Der Hohe Advent - mit Vollgas in Richtung Weihnachten
Mit dem 17. Dezember beginnt eine besondere Woche vor Weihnachten: der „Hohe Advent“. Sie ist geprägt von geschäftigem Treiben. Habe ich an alles gedacht? Sind alle Geschenke besorgt?
Aber eigentlich geht es in dieser letzten Advent-Woche um etwas anderes.
Vielleicht wäre es jedoch auch eine gute eine Gelegenheit, bewusst auf die Stop-Taste zu drücken.
Manchmal gelingt das mit einem Lied.
Dieses hier klingt etwas anders als die herkömmlichen "Santa Claus"-Lieder. Es erzählt von der Sehnsuch des Menschen nach der Ankunft Gottes in der Welt.
Zoltan Kodaly hat in diesem Lied die so genannten O-Antiphonen vertont. Wir hoffen auf das Kommen des Erlösers, Jesus Christus.
Was ist Weihnachten?
Im ganzen Trubel der Weihnachtsvorbereitungen vergessen wir oft den eigentlich Grund des Festes: Gott wird Mensch!
Weihnachten ist also kein Fest, das wir Menschen "erfunden" haben, auch wenn es uns in den Einkaufsmeilen gerne so präsentiert wird.
Gott selbst hat uns dieses Fest geschenkt!
Wir können wir die letzte Woche vor Weihnachten gestalten?
Ich möchte dir ans Herz legen, dass du dir in der letzten Woche des heuer so kurzen Advents vor allem Zeit für die Vorbereitung deines Herzens nimmst.
#1. Persönliches Gebet
„Beten heißt reden wie mit einem Freund“
Wir spüren, wie gut uns wertvolle Freundschaften tun und so ist es auch mit der Freundschaft zu Gott. Aber wie so oft: keine Zeit! Das Gebet geht sich leider nicht aus. Ich möchte dich einladen, gerade in der letzten Adventwoche die gute Beziehung zu Gott bewusst zu pflegen, indem du dir die Zeit fürs Gebet nimmst.
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
#1: vorgefertigte Gebete
Manchmal weiß ich nicht, wie ich mit Gott reden soll. Da helfen mir die vorgefertigten Gebete, um innerlich zur Ruhe zu kommen und mein Herz zu öffnen. Da gibt es zum Beispiel das "Vater unser", das sehr viele Bitten aus dem Alltag beinhaltet oder das "Gegrüßet seist du Maria" und viele mehr.
#2: freies Gebet
Wenn mein Herz offen ist, kann ich Gott alles anvertrauen, was mich beschäftigt: meine Freuden, meine Sorgen, meinen Stress... Er versteht mich! Bei ihm darf ich SEIN!
#3. Stoßgebete
Sie sind richtige Anker im turbulenten (Familien-)Alltag! Schon der kurze Blick zum Kreuz, das in der Küche hängt oder zu einem Muttergottes-Bild reicht aus, um mich daran zu erinnern: ich bin in meinem "Kampf" nicht alleine!
#4. gesungenes Gebet
Wer singt, betet doppelt!"
Es gibt große Auswahl an Gebeten, die in Liedform umgedichtet wurden - je nach Stimmung ist da da Passende dabei - mal schwungvoll zum Tanzen, mal ruhig zum Nachdenken.
#5. die großen Gebete der Kirche
Es lohnt sich, besonders in diesen Tagen vor Weihnachten einen Blick in die liturgischen Texte vom Tag zu werfen und diese auf sich wirken zu lassen. Die erste Anlaufstelle dafür ist der Schott-Beuron.
Dort finden sich alle Bibeltexte und Gebete, die für Tag vorgesehen sind. Manchmal muss man die Messtexte auch zweimal lesen: die Sprache der Liturgie, des kirchlichen Feierns, ist oft so dicht und verschachtelt, sodass wir Mühe haben, konzentriert dran zu bleiben. Aber es lohnt sich: oft ist von Hoffnung und Sehnsucht die Rede und genau das trifft uns mitten ins Herz.
#6. Heilige Messe
Die Messe ist immer einen Besuch wert, denn sie ist die intensivste Form der Freundschaftspflege mit Gott. Besonders schön sind in diesen Tagen auch die Rorate-Gottesdienste: In unserer Pfarre bereits um 6 Uhr, nur mit Kerze beleuchtet und mit wunderbarer Bläser-Musik - wirklich stimmungsvoll.
Freundschaften verkümmern, wenn wir uns nicht aktiv darum bemühen. Allzu schnell werden wir uns fremd. So ist es auch mit Gott: Das optimale Zeitfenster fürs Gebet gibt es eigentlich nicht.
Bete also, wann immer und wo immer du kannst. Fang einfach an!
Versöhnung
Wir sehnen uns danach, dass vieles besser wird in unserem Leben. Wir sehnen uns nach Heil und Heilung. Uns wird an Weihnachten meist noch deutlicher bewusst, dass wir irgendwie unrund laufen.
Es gibt viele Baustellen in unserem Leben: zerbrochene Beziehungen, Streitigkeiten in der Familie, herausfordernde Arbeitsbedingungen oder nervige Kollegen. Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern.
Wirklich heilen kann nur Gott.
Und genau darin liegt die Sehnsucht von Weihnachten: Dass wir jenen Frieden finden, den die Engel den Hirten am Feld verkündeten. Frieden ist nicht nur das Gegenteil von Krieg - also Frieden im Außen und im Großen. Frieden beginnt schon im Kleinen, im eigenen Herzen, in der Familie.
Unsere große Sehnsucht sind heile, gute Beziehungen - zu mir und zu den anderen.
Was können wir tun, um in den Frieden zu kommen?
Wir können dem/ der anderen bewusst verzeihen. Ich will nicht immer die alten Geschichten aufwärmen.
Es gibt auch Menschen, mit denen eine Versöhnung nicht möglich ist - aus welchen Gründen auch immer. Wenn dieser umversöhnte Zustand dauerhaft anhält, besteht die Gefahr, dass mein Herz vergiftet wird. Die Kirche stellt dir jedoch genau dafür ein wunderbares Sakrament zur Verfügung: Das Sakrament der Versöhnung, die Beichte.
Beichten ist nicht so einfach, es kostet meistens große Überwindung, aber es schenkt dir langfristig Frieden.
Es gibt Situationen, die du nicht selber lösen kannst.
Wie befreiend ist es, wenn du das in der Beichte Christus anvertrauen kannst. So beginnst du, immer mehr mit mir im Frieden zu sein. Wenn du Frieden ausstrahlst, wird sich langfristig deine Umgebung verändern.
Unperfekt
Weihnachten ist überladen von allzu hohen Erwartungen - an mich, an die anderen, an das Fest selbst. Immer dann, wenn ich mich die Perfektions-Welle überrollt und ich das Gefühl habe, nichts läuft so, wie es eigentlich soll, denke ich an Betlehem.
In Betlehem war es auch nicht perfekt - ganz im Gegenteil.
Menschenmassen, alle auf der Suche nach einer Bleibe und für die Heilige Famile bleibt nur eine Grotte außerhalb der Stadt und eine Futterkrippe als Babybett.
Betlehem ist für mich ein Symbol dafür, dass Gott gerade das Unperfekte liebt und dort ganz sein möchte.