„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“ – Kindliche Launen eingrenzen

Kindliche Launen kennen alle Eltern und man kommt mal besser und mal schlechter damit zurecht. Wie aber, kann man den schlechten Gemütslagen unserer Kinder Einhalt gebieten? Und tun enge Grenzen dabei gut?

Fallbeispiel: Der Sandwich

Christian (3) und Markus (5) teilen sich die letzten 3 Stück des Milchstollens: Markus wählt das größere Stück, dafür kann Christian die beiden kleineren haben. Der kleine Bruder lässt sich Butter und Marmelade darauf streichen und isst sie als Sandwich. Da ist Markus enttäuscht: Einen Sandwich hätte er auch gerne gehabt. Worauf der Onkel meint: „Du brauchst es nur auseinander zu schneiden.“ Doch Markus ist frustriert und beginnt zu toben: „Nein, dann ist mein Sandwich ja kleiner als der andere!“ Die Mutter, geduldig: „Schau Markus, wir haben leider keinen Stollen mehr. Du kannst aber noch eine Semmel haben.“  Statt Einsicht zu zeigen, tobt Markus weiter: Keine der angebotenen Möglichkeiten gefällt ihm. Die Mutter versucht zu trösten: „Nächstes Mal…“ Doch jedes gut gemeinte Wort wird mit dem Einwand: „Ich will aber nicht…“ abgeschmettert. 

Kinder lieben Menschen, die sie ernst nehmen und freundlich, aber bestimmt handeln.

Manchmal steigert sich Markus so richtig in seinen Trotz hinein, bis die gute Laune der ganzen Familie dahin ist, Mutters Geduld reißt, sie ihn beschimpft und vom Tisch wegschickt oder durch verlockende Versprechungen „kauft“, je nachdem, damit er nur ja wieder Ruhe gibt.

Diesmal interveniert der Onkel und meint kompromisslos: „Entweder du isst jetzt deinen Sandwich oder ich nehme ihn mir!“ Seine freundliche, aber feste Stimme und sein eindeutiger Blick lassen Markus verstehen, dass er es ernst meint. Markus schweigt und isst. Ende der Szene.

Wie enge Grenzen Halt geben

Was zeigt dieses Beispiel? Wenn sich ein Kind in Launenhaftigkeit und Trotz hineinsteigert, braucht es nicht mehr Freiheit und Wahlmöglichkeiten, sondern enge, klare Grenzen (entweder/oder), um Halt zu finden. Auch wenn sie kurz protestieren: Kinder lieben Menschen, die sie ernst nehmen und freundlich, aber bestimmt handeln. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Markus sich zum kleinen Tyrannen hochstilisiert, der keine Frustrationstoleranz erwirbt und alles immer „besser, schöner, größer“ als die anderen haben möchte. Kindliche Reaktionen dieser Art sind normal und Markus ist noch lange kein „schlimmes Kind“. Durch enger gesteckte Grenzen wird es auch der Mutter leichter fallen, ihre Freundlichkeit zu bewahren, anstatt von einem Extrem (Eselsgeduld) zum anderen (Niederbrüllen) zu schwanken und das Kind dadurch erst recht zu verunsichern. 

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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