Das macht Brett- und Kartenspiele für Kindergartenkinder spannend

Ab etwa drei Jahren können Kinder einfache Spielregeln erfassen, daher werden ab diesem Alter Brett- und auch einfache Kartenspiele erst interessant. Die Spiele mit den Eltern oder Geschwistern nehmen eine wichtige soziale Funktion ein. Was es dabei zu beachten gibt und wertvolle Tipps für kleine Spieleanfänger.

Die Kindergartenpädagogin berichtet, dass die Dreijährige so ausdauernd und begeistert Brettspiele spielt und Mama schüttelt nur verwundert den Kopf – zuhause haben wir ein Brettspiel, das übersteht kaum die Aufbauphase, also knapp zwei Minuten. Da gibt die Pädagogin den entscheidenden Tipp: „Wahrscheinlich ist sie mit diesem Spiel überfordert und bricht deswegen ab.“

Obwohl die Dreijährige selbst jenes Spiel ausgesucht hat und sich begeistert zeigt, fällt bei genauem Überlegen auf, dass der Spielverlauf mit mehr als zwei Regeln doch wohl zu komplex ist für ein junges Kindergartenkind. Was aber soll ein Brett- oder Kartenspiel für ein 3-Jähriges Kind eigentlich können bzw. leisten?

Gemeinsames Spielen hat eine wichtige soziale Funktion

Besonders gerne spielen die Kinder gemeinsam mit uns Eltern. Ganze Spielenachmittage gibt es (noch) nicht, aber immerhin ab und an eine Stunde Familienspielzeit. Gemeinsam etwas zu machen ist toll, auf diese unterhaltsame und gleichzeitig so wichtige soziale Funktion wollen wir nicht verzichten.

Eines unserer Lieblingsspiele ist „Obstgarten“. Das Spiel bei dem so schnell wie möglich der Obstbaum abgeerntet werden muss, damit der Rabe nicht alles wegfrisst, hat meine Tochter schon im Alter von zwei Jahren begeistert. Ein Würfel mit den Grundfarben, die jeweils für ein Obst stehen (grüne Birne, roter Apfel, gelber Apfel, blaue Zwetschke) wird mit Begeisterung geworfen und das entsprechende Obst geerntet und in den Obstkorb gelegt. So gut und einfach die Regeln. Die wir jedoch ein klein wenig abändern mussten: Geht der Rabe wider Erwarten leer aus, brach die Kleine immer in Tränen aus – weil der arme Rabe nichts bekommen hat! Seither opfern wir das allerletzte Stück Obst und schenken es dem Raben.  Das ist die „Obstgarten-Familienregel“, die nur bei uns gespielt wird.

Entwicklungsstand und Interesse des Kindes ist individuell.

Ab etwa drei Jahren können Kinder einfache Spielregeln erfassen, daher werden ab diesem Alter Brett- und auch einfache Kartenspiele erst interessant. Die Spielehersteller geben eine Altersempfehlung an, trotzdem aber können das Interesse des Kindes und die Fähigkeiten abweichen.
Diese Erfahrung habe ich mit dem Spiel „Lotti Karotti“ gemacht, wo sich viele Hasenfiguren auf den Weg machen um eine Karotte zu erreichen. Auf der Strecke dahin können sie jedoch mit einem lauten „Klick“ in ein Loch fallen (scheiden also aus). Dieses ‚ins Loch fallen‘ hat der Dreijährigen immer besonders gefallen – wenn es andere gemacht haben. Das Geräusch, die Drehbewegung mit der den Hasen der Boden unter den Pfoten weggedreht wird, war super.

Sobald aber meine Tochter selbst mitspielte, ziehen, zählen und drehen musste, war es mit dem Spaß vorbei. Nach ein paar Minuten brach sie ab und begann in aller Ruhe die Hasen nach Farben zu sortieren. So hat sie das Spiel zu ihrem eigenen gemacht – der eigentliche Spielverlauf hat sie überfordert und die Regeln waren ihr schließlich egal. 

Einfache Regeln – kurze Spieldauer

Mehrere Regeln gleichzeitig anzuwenden überfordert die noch jungen Spieler oft. Mehr als eine oder zwei Regeln gleichzeitig kann sich die Dreijährige noch nicht merken, weil sie ihre Aufmerksamkeit noch nicht auf mehr als eine Sache legen kann.
Und selbst wenn die Kleinen die Regeln und den Spielverlauf schon unter der angegebenen Altersempfehlung verstehen, kann die Dauer des Spieles die Konzentrationsfähigkeit der Kinder überfordern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Dreijährige meist nur etwa 15 Minuten Lust hat, mitzuspielen. 
Gleichzeitig gibt es natürlich Kinder, die mit einem Kindergarten-Brettspiel unterfordert sind, komplexere Regeln anwenden können und mit Spielen für ältere Kinder schon ihren Spaß haben.

Mensch ärgere dich nicht

Jeder Zug ein Erfolgserlebnis oder wie gehen Kinder mit Niederlagen um?

Je älter das Kind wird, desto besser kann es damit umgehen, dass nicht jede Bewegung der Spielfigur oder jedes Ausspielen einer UNO-Karte ein Erfolg ist. Bei Brett- und Kartenspielen lernen Kinder Toleranz und mit Niederlagen umzugehen. Und sie lernen auch, dass sich alle Mitspieler – auch die Erwachsenen – an die selben Regeln zu halten haben. 

Ist die Frustration zu groß, dann wird sich das Kind irgendwann weigern, weiter zu spielen oder das Brettspiel vielleicht ganz ablehnen. Daher lieber anfangs darauf achten, dass das Spiel nicht zu schwierig ist, viele kleine Erfolge passieren und so den Kleinen Spaß macht. 

Eine gute Haptik und bunte Farbgestaltung machen ein reizvolles Spiel für Kindergartenkinder aus

Spiele, bei denen Farben, Formen oder Symbole erkannt werden müssen, sind ab etwa drei Jahren interessant. Spiele für diese Altersgruppe sind ohnehin meist farbenfroh gestaltet und nicht (zu) überladen. Die Spielfiguren sind häufig in den Grundfarben gestaltet und auf den Symbolwürfeln kommen einfache Formen und Farben vor, diese können von den Kleinen schnell erkannt werden (ich denke da jetzt an Würfel bei „Der Maulwurf und sein Lieblingsspiel“ oder „Tempo, kleine Schnecke“). Zahlenwürfel mit Punkten kommen erst später, etwa im Vorschulalter.
Kleine Teile als Bestandteil von Brettspielen fördern die Feinmotorik. Für Dreijährige dürfen diese aber nicht zu winzig sein, weil sie einerseits verschluckt werden könnten und andererseits für Frust sorgen, wenn sie in den noch ungeschickten Fingern einfach nicht den Weg ins Loch finden wollen. 

Welche Spiele finde ich also gut? Altersgerechte, bunte Spiele mit angenehmer Haptik, mit einfachen Spielregeln und kurzer Spieldauer. Dabei auf die Altersempfehlung des Herstellers achten, gleichzeitig die Interessen und Fähigkeiten des Kindes im Hinterkopf behalten.
Dann passiert hoffentlich nicht mehr das, was ich eingangs geschildert habe, nämlich, dass das Kind wegen Überforderung das Spiel einfach abbricht oder aber, weil es unterfordert ist, keine Lust hat, ein so „langweiliges“ Spiel zu spielen.

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen