„Willkommenskultur“ mit seinen Kindern üben

Große Fluchtbewegungen sind, historisch gesehen, etwas Natürliches und in unregelmäßigen Abständen auch etwas Wiederkehrendes. Wichtig dabei ist, zu reflektieren, wie man als Familie darauf reagiert.

Mit historischem statt hysterischem Blick. Diesen zu haben lohnt sich. Egal ob in der Schule oder im Elternhaus. Und zwar in beide Richtungen.

Große Migrationsbewegungen, unabhängig vom Anlassgrund, sind keine Bedrohung für „unsere“ Kultur. Es gilt aber auch auf der anderen Seite, nicht gleich alles stehen und liegen zu lassen und sich in überschießender Willkommenskultur selbst zu verleugnen. In der Schule werden die Kinder jedenfalls bereits vorbereitet. Die ersten vertriebenen Kinder aus der Ukraine seien schon in Tirol und würden wohl bald auch in den Klassen und Schulen des Landes ankommen. Dann gelte es, die Kinder willkommen zu heißen, zu unterstützen und ihnen so etwas wie Normalität zu vermitteln.

Auch bei uns zuhause ist das anstehende Ankommen ein großes Thema. Kinder wurden als eine Art „Buddys“ nominiert, die einen besonderen Blick auf die Kinder aus der Ukraine werfen und ihnen den Alltag so selbstverständlich wie nur irgendwie möglich gestalten sollen.

Wie geht „Willkommenskultur“ eigentlich „richtig“, was kann man seinen Kindern diesbezüglich mit auf den Weg geben?


Womöglich, dass eine Begegnung auf Augenhöhe das eigentlich Anstrebenswerte ist. Das angekommen Kind will ja auch die Kultur und die Gepflogenheiten vor Ort kennenlernen. Zugleich will es aber natürlich auch seine Gewohnheiten und seine Kultur nicht ganz ablegen. Eine gesunde Neugierde auf Seiten der Gastgeber ist dabei gefragt – und natürlich Fingerspitzengefühl, zumal ja das Gegenüber schlimme Dinge erlebt hat.

Es ist aber eher Mitgefühl als Mitleid, das man seinen Kindern als Leitkategorie im Umgang
mit den „neuen“ Kindern in der Klasse mit auf den Weg geben sollte.

Denn Mitgefühl ist das echte, aufrichtige Interesse am Gegenüber, dessen Geschichten, dessen Leiden und dessen Wünschen und Träumen. Mitleid ist vielmehr die Anmaßung, dass man „mitleiden“ könne, man zugleich aber zwangsläufig in einer privilegierten Situation verharrt. Letzten Endes tut man aber auch gut daran, seinen Kindern nicht zu viel „Werkzeug“ mit auf den Weg zu geben - mit der Bitte verbunden, die Neulinge einfach anzunehmen, aufzunehmen und sich ihnen gegenüber offen zu zeigen.

Auf die Intuition vertrauen 

Denn Kinder tun oft auch intuitiv das Richtige, nehmen an, nehmen auf, schenken Vertrauen und finden Wege, um auch über Sprachengrenzen hinweg zu kommunizieren, zu spielen und gemeinsam zu sein. Vieles funktioniert auch einfach so. Was aber heißt, dass man seine Kinder nicht mit vermeintlichen Infos, Erzählungen und Anleitungen überfordern und überfrachten sollte. Denn dadurch verlieren sie womöglich ihre selbstverständliche intuitive Leichtigkeit.

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