Adoption - Ein Thema, das uns ein Leben lang begleitet (Teil2/2)

In meinem ersten Teil habe ich euch von unserer Tochter Anna erzählt: Wir haben sie adoptiert, als sie noch ganz klein war. Wir wussten, dass sie eines Tages zu fragen beginnen würde, wie es denn im Bauch war.  Uns war es wichtig, dass sie von uns  dem Alter entsprechende Antworten bekommt.

Kinder können grausam sein

Unsere Sorge, dass sie es von anderen erfahren könnte, war berechtigt und der erste Schlag kam schneller als erwartet. Einige Monate nachdem sie erfahren hatte, dass wir nicht ihre leiblichen Eltern waren - Anna war gerade erst vier geworden - schrie ihre Cousine im Zorn, nachdem Anna sie nicht ohne uns begleiten wollte: „Warum willst du denn nicht ohne sie mit uns mit, die sind doch gar nicht deine Eltern!“ Bummmm… das saß. Eisiges Schweigen der umstehenden Erwachsenen, keiner auch nicht ihre Eltern sagten ein Wort. In mir stieg der Zorn auf, mir stockte der Atem, am liebsten hätte ich das Mädchen massiv zurecht gewiesen. Anna ignorierte die Situation, sagte kein Wort und machte mit dem Spiel weiter als sei nichts gewesen.

Ich weiß es nicht: hat ihr der Schutzengel die Ohren zugehalten?

Sie erwähnte den Vorfall nicht ein einziges Mal mehr, dabei ist sie ein Kind, das spätestens am Abend beim Schlafengehen Dinge, die sie beschäftigen, anspricht. Doch das war bis heute nicht der Fall.

 

So wie wir alle mit bestimmten Lebensbereichen kämpfen und unsere Schwierigkeiten haben, wird dieser Lebensumstand für Anna und auch für uns als Eltern immer eine Herausforderung sein und bleiben, mit der vor allem sie umzugehen lernen muss.

Das Umfeld

Uns ist wichtig, ihr altersgerecht alle Fragen, die wir ihr beantworten können, zu erklären, sobald sie von sich aus danach fragt.  

Dafür stellt die Familie einen geschützten, sicheren Rahmen dar.

Unsere Familie hat das große Glück, dass wir eine gut befreundete Familie kennen, deren Tochter Lena auch zur Adoption freigegeben wurde. Lena ist vier Monate älter als Anna und die beiden Mädchen verstehen sich sehr gut.

Interessant ist: beide wissen um deren eigenen Adoption und den Umstand, dass es auch beim anderen Mädchen so war. Sie sprechen es nie an, doch wir als Eltern merken, dass sie sich emotional sehr nahestehen. Zudem haben wir regemäßig Kontakt mit Familien, welche ein oder mehrere Pflegekinder bei sich aufgenommen haben.

Allein das Wissen der Kinder darum, dass sie nicht alleine in ihrer besonderen Lebenssituation sind, wirkt sich sehr positiv auf die Akzeptanz und die gefühlte Normalität des Ganzen aus.

Die Privatsphäre des Kindes schützen

Uns erscheint es als zentral, die Privatsphäre unserer Tochter gerade im Bezug auf die Adoption unter allen Umständen zu schützen. Gerade dieses Thema ist oft sehr interessant für Außenstehende, die wenig Erfahrung in diesem Bereich haben.

Wir erklären gerne, wie man sich um die Adoption eines Kindes in Österreich bemüht, welche Schritte man als Ehepaar durchlaufen muss, wie lange die Wartezeit usw. ist.

Doch die Details, wie es bei uns ablief, wer die leiblichen Eltern unserer Tochter sind, was die genauen Umstände für deren Entscheidung, das Kind abzugeben waren, bleiben in unserer Familie und werden nicht nach außen getragen.

 

Rahmenbedingungen für eine Adoption in Österreich:

  • Die Adoption kann durch Ehepaare, Einzelpersonen oder eingetragene Partner erfolgen;
  • Adoptiveltern haben gesetzlich dieselben Rechte und Pflichten gegenüber dem Kind wie leibliche Eltern;
  • Bevor die Adoption erfolgen kann, wird die Eignung der Adoptivwerber eingehend von der Jugendabteilung durch das Amt für Jugend und Familie, oder die zuständige Bezirkshauptmannschaft festgestellt;
  • Das Mindestalter von Adoptiveltern liegt bei 25 Jahren, das Höchstalter bei ca. 40 Jahren
  • Gesundheitliche, soziale und persönliche Rahmenbedingungen müssen geprüft und als stimmig befunden werden; Adoptivwerber müssen einen mehrtägigen Vorbereitungskurs (bei uns wurde er von der Caritas angeboten) besuchen;
  • Abgebende Mütter haben das Recht, die Adoption bis zu 6 Monate nach der Abgabe rückgängig zu machen und das Kind wieder zu sich zurückzuholen;
  • Die Wartezeit lag bei uns, wie auch bei der befreundeten Familie, bei 5 Jahren

 

Wir als Eltern sind Gott unendlich dankbar, dass wir die Eltern unserer Anna sein dürfen. Es ist das Schönste für uns zu sehen, wie gut sie sich entwickelt und zu einer eigenständigen Persönlichkeit heranwächst. 

Daher unser Appell an kinderlose Paare: traut euch hinein in dieses Abenteuer – ihr werdet es, trotz aller Herausforderungen und bürokratischen Hürdenläufe, nicht bereuen.

 

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