Die Falle des Vergleichens - Teil 1

Mir ist in den letzten Jahren vermehrt aufgefallen, dass ich häufig in die Falle des Vergleichens geraten bin. Auch als Mutter ertappte ich mich oftmals beim (wertenden) Vergleichen. Eintönige Hausarbeiten ließen mich in negative Gedankengänge abgleiten und das Vergleichen mit sichtbar erfolgreichen Personen riefen ungute Gedanken und Gefühle hervor.

Das Thema beschäftigt mich nach wie vor, weil ich überzeugt bin, dass wertendes Vergleichen ein echter Glückshemmer ist!

Es beraubt uns der Zufriedenheit und der Dankbarkeit!

Sicherlich kann Vergleichen auch ein Anreiz oder Ansporn sein, indem wir voneinander lernen, aber meist ist das Vergleichen kontraproduktiv!

 

Möchtest du dich erfolgreich unglücklich machen? Dann empfehle ich dir wärmstens, dich ständig, in jeder Situation und mit jedermann zu vergleichen. Du wirst sehen, dass der ersehnte „Erfolg“ nicht ausbleibt und du immer unzufriedener wirst mit deinem eigenen Leben. Woran das liegt werde ich beleuchten, wenn ich von den Folgen des Vergleichens spreche.

Zunächst erscheint es mir jedoch wichtig zu erwähnen, dass Vergleichen so alt ist wie die Menschheit. In der Bibel gibt es viele Geschichten über Vergleichen, Unzufriedenheit und Neid. Sicher kennst du z.B. die Erzählung aus der Bibel von Kain und Abel in Genesis 4: Kain, der Ackerbauer vergleicht sein Rauchopfer mit dem Opfer seines Bruders Abel. Er wird folglich neidisch auf diesen und es überkommen ihn böse Gedanken. Er hört nicht auf die Ermahnungen Gottes und erschlägt schließlich seinen Bruder. Damit wird er laut der Bibel zum ersten Mörder.

 

Ursache des wertenden Vergleichens

Die Ursache für wertendes Vergleichen ist eine Verzerrung der Wahrheit über uns selbst oder über Gott. Neid, Minderwertigkeit, Nörgeln und Undankbarkeit als Folge von Vergleichen gehen immer einher mit Zweifel am eigenen Wert, dem Gefühl, zu kurz zu kommen, nicht genug bekommen zu haben, nicht genug geliebt worden zu sein.

"Andere haben es immer besser als ich", so ist unser Eindruck.

Prägende Kindheit

Diese tiefe Überzeugung, weniger zu haben oder zu können als andere, entstand meist in der Kindheit.

Wie war die Atmosphäre im Elternhaus?

Wurden alle Kinder gleich wertschätzend behandelt? Wurde jedes Kind mit seinen besonderen Gaben gefördert oder wurde oft mit Geschwistern und Freunden verglichen?

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich nie so tolle Torten gebacken habe wie meine zwei Schwestern. Das Mithelfen am Bauernhof meiner Eltern bereitete mir keine große Freude und oft bekam ich zu hören, dass ich faul sei. Von meinem Vater bekam ich keine Anerkennung, als ich mit 18 Jahren bei einem Konzert vor 500 Leuten sang und versuchte, meine individuelle Gabe einzusetzen.

 

Das hinterließ Spuren

Noch heute ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich das Gefühl habe „mehr leisten“ zu müssen, es den Menschen „recht machen“ zu wollen oder mich nach Lob sehne. Und: Kochen oder Torten backen wurde nie zu meiner Lieblingsbeschäftigung, ganz im Gegenteil!

 

Als Christin und Theologin sehe ich auch eine tieferliegende Erklärung der oben genannten Ursachen in der Erzählung vom Sündenfall im Buch Genesis, Kapitel 3: Der Mensch bekommt von Gott einen Garten voll herrlicher Obstbäume zur freien Verfügung. Adam und Eva leiden keinen Mangel, sie haben alles, was sie brauchen, doch die Stimme des Versuchers weckt plötzlich ihre Vorstellungskraft.

Eva sieht nur noch diesen einen Baum, weil ihre Augen fasziniert sind.

Auf einmal sind alle köstlichen Früchte der anderen Bäume vergessen. Doch all das scheinbar erst jetzt, nachdem sie der Stimme der Schlange, des Versuchers zugehört hat.

Seien wir vorsichtig, welcher Stimme wir Gehör schenken!

 

Folgen und Auswirkungen

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Sören Kierkegaard)

 

#1. Neid

Neid ist eine in unserer Gesellschaft sehr verbreitete Grundhaltung des Herzens, die alles vergiften kann. Ein altes Wort für Neid ist „scheel sehen“, schielen auf das, was der andere hat. Das 10. Gebot nennt dieses Scheelsehen „begehren“ und verbietet es sogar.

Der Trugschluss des Neides heißt meist: „Alles würde sich ändern, wenn ich das Gleiche hätte oder könnte wie meine Schwester, Nachbarin, Freundin…“ Die eigenen unerfüllten Sehnsüchte werden im anderen „imaginiert“ und der Neidische stellt sich vor, dass der andere all das hat oder kann, was er sich wünscht.

Es geschieht eine Fixierung auf das angeblich Bessere des anderen.

Die Folge ist, dass man sich am eigenen Leben nicht mehr richtig freuen kann, denn Neid verengt unsere Sichtweise. Wir werden blind für all das Gute, das wir haben und sehen nur noch das, was wir nicht haben.

 

#2. Minderwertigkeit

Meistens kommen wir beim Vergleichen schlechter weg. Dann folgen oft Unzufriedenheit und sogar Minderwertigkeit. Beim Vergleichen bekommen wir eine „Knick in unserer Optik“. Wir schauen andere Menschen und deren Lebensumstände wie durch ein Fernglas an.

Die uns nahe stehenden Menschen sehen wir dagegen wie durch eine Lupe.

Mit dem Fernglas sieht alles recht schön und optimal aus. Mit der Lupe dagegen sieht man jeden Fehler und die eigene Familie oder unsere Lebensumstände kommen in der Regel schlechter weg.

 

#3. Undankbarkeit

Als Folge von Vergleichen kann schließlich auch Undankbarkeit über das eigene Leben festgestellt werden. Es entwickelt sich ein schädlicher Gedankenkreislauf: „Wenn ich so hübsch wäre wie Maria, dann…“ „Wenn ich so köstliche Torten backen könnte wie Viktoria, dann…“ „Wenn ich so ein großes Projekt aufbauen könnte wie Alexander, dann… – ja, dann wäre mein Leben sinnvoll(er).“

Der Vergleich zwischen dem, was ich haben könnte und dem, was ich nicht habe, enttäuscht und erzeugt Undankbarkeit!

 

 

Ist es dir vielleicht auch des Öfteren schon passiert, dass du deine Kinder miteinander verglichen hast? Mir jedenfalls schon. Leider.

Zum Glück schaffe ich es immer öfter, mich selbst dabei zu stoppen.

Ich möchte nicht das angeblich "bessere" (also talentiertere, ruhigere, gehorsamere…) Kind zum Maßstab machen. Sonst habe ich ein Idealbild vor Augen, wie jedes meiner Kinder zu sein hat und vergleiche prompt die Schwachstellen des einen mit den Stärken des anderen.

Es kann für Beziehungen schädlich werden, sich auf einen Idealzustand zu fixieren. Zudem vergiftet die Unzufriedenheit auch die häusliche Atmosphäre.

 

Ich hoffe, dass diese kurzen Gedanken zum (wertenden) Vergleichen etwas in dir aufgerüttelt haben.

Das Vergleichen ist (wie) eine Falle. Sie hat negative Folgen für dich selbst, dein Selbstwertgefühl und deine Beziehungen.

Bist du erstmal gefangen in dieser Falle, ist es schwierig, wieder zu entkommen.

Das Beste wäre sicherlich, gar nicht erst in diese Falle zu tappen oder das Vergleichen rechtzeitig zu stoppen! Gelingt dir das aber bisweilen (noch) nicht allzu gut, möchte ich dich dazu ermutigen, dran zu bleiben. Es gibt einige bewährte Strategien, damit du nach und nach freier, zufriedener und glücklicher werden kannst mit dir selbst, deinen Kindern und deinem Partner.

Vergleichen ist und bleibt einfach ein „No-go“, wenn du daran arbeiten möchtest ein glücklicher(er) Mensch zu werden! Und glücklich(er) möchten wir doch alle sein, oder? 😉

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