realistisch: Kinder und vor allem auch Jugendliche ab einem gewissen Alter wollen mehr dazugehören als sich unterscheiden. Kleidung aus Öko-Geschäften sind wenig hilfreich in einer Lebensphase, die ohnehin von vielen Veränderungen geprägt ist.

Was aber klar sein muss: Die Menge macht das „Gift“.

Es gilt achtsam zu sein, wie viel man kauft. Das WO ist dabei erst einmal ein wenig zweitrangig. Wer jeder Woche neue Kleidung kauft und die alte gewissermaßen wegwirft, wird niemals einen vernünftigen Umgang mit Kleidung bekommen. Und der wird auch nicht verstehen, wie achtsames Konsumieren wirklich „geht“.

Wie haben wir das vorgelebt? Nun etwa so, dass wir Kleidung, wenn sie noch gut tragbar war, immer weitergegeben haben. Nie gab es diesbezüglich ein Jammern der (nächsten) Kinder oder der damit beerbten in der Verwandtschaft. Die allerneusten Moden waren nie das Allerwichtigste, wenngleich es auch Kleidungsstücke gab, die man niemanden mehr zumuten mochte.

Es gilt hier schon ein gewisses Fingerspitzengefühl zu beweisen. Denn kein Kind will aufgrund der Kleidung zum Außenseiter werden. Aber: Kein Kind braucht jede Woche neue Kleidung, kein Kind muss stapelweise Kleidung im Kasten horten, kein Kind muss sich immer wieder durch Kleidung beweisen.

Zudem setzen wir auf Bewusstsein-Bildung: Auch wenn irgendwo „Bio“ und „Nachhaltigkeit“ drauf steht, wird es konterkariert, wenn alles in einer viel zu großen Produktion stattfindet. 

Nachhaltigkeit wird ad absurdum geführt, wenn es nur noch um Masse statt Klasse geht.

Was also können wir als Eltern tun? Vorbild sein, vorleben. Darüber reden und so ein Bewusstsein dafür schaffen, was Nachhaltigkeit bedeutet und so den kritischen Diskurs pflegen. Letzterer hängt natürlich von Alter der Kinder ab und ist so von Person zu Person verschieden.

Und nicht zuletzt gilt es auch, trotz allem kritischen Bewusstsein, das es zu schaffen und zu pflegen gilt, eine gewisse Gelassenheit an den Tag zu legen: Denn zu viel Druck erzeugt Gegendruck. Zu viel Moral eine Art „Gegenmoral“, die sich darin äußert, dass man „jetzt erst recht“ dieses oder jenes kaufen, tragen oder konsumieren möchte.

Es gilt ein gesundes Augenmaß zu behalten.

Es gilt, sich nicht als Letztinstanz aufzuspielen. Aber es gilt, kritische Diskussionen anzustoßen, deren Ergebnis aber nicht von vornherein klar ist und deren Endergebnisse dann für alle Zeiten und für immer in Stein gemeißelt sind.

Ich denke damit kann die „Übung“ gelingen. Und immer auch im Auge behalten: Werte, die nicht sofort fruchten und auf fruchtbaren Boden fallen, können auch noch später erblühen.

Vielleicht ist es auch so, dass die elterlichen Werte erst im Erwachsenenaltern wirklich Blüte tragen?

Unmittelbarkeit darf man sich jedenfalls nicht immer erwarten. Aber man wäre falsch dran, wenn man alles einfach nur „laufen lassen“ würde und sich um nichts kümmern würde. Denn genau das ist elterliche Aufgabe.

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