Negatives Verhalten bei Kindern

Wie reagiert man am besten auf negatives Verhalten bei Kindern? Wird auf solches Verhalten falsch reagiert, kann eine Negativschleife in Gang gesetzt werden

Kinder sind nicht immer nur lieb und brav. Sie können auch richtig schlimm sein. Wird auf solches Verhalten aber falsch reagiert, kann eine Negativschleife in Gang gesetzt werden.

Boris ist ein aufgeweckter Dreijähriger mit viel Energie. In letzter Zeit hat Magda den Eindruck, dass sie ihren Sohn dauernd schimpfen muss, weil er ständig etwas anstellt, besonders in Anwesenheit anderer Kinder. Eben gerade hat er den kleineren Jahn, der mit seiner Mama Maria auf Besuch ist, einfach umgestoßen. Maria versucht nun den brüllenden Jahn zu trösten und Magda redet auf Boris ein und möchte ihn wenigstens dazu bewegen, sich zu entschuldigen. Erfolglos. Um die unangenehme Situation zu entschärfen, bekommen beide Buben einen Kakao.

Was könnte die Ursache für Boris‘ Verhalten sein?

Oft beginnt das einfach zufällig: Vielleicht hat sich Boris einmal über einen Spielkameraden geärgert und ihn aus Unmut umgeschmissen. Daraufhin kam „Bewegung“ in den vorher ruhigen Kaffeetratsch der beiden Mütter. Die andere Mami sprang erschrocken zum weinenden Kind und Magda fragte Boris eindringlich: „Aber Boris, warum machst du das? Das darf man nicht! Komm und entschuldige dich!“ Nach langem Zureden gab Boris dem Kleinen die Hand zur Versöhnung. (Siehe auch: Wenn sich zwei streiten)

Ein paar Tage später passierte etwas Ähnliches – vielleicht diesmal aus Langeweile. Nun kommt es darauf an, wie Magda reagiert. Wenn Magda Boris diesmal noch länger erklärt, dass er so etwas nicht machen darf und sich dann vielleicht neben ihn setzt und aufpasst, dass er nichts „Schlimmes“ mehr anrichtet, macht Boris die Erfahrung, dass er mit negativem Verhalten viel Aufmerksamkeit bekommt und im Mittelpunkt steht. Klappt das beim nächsten Mal auch wieder so „toll“, kann sich solch ein Fehlverhalten verfestigen und zu einem Verhaltensmuster werden.

 

Kinder haben kein eigenes Selbstbild

Falls Magda außerdem in Anwesenheit von Boris ihrem Mann erzählt: „Boris ist so schwierig, immer tut er anderen Kindern weh!“, dann bekommt Boris zusätzlich ein „Etikett“.

Kinder haben kein eigenes Selbstbild, sie sehen sich selbst so wie ihre Bezugspersonen es ihnen durch ihre Worte und ihr Verhalten widerspiegeln.

Boris Selbstbild ist nun: „Ich bin schlimm! Ich tue anderen Kindern weh!“. Das beeinflusst sein Verhalten noch mehr Richtung negativ.

 

Wie die Negativschleife durchbrechen?

Wichtig wäre, möglichst bald aus dieser Negativschleife auszusteigen. Boris braucht als erstes klare Anweisungen in Form von Ich-Botschaften wie: „Ich möchte nicht, dass du Jahn umstößt. Das tut ihm weh.“ Außerdem ist es besser, nicht viel Aufhebens aus dem Vorfall zu machen, aber trotzdem – ruhig und gelassen – klare Grenzen zu setzen und Boris eher aus der Situation heraus zu nehmen: „Bis du wieder bereit bist mit Fabi zu spielen, setzt du dich hier auf das Sofa.“

 

Liebevolle Aufmerksamkeit

Keinesfalls sollte ein missglückter Entschuldigungsversuch auch noch wie bei Boris mit einer Tasse Kakao „belohnt“ werden. Gleichzeitig ist es hilfreich, wenn die Eltern dem Kind von sich aus Aufmerksamkeit schenken. Zum Beispiel kann Boris beim Aufdecken helfen und bestärkt werden: „Du bist heute eine große Hilfe für mich!“. Oder Papa kommt von der Arbeit nachhause und fragt: „Boris, lesen wir zusammen ein Buch oder bauen wir einen Turm?“.

Liebevolle Aufmerksamkeit, die sich das Kind nicht erst erkämpfen muss, zusammen mit klaren Regeln geben dem Kind Sicherheit, Selbstbewusstsein und vermindern unerwünschte „Faxen“.

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