Als Eltern die eigene Leistung anerkennen

Die Geburt eines Kindes bedeutet für viele Eltern oft gleichzeitig einen beruflichen Neuanfang, ob gewollt oder ungewollt. Das Leben verändert sich. Viele Familien ziehen um oder Arbeitszeiten erweisen sich als familienunfreundlich. So bereitete auch ich mich gerade auf ein Vorstellungsgespräch vor, als mir der entscheidende Gedanke kam.

Warum, dachte ich mir, werde ich nie gefragt, ob ich flexibel bin? Denn Flexibilität ist eine Eigenschaft, die alle Eltern im Übermaß besitzen. Genauso wie hervorragende Organisationsfähigkeit und Zeitplanung. Wir sollten endlich zu unserem Können stehen. Uns selbst und unsere Leistung anerkennen, sinnierte ich.

Eltern stellen sich immer wieder auf neue Situationen ein

Denken wir doch nur einmal an die unterschiedlichen Bedürfnisse, die Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter haben. Geschweige denn in der Pubertät oder Jugend. Bei jedem kleinsten Entwicklungsschritt stellen sich Eltern auf ihre Kinder neu ein, fördern und unterstützen sie. Verändern das eigene Leben, um ihnen Raum zur Entfaltung zu bieten.

Eltern stellen sich immer wieder neu auf ihre Kinder ein.

Stehen anfänglich die Geborgenheit und der Schutz im Vordergrund, ist im fortgeschrittenen Alter Raum zum Experimentieren und Freiheit vonnöten. Oft sehe ich mir in der Schnellbahn die Jungs in der Pubertät an und stelle mir vor, wie das wohl sein wird, wenn aus meinem anlehnungsbedürftigem Kind plötzlich ein selbstbewusster Jugendlicher wird.

Was den Alltag einer Familie betrifft, ist es vorbei damit, ungeplant in den Tag hineinzuleben. Alles muss mitgedacht und organisiert werden. Schon allein der morgendliche Gang zum Kindergarten oder Einkauf muss gut vorbereitet werden, um im Zeitplan zu bleiben, sowie Kosten und Nerven zu sparen.

Doch wie oft schauen wir nur darauf, was wir alles nicht geschafft haben, wie die Wohnung aussieht, was noch erledigt werden muss.

Durch das Elternsein entwickelte Fähigkeiten

Verzweifeln, wenn unser Kind gerade wieder einen Trotzanfall hat oder setzen uns selbst mit unnötigen Vergleichen mit anderen Kindern unter Druck. Anstatt uns selbst für die – uns bereits selbstverständlich erscheinende – Leistung zu gratulieren, die wir wieder einmal erbracht haben.

Familie heißt in erster Linie Organisation und Management. 

Geduld, Einfühlungsvermögen, Zeitplanung, Entwicklungsförderung, all dies sind nur einige Dinge, die wir Tag für Tag aufbringen. Krankenschwester, Köchin, Wäscherin, Pädagogin, das sind nur wenige Berufe, die wir aus dem Ärmel schütteln, ohne dass es uns noch besonders auffällt. Denn Familie, Partnerschaft, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen erfordert Managementfähigkeiten!

Beim nächsten Vorstellungsgespräch trete ich selbstbewusster auf, nehme ich mir vor. Und das sollten wir alle tun: an uns glauben!

Wir werden alle Herausforderungen schaffen, die auf uns zukommen, seien es Kinderkrankheiten oder Pubertät. Es ist Zeit, stolz auf uns zu sein. Lasst die Wäscheberge links liegen. Haltet inne, und stoßt mit einem Glas Sekt auf euch selbst an!

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Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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