Der Dankbarkeit Raum geben

Die Tage werden kürzer, es ist länger dunkel und die kühle Winterluft lädt zum gemütlichen Drinnen-Sein ein. Wir bereiten uns in der Familie vor auf das kommende Weihnachtsfest. Die elterlichen Gedanken drehen sich um passende Geschenke für unsere Lieben. Was wollen wir denn dieser Freundin und jenem Kind schenken? Sie haben doch schon „alles“. Ich frage mich, wie ich meinen Kindern einen Gegenakzent zum Konsum vermitteln kann?

Wunschlos glücklich?

Die Kinder selbst sehen das ganz anders: Da gibt es tausende Ideen, was in der Spielzeugsammlung noch fehlt. Gerade der Vergleich mit SchulkollegInnen und FreundInnen weckt das Gefühl von „Ich will auch!“, den Neid. Ines Maynard stellt in ihrem Buch „Werte für Kinder“ den Neid als Gegenpol der Dankbarkeit dar:

Der Blick auf das, was fehlt, lässt den Neid wachsen, während das Besinnen auf das, was alles bereits da ist, die Dankbarkeit stärkt.

Der Blick auf das, was fehlt, lässt den Neid wachsen, während das Besinnen auf das, was alles bereits da ist, die Dankbarkeit stärkt. „Wer sich über das freut, was er hat, hat keine Zeit mehr, über das zu klagen, was er nicht hat“, hielt auch der österreichische Schriftsteller Ernst Ferstl fest.

Den Blick schärfen

Durch die Art und Weise unseres Konsumverhaltens und Werbung wird unsere Aufmerksamkeit stets auf Dinge gelenkt, die wir nicht haben und noch „brauchen“. Wie können wir da einen kleinen Gegenakzent ins Leben unserer Kinder bringen?

Hier sind ein paar Ideen dazu, bestimmt fällt auch dir etwas ein:

  • Gestaltet einen „Danke-Adventkalender“: Jeden Tag hält jedes Familienmitglied etwas fest, wofür es dankbar ist.
  • Denk mit deinen Kindern darüber nach, was ihnen echte Freude macht. Was hat euch im letzten Jahr wirklich Freude bereitet? Natürlich freuen sie sich über ein neues Spielzeug, aber wie war das mit dem ferngesteuerten Auto letztes Weihnachten – ist das nicht nach zwei Wochen unbeachtet in der Spielelade verschwunden? Lässt der lustige Ausflug in den Zoo hingegen nicht noch jetzt warme Erinnerungen hochsteigen?
  • Blickt jeden Abend zusammen auf den Tag zurück und sucht nach mindestens drei Dingen, Begegnungen oder Momenten, für die ihr Danke sagen möchtet.

Für Dankbarkeit braucht es ein Innehalten im Alltag. 

  • Was würden andere Leute sagen, wofür du in deinem Leben dankbar sein kannst? Was hast du alles, über das sich viele andere Kinder freuen würden? Ein schöner Roller kann das genauso sein wie ein kuscheliges Bett, eine warme Wohnung und täglich leckeres Essen, das dich satt macht…
  • Wo schleicht sich bei dir hin und wieder Neid ein? Was steht dahinter – was fehlt dir im Moment und welche Sehnsucht spürst du hinter dem Neid aufkommen?
  • Spürt in euren Körper: Wie fühlt es sich an, wenn ihr an etwas denkt, worüber ihr neidisch seid? Und wie fühlt es sich an, an das Schöne zu denken, das ihr habt?
  • Wem möchtest du für etwa Danke sagen? Dem Opa für das gemeinsame Reparieren deines Fahrrads, deiner Freundin für ihr sonniges Lächeln? Wie reagiert die Person, wenn du ihr dafür Danke sagst? Und wie spürt sich das für dich an?
  • Kannst auch du jemandem eine kleine Freude bereiten? Durch deine Hilfe, deine Zeit, ein liebes Wort?

 

Um unser Bewusstsein dafür zu öffnen, wofür wir dankbar sein können, braucht es in unserem Alltag immer wieder ein Innehalten und Schauen: Was ist denn alles da in diesem Augenblick? Was sehe ich an Gutem um mich herum? Woran darf ich wachsen? Womit bin ich beschenkt? Und speziell die kommenden Wochen, in denen sich das Jahr dem Ende zuneigt, könnten eine Zeit des dankbaren Rückblicks sein.

 

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