Bin ich eine Rabenmutter? Berufstätige Mama sein ist immer ein Spagat.

Mama und berufstätig sein, das ist oft ein Spagat. Abgesehen von der verfügbaren (oder eben nicht verfügbaren) Kinderbetreuung, gibt es da auch noch die leise Stimme in meinem Kopf, die mich immer wieder fragt: Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung war?

Es ist schon komisch, das mit dem Arbeiten. Ich habe das große Glück, dass mein Beruf zumindest teilweise auch Berufung ist. Meistens macht mir die Arbeit Freude!

Das Zusammenarbeiten mit meinen KollegInnen, der Kontakt mit anderen Familien, das Kreativsein, Innovativ-Sein und die kleinen Erfolgserlebnisse beflügeln mich.Damit sind auch die stressigen, anstrengenden und herausfordernden Arbeitsbereiche zu bewältigen.

Und so gerne ich Arbeiten gehe und meinen Beruf auch genieße, so habe ich doch auch immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Immerhin waren meine Kinder es gewohnt, dass immer einer von uns Zuhause ist. Für uns war am Beginn unserer Elternschaft klar: wir wollen uns so lang wie möglich selbst um unsere Kinder kümmern.

Sieben Jahre lang haben wir es geschafft, dass fast immer einer von uns Zuhause war. Hin und wieder war eine Oma da, wenn wir beide eine berufliche Verpflichtung hatten.

Unsere jüngste Tochter war fünf, als sich das jetzt geändert hat. Wir sind diesbezüglich aber nicht ganz die klassische Familie, denn mein Mann hat jetzt mit dem Beginn meiner Vollzeitstelle seine Stunden noch einmal reduziert.

Wir haben viel über diese Entscheidung nachgedacht

Für uns war wichtig, dass wir mit unseren Kindern nicht nur die beworbene „Qualitätszeit“ haben wollen, denn wir glauben nicht, dass wenig gemeinsame Zeit für die Kinder reicht!

Wir sind überzeugt davon, dass Kinder jemanden in der Nähe brauchen, der ansprechbar ist.

Wir sind überzeugt davon, dass Kinder jemanden in der Nähe brauchen, der ansprechbar ist. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Kinder rund um die Uhr beschäftigen, betreuen und ihnen jeden Handgriff abnehmen. Wir machen genauso „nebenbei“ die Küche oder Wäsche, aber wir sind einfach da, wenn sie ein offenes Ohr, eine Kuscheleinheit oder Unterstützung brauchen. Das beinhaltet natürlich auch die klassische Hausübungs-Diskussionen und die Müdigkeit nach dem Mittagessen.

Das ist auch der Bereich, der mich am meisten zum Grübeln bringt. Ich weiß nicht alles, was unsere Kinder erleben, in der Schule lernen oder was sie beschäftigt.

Ich habe richtige Lücken im Alltagswissen meiner Kinder und das tut mir manchmal weh, auch wenn mein Mann da ist und diese Bereiche abdeckt. Ich merke: meine Berufstätigkeit bedeutet, dass mir Familienzeit fehlt.

Sich bewusst Zeit nehmen

Bewusste Zeiten zu schaffen, die nur meinen Kindern gehören, war eine wichtige Entscheidung für mich. Ich muss zwar erst lernen, in diesen Zeiten alles andere abzuschalten, aber es wird jeden Tag ein bisschen besser.

„Die Kinder von Bullerbü“ gehören nur uns und die kleine Obstjause nach der Hausübung ebenso. Miteinander Abendessen zu richten und in der Küche kleine Aufgaben zu verteilen und dann gemeinsam zu werken ist manchmal entspannt – und manchmal muss ich mich daran erinnern, dass wir alle müde sind und ich mich deshalb gestresst und ungeduldig fühle.

Man muss sich immer wieder daran erinnern, sich für das eigene Selbst und die Kinder bewusst Zeit zu nehmen. 

In der Früh die Kinder noch einmal bewusst zu kuscheln und ihnen ein Kreuzerl auf die Stirn zu zeichnen (und auch bei meinem Mann!) ist mir wichtig geworden.

Auch unser Abendritual ist anders, wenn nur ich Zuhause bin. Und ich gebe zu, ich freue mich trotzdem, wenn dann nach dem Abendgebet Ruhe einkehrt und ich einmal tief durchatmen kann.

Das merke ich nämlich auch: auf mich selbst darf ich nicht vergessen. Ich brauche Zeit um zur Ruhe zu kommen, mit den Kindern zu kuscheln, am Abend ganz allein eine Serie zu schauen, zu lesen und zu schreiben.

Ohne Energie geht nämlich gar nichts, weder Zuhause noch im Beruf.

Übrigens – entschuldigt den thematischen Sprung – ich habe einiges über Raben gelesen. Raben sind sehr fürsorgliche Eltern. Sie versorgen ihre Jungen mit dem größten Einsatz, oft bis ins Erwachsenenalter. Sie leben oft monogam und bilden Großfamilien, sie unterstützen einander bei der Aufzucht und verteidigen ihre Angehörigen.

Also in dem Sinne, bin ich gerne eine „Rabenmutter“!

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