Weihnachten allein feiern?

Noch vor einigen Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals damit konfrontiert sein würde, ein so wichtiges Fest, das Familienfest schlechthin, jemals allein zu verbringen. Am Heiligen Abend war man einfach traditionellerweise mit der Familie zusammen. Alleinstehende Omas oder Tanten wurden zum Mitfeiern eingeladen. An so einem Tag sollte doch keiner alleine sein! Der Gedanke daran kam mir vor wie ein Schreckgespenst.

Allein am 24. Dezember

Und doch kommt es vor, dass Menschen am 24. Dezember allein sind. Ich selbst habe es schon erlebt. Vor zwei Jahren ergab es sich bei mir so, als im Zuge der Scheidung die Kinder bei meinem Ex-Mann waren und ich diesen besonderen Abend allein verbrachte. Zuerst hatte ich überlegt, ob ich jemanden besuchen oder mit meinen Eltern feiern sollte. Aber irgendwie passte es für mich besser, an diesem Abend allein zu bleiben. Ich hatte viel nachzudenken und wollte nicht anderen mit meiner schwierigen Geschichte den Abend verderben. In den Tagen danach war ohnehin großes Feiern im Kreise der Großfamilie angesagt. Ein bisschen Ruhe tat mir da ganz gut. Ich hatte sogar einen Mini-Christbaum. Es war ok.

Damals war noch keine Rede von Corona, es waren einfach die persönlichen Umstände, die dazu führten. 

Jedes zweite Jahr „Solo“ nach der Scheidung

Voriges Jahr waren dann die Kinder bei mir und wir feierten in unserer Familientradition mit großem Essen und Bescherung unter dem Christbaum. Es war schön, aber doch anders als in den vielen Jahren davor. Durch die Trennung war die Familie einfach nicht mehr „ganz“ wie vorher.

Heuer wird es wieder so sein, dass ich in den Tagen vor Weihnachten und am 24. Dezember allein bin.

Heuer wird es wieder so sein, dass ich in den Tagen vor Weihnachten und am 24. Dezember allein bin. Seit die Obsorge für die Kinder aufgeteilt ist, feiern wir die wichtigen Feste im Jahr abwechselnd mit ihnen. Jedes zweite Weihnachten ist demnach für mich ein „Solo“-Weihnachten. Es ist ungewohnt für mich, dieses Fest allein zu feiern, hatte ich doch die vergangenen 20 Jahre einen gewohnten Ablauf und ein fixes Programm. Doch ich muss sagen, ich finde es nicht katastrophal, dass es nun so ist. 

Altes und Neues

Plötzlich habe ich die Freiheit, dieses Fest mal ganz anders zu begehen! Wer sagt denn, dass man immer alles so machen muss wie bisher? Ich könnte, wenn ich wollte, am 24.12. den ganzen Tag Schifahren gehen, vorausgesetzt, es gäbe Schnee und die Lifte wären in Betrieb. Ich könnte theoretisch auch auf Urlaub fahren, irgendwohin. Oder wandern gehen. Je nach Wetter, Lust und Laune.Es stimmt schon, ein wenig einsam fühlt es sich an, am Heiligen Abend allein zu sein. Wenn man sich vorstellt, wie alle anderen emsig vorbereiten, Geschenke verpacken, kochen und die Kinder auf den Augenblick hin fiebern, bis sie endlich ihre Geschenke auspacken dürfen.

Allein ist es eben anders. Klar könnte ich es für mich auch genauso feiern wie bisher, nur eben ohne Gesellschaft. Aber da würde ich mich ein bisschen so fühlen wie die Lady in dem Film „Dinner for one“, das ich früher gern angesehen habe. So zu tun, als hätte man Phantom-Gäste, irgendwie skurril.

Der eigentliche Sinn von Weihnachten

Wenn ich mir vorstelle, dass ich auch heuer wieder allein feiere – was gut sein kann, denn ich weiß nicht, inwieweit die allgemeinen Corona-Vorschriften das Feiern mit mehreren Personen aus verschiedenen Haushalten zulassen, sodass ich z.B. andere Singles einladen könnte – beginne ich über den eigentlichen Sinn von Weihnachten nachzudenken.

Ich könnte diesen Tag wie sein Geburtstagsfest feiern.

Gefeiert wird zu Weihnachten die Geburt von Jesus. Es ist sein Geburts-Tag. Also könnte ich diesen Tag wie seinen ganz persönlichen Geburtstag feiern…mit allem Drum und Dran.

Geburtstagsfest 

Wenn eine Person, die mir nahe steht, Geburtstag hat, dreht sich den ganzen Tag alles um sie. Das heißt, es beginnt mit einer netten Aufmerksamkeit am Morgen, gefolgt von einem schönen Frühstück, evt. einem Ausflug, einem tollen Mittagessen, selbst gekocht oder im Restaurant, Torte, Kaffee, Geschenken, Überraschungen – je nach Wunsch einem Gesellschaftsspiel oder Musik, einer Schnitzeljagd, einem besonderen Abendessen,… und als Abschluss gibt es vielleicht noch einen gemütlichen Filmabend. 

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Ein Tag mit Jesus

Genau so etwas könnte ich eigentlich auch für bzw. mit Jesus machen. Denn ich bezeichne ihn als meinen besten Freund. Klar ist es ein bisschen anders als mit einem sichtbaren Menschen, aber als gläubiger Christ glaube ich ja, dass er als Person existiert, ganz real, in der geistlichen Welt. Ich kann ja mit ihm ganz normal sprechen, wenn ich bete. Also könnte ich ihm einen ganzen Tag ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und so seinen Geburtstag gebührend feiern! Und vielleicht fällt mir ja jemand ein, der auch allein ist und ich bringe der Person ein kleines Päckchen? Mir gefällt dieser Gedanke. Jesus hat auch sicher nichts dagegen, wenn ich jemandem an seinem Geburtstag eine Freude bereite… Ich merke, wie das Schreckgespenst namens „Allein zu Weihnachten“ ganz klein zusammenschrumpft. Es ist, wie so oft, eine Frage der Perspektive.

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