Es muss Papa sein! Wenn das Kleinkind plötzlich die Mama wegstößt

Gerade einmal eineinhalb Jahre alt, zeigt der Sohnemann deutlich, was er will. Nur zu Papa, zum Beispiel. Ganz schön hart für die Mamaseele. Was steckt dahinter?

Um ehrlich zu sein – ich war eifersüchtig. Da trage ich ein Kind aus, nehme zahlreiche körperliche Strapazen in Kauf, kümmere mich ständig um Essen, Gewand, Spielmaterial und Spielpartner und stecke meinen Beruf zurück. Und dann gibt mir mein kleiner Sohn, nicht einmal eineinhalb Jahre alt, lautstark zu erkennen, dass er zu Papa möchte, wann immer es geht. Sehr oft, eigentlich immer, sobald er da ist. Selbst wenn er nicht da ist, fällt ihm zwischendurch ein, dass ihm der Papa fehlt. Ist er bei Papa und ich komme zu nahe, stoßen mich seine kleinen Fingerchen weg. Möchte ich ihn halten, tragen, trösten – Protest, es muss der Papa sein.  

Da taucht die berechtigte Frage in der Mamaseele auf: Was in aller Welt habe ich falsch gemacht? War ich zu streng, habe ich das mit dem Grenzensetzen zu ernst genommen? Verbringt er doch zu viel Zeit bei der Oma? Seit Neuestem darf der kleine Prinz bei mir auf das Küchenregal klettern und den Salzstreuer auf- und zumachen. Vor etwa einem Monat hab ich das nicht zugelassen, aber irgendetwas in mir möchte auf einmal Good Cop sein und mehr erlauben, als mir lieb ist. 

Ein Schritt in die Selbstständigkeit 

Diese Unsicherheit lässt mich unbefriedigt zurück. Ich recherchiere. Was ist, wenn das Kleinkind nur zu Papa möchte?

Dann ist das ein gesunder Schritt in die Eigenständigkeit, sagen Experten. Mama ist die erste, vertraute Bezugsperson, von der sich ein Kind ab dem zweiten Lebensjahr anfängt zu lösen. Weg von der Mama-Kind-Symbiose, hin zum selbstständigen Ich. Das hören wir zuhause schon im neuen Lieblingswort „Nein“, bald folgt wohl „Meins“ und „Ich will“. Mama ist sowieso da, weiß das Kind, also darf der Radius erweitert und die Bindung zur nächstwichtigen Bezugsperson, dem Papa, umso intensiver werden. 

Mama ist die erste, vertraute Bezugsperson, von der sich ein Kind ab dem zweiten Lebensjahr anfängt zu lösen. Weg von der Mama-Kind-Symbiose, hin zum selbstständigen Ich.

Vater hält kleines Baby

Die Beziehung zum Papa stärken 

Schön, oder? Wenn der Sohnemann die Beziehung zum Papa verstärkt. Ich erinnere mich dunkel an die letzte Mama-Phase, in der ich mich über die Anhänglichkeit geärgert habe. Und dass der Papa viel zu wenig Zeit für das Kind habe. Wie schnell sich das ändert … und sich wohl bald wieder ändern wird. 

Ich kann nur da sein, mich anbieten und mich freuen, dass meine beiden Herren eine innige Verbindung haben. Gar keine leichte Aufgabe für die Mama in mir – aber womöglich ein Einblick, wie es einem Papa im ersten Lebensjahr geht? 

Den nächsten exklusiven Mama-Sohn-Tag – von dem es zahlreiche gibt – habe ich sehr genossen. Manchmal brauchen wir Menschen wohl Unterstützung in der Erkenntnis, welch großes Geschenk unsere Kinder für uns sind und wie sehr wir diese Zeit mit ihnen schätzen dürfen.  

Im Übrigen war die Ich-will-nur-zu-Papa-Phase so schnell vorbei, wie sie begonnen hat. Das werde ich hoffentlich in Erinnerung haben, wenn die nächste kommt.

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