Ab in den Advent

Ich konnte es kaum glauben: bereits Anfang November waren in den Supermärkten die Regale voll mit Weihnachtslebkuchen, Adventkalendern, Schokonikoläusen und essbarem Christbaumschmuck.

Und irgendwie nervt mich das – viel zu früh soll man sich heutzutage auf die Weihnachtszeit einstimmen. Aber vielleicht ist es doch nicht so schlecht, sich vor Adventbeginn ein wenig vorzubereiten, um nicht einfach so in diese Zeit zu stolpern, sondern ganz absichtlich mit dem ersten Adventsonntag den Fuß in die besinnlichste Zeit des Jahres zu setzen und sie nicht gestresst, sondern bewusst auszukosten, zu erleben, verbringen und zu genießen.

Was feiern wir eigentlich?

Wer Kinder hat, weiß natürlich, dass der Advent nicht unbedingt die stillste Zeit im Jahr wird. Aber warum soll sie denn auch still sein? Mit unseren Kindern besprechen wir das jedes Jahr aufs Neue:

Advent kommt vom lateinischen Wort „ADVENTUS“ und bedeutet Ankunft.

Wer kommt an und wo?

Im ganzen Schoko-Weihnachts-Glitzer-Trubel könnte man fast vergessen, um wen es zu Weihnachten eigentlich geht: um Jesus! Gott wird Mensch. Er macht sich klein und unscheinbar um uns nahe zu sein. Welch großes Liebesgeschenk! Darum beschenken auch wir einander zu Weihnachten mit Zeit und Dingen, die von Herzen kommen. Wir wollen ein bisschen weitergeben von der Liebe, die uns Gott schenkt.

Und wenn man einen besonderen Gast erwartet, dann macht man sich Gedanken, wie man diesen wohl empfängt. Das ist auch der Grund, warum wir die Zimmer besonders gründlich putzen und schmücken. Kerzen und Lieder stimmen uns auf den großen Besuch ein und dann, nach vier brennenden Kerzen und so manchen freudigen und geschäftigen Schritten, ist er da, der Tag der Ankunft: 24.12. 16.00 Uhr (Kindermette).

So ist der Advent, die Zeit des Wartens auf Jesus.

Von einer lieben Freundin haben wir vor ein paar Jahren einen großen Adventkalender bekommen, der nicht mit Schokolade, sondern mit kleinen Briefchen – Ausschnitten aus der Weihnachtsgeschichte –  gefüllt war: Vom Kommen des Engels zu Maria, bis hin zur Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Das stimmt uns immer gut ein und erinnert uns ans Wesentliche.

Vorbereitung – eine kleine Checkliste

Mit Kindern wird es aber nicht auf Knopfdruck besinnlich, zumindest nicht mit meinen drei Mäusen. Wir brauchen immer fixe Rituale. Diese gehören vorbereitet.

Besinnliche Geschichten

Wir haben eine kleine Sammlung an Gedichten und Geschichten, die uns durch die Adventzeit begleiten: Werke von K. H. Waggerl und Peter Rosegger, Astrid Lindgren und Texte aus einem Weihnachtssammelbuch. Sie bleiben etwas Besonderes, weil sie nur in dieser Zeit des Jahres vorgelesen werden.

Manches könnten meine Kinder mitsprechen, dennoch hören sie mir immer ganz gebannt zu, wenn ich mit ihnen im Halbdunkel sitze und ein wenig vom früheren Zauber der Weihnachtszeit lese.

Also vor dem Advent sollen die Bücher schon abgestaubt und griffbereit in meinem Zimmer liegen. CHECK!

Lichter

Der Adventkranz mit seinen vier Kerzen leuchtet uns den Weg zur Krippe. Wir machen unseren Adventkranz (genauer gesagt bindet ihn mein Mann) seit ein paar Jahren selbst. Wir stecken die Kerzen auf und er wird das Zentrum unseres täglichen Abendgebets. Um ihn versammelt entzünden wir die Kerzen und singen miteinander ganz klassisch „Wir sagen euch an, den lieben Advent“. Pro Woche gesellt sich eine neue Strophe hinzu.

Dann folgen auch andere Lieder wie „Leise rieselt der Schnee“ und „Alle Jahre wieder“ etc. Mit Gitarre und Glockenspiel singen wir und beten gemeinsam im Anschluss daran den „Engel des Herrn“.

Rechtzeitig Reisig, drei violette und eine rosa Kerze und viele lange Zündhölzer (damit die Kinder die Kerzen auf den Adventkranz entzünden und nicht ihn anzünden) besorgen. CHECK!

Futterkrippe

Wir haben einmal von einer Familie erzählt bekommen, dass diese in der Adventzeit immer die leere Futterkrippe aufstellt, um sie mit Liebe und guten Taten zu füllen, bis das Jesuskind darin gebettet wird. Das fanden mein Mann und ich so schön, dass wir diese Tradition zu unserer eigenen machten.

Statt Stroh legen wir dünne Goldpapierstreifen, auf die wir das Gute, das uns tagsüber gelungen ist, schreiben, Jesus in die Krippe, nach dem Motto: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Wir bereden, wie Jesus sich freut, wenn wir einander helfen und gut zueinander sind, besonders dann, wenn wir eigentlich lieber etwas anderes tun würden.

Nach dem Singen und Beten kommt also der Tagesrückblick und jeder überlegt, ob diesmal etwas für Jesus dabei war. An manchen Tagen wird’s recht gefüllt, an anderen kommt kaum etwas hinzu. So ist es eben. Die Freude, wenn man etwas von sich reinlegen darf, ist bei den Kindern aber auch bei uns Erwachsenen, immer groß.

Goldpapier für die Futterkrippe kaufen und den Platz frei räumen um sie aufzustellen. CHECK!

Christbaum

Ja, wir suchen den Christbaum immer noch vor der Adventzeit aus. Als ganze Familie fahren wir bewaffnet mit einem laminierten Namensschild in eine Christbaumzucht und durchwandern unzählige Reihen an Tannen auf der Suche nach unserem Baum. Er darf nicht zu groß und nicht zu klein sein – wir haben da immer ein ganz bestimmtes Bild im Kopf und glauben jedes Jahr aufs Neue, einen noch schöneren als im Vorjahr gefunden zu haben.

Am Tag vor dem Heiligen Abend übernehmen die Männer des Hauses den Schnitt und Abtransport in unsere vier Wände.

Namensschild laminieren und Datum für Christbaumsuche fixieren. Christbaumschmuck im Keller wieder griffbereit platzieren. CHECK!

Weihnachtsmusik

Während Autofahrten und auch so während des Kochens höre ich im Advent gerne Weihnachtliches. Bunt gemischt von „Es ist ein Ros entsprungen“ und „First Noel“, über „Jingle Bells“ und „White Christmas“ bis hin zu „Last Christmas“ ist wirklich alles dabei: traditionell besinnlich bis modern-pfiffig.

Bei meinen Kindern ist letztes Jahr die Weihnachtsbäckerei der Renner gewesen.

CDs raussuchen, auf Kratzer prüfen, evtl. neue besorgen. CHECK!

Im Terminplaner bewusst Lücken lassen

Wir brauchen für unser Abendritual mindestens eine halbe Stunde, wenn alle motiviert und richtig eingestimmt sind, manchmal sogar länger. Uns ist es darum wichtig, dass wir nicht gestresst von irgendwo kommen oder irgendwo hingehen.

Darum ist der Advent für uns nicht die Zeit, in der wir täglich etwas mit Freunden vereinbaren oder alle möglichen Dinge erledigen. Wir halten bewusst ein paar Lücken im Terminkalender, damit Zeit bleibt. Zeit für uns als Familie, Zeit der Stille, Zeit des Singens, Zeit des Bastelns und Vorbereitens, Zeit zu sein.

Erinnerungen teilen

Meine Kinder lieben Geschichten aus meiner Kindheit. Ich nutze diese Zeit auch immer gern um davon zu erzählen, wie ich mich auf Weihnachten gefreut hab, was ich Lustiges erlebt habe, worüber ich enttäuscht war und was ich denn so bekommen habe.

Sie müssen immer recht lachen, wenn ich dann von ihren Onkeln und Tanten erzähle und sie sich in so mancher Geschwistergeschichte wiederfinden. Vieles von dem, wie wir den Advent gestalten, haben mein Mann und ich einfach von unserem Elternhaus mitgenommen.

Auch das ist Adventzeit für uns – Erinnerungen teilen.

Langsam kommen auch meinen Kindern Geschichten in den Sinn: „Mama, weißt du noch, als ich einmal …“ An diesen Geschichten merke ich immer, wie schnell sie größer werden. Und das bestärkt mich darin, diese Zeit bewusst zu leben, solang wir noch alle gemeinsam unter einem Dach sind. Manchmal frage ich mich, was sich meine Kinder wohl aus dieser Zeit in ihre Familien mitnehmen werden und welche Geschichten und Rituale dann die ihren sein werden.

So sind wir

Ich mag den Advent. Bei uns ist er nicht sehr still, aber besinnlich, und so gefällt es mir. Mein Mann, unsere Kinder und ich gestalten den Advent, wie er für uns passt. Wir begehen ihn bewusst mit den Feiern der Kirche, gestalten ihn zu Hause bunt und lebendig und wir lieben es, denn er ist so, wie wir sind.

Jesus wird auch diesen Advent freudig erwartet werden in unserer lauten und chaotischen Familie. Komm Herr Jesus, sei unser Gast …

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Ein Artikel von

Portraitfoto Angelica Spießberger

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