Familie ist der natürliche Ort von Inklusion

Bischof Hermann Glettler bei ORF-Messe am "Internationalen Tag der Familie": Familien machen Gesellschaft belastbarer und menschlicher

"Familie ist eine Lebensrealität, wo Platz für alle ist, und die von Liebe geprägt sein soll." Das hat Bischof Hermann Glettler beim Familiengottesdienst am Sonntag in der Pfarrkirche Saggen in Innsbruck hervorgehoben. Vor diesem Hintergrund leisteten Familien einen unersetzlichen Beitrag für die Gesellschaft, die sie menschlicher und belastbarer machen. Die Messe am "Internationalen Tag der Familie" wurde live von den ORF Regionalradios und auf ORF III übertragen.

Familien leisten für die Gesellschaft einen unersetzlichen Beitrag.

Jesus habe keine langatmigen Wertediskussionen geführt. Kurz vor seinem Sterben habe er den knappen Auftrag gegeben: "Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe", sagte der Innsbrucker Bischof. Dieses große Wort könne in einer familiären Übersetzung und Konkretisierung wie folgt lauten: "Komm her, nimm Platz an unserem Tisch! Du gehörst dazu!" Familie sei der Ort, wo man sich für sein Dasein nicht rechtfertigen müsse. "Kinder, Eltern, Geschwister und wer sonst noch dazu gehört, haben sich nicht gegenseitig ausgesucht - ob gesund, fit oder krank, ob leistungsstark oder beeinträchtigt, ob selbstständig oder pflegebedürftig. Familie ist der natürliche Ort von Inklusion", so der österreichische Familienbischof.

Familienmesse in der Kirche

Gleichzeitig warnte der Bischof vor der Idylle einer heilen Familie. Ausdrücklich verwies Glettler auf die oft schwierigen Bedingungen für Alleinerziehende, die meist mit mehrfachen Belastungen zu kämpfen hätten. "Im Vorjahr gab es in Österreich 149.700 Alleinerziehende, 86 Prozent davon Mütter. Sie sorgten für etwa 220.000 Kinder. Enorm gestiegene Energie- und Lebenserhaltungskosten verstärken ihre Armutsgefährdung", so der Bischof.

Warnung vor dem Idyll Familie. Alleinerziehende kämpfen mit mehrfacher Belastung.

Zudem gebe es in allen Familien Konflikte, manchmal auch Gewalt. Von Harmonie zu träumen, nütze nichts. "Das 'Liebt einander!' ist eine Ermutigung, sich zusammensetzen, ehrlich zuzuhören und das auszusprechen, was weh tut." Es gelte, sich immer wieder "zusammenzuraufen" und um Entschuldigung zu bitten. Glettler: "Eine halbwegs intakte Familie ist die beste Schule dafür. Versöhnung muss täglich eingeübt werden, auch das Wertschätzen andere Meinungen und Überzeugungen. Wenn dies auch nur ein wenig gelingt, machen Familien unsere Gesellschaft belastbarer und pluralitäts-fitter."

Familie steht für Versöhnung, Wertschätzung und Entschuldigung.

Am "Internationalen Tag der Familie", der am 15. Mai stattfand, gelte es Gott für die Familien und für die Menschheitsfamilie zu danken, "in der wir alle unterschiedslos zusammengehören. Ja, Familie bringt´s! Es ist Gottes Lieblingsprojekt, das er mit seinem Segen immer begleiten wird", schloss der Familienbischof seine Predigt.

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