Wie erkläre ich Kindern eine Trennung im Familienkreis?

Vor kurzem haben uns der Onkel und seine Freundin mitgeteilt, dass sie sich getrennt haben.  Die Erwachsenen in der Familie wussten, dass die vergangenen Monate schwierig waren und die Partner sich sehr angestrengt haben, es wieder hinzukriegen. Die Kinder hingegen waren  überrascht und suchten das Gespräch mit Mama und Papa. Aber was sagt man denn in solchen Situationen? Und wie?

Auf das „Trennungsgespräch“ vorbereiten

Ganz grundsätzlich sollte man die Kinder nur über eine Trennung informieren, wenn diese wirklich endgültig und der Bruch erfolgt ist. Dann ist es angeraten, sich abzusprechen, was die „offizielle“ Version ist. Ich bin außerdem der Meinung, dass Kinder nicht jedes Detail der Ex-Beziehung und Trennung wissen müssen. Das ist ja selbst für Erwachsene belastend.

Ehrlich, zeitnah und altersgerecht

Mein Mann und ich haben versucht, so offen wir möglich mit den Kindern zu sprechen.  Wir haben ihnen gleich nach der „offiziellen Verkündung“ im Familienkreis auf möglichst kindgerechte Art erklärt, warum sich der Onkel und die (Ex-) Tante getrennt haben.

Je nach Alter des Kindes wird so eine Nachricht anders aufgenommen und verarbeitet.

Kinder im Alter zwischen zwei und drei Jahren reagieren oft mit Wut und Trotz, weil die komplette kleine Welt aus den gewohnten Fugen gerät. Im Volksschulalter kann eine Trennung noch große Bindungsängste und Verlust von Sicherheitsgefühl auslösen. Teenager sind schon gefestigter, sind hoffentlich gut in Schule und Freundeskreis verankert und verkraften solche Nachrichten in der Regel besser.

Gespräch mit viel Fingerspitzengefühl

Ganz behutsam haben wir versucht zu vermitteln, dass man sich auseinander leben und dass die Liebe zwischen erwachsenen Menschen  weniger werden oder ganz aufhören kann. Das war der schwierigste Part! Kinder zu erklären, dass Liebe manchmal nicht für immer ist, verunsichert sie natürlich sehr.

Deswegen haben wir uns eher darauf konzentriert zu vermitteln, dass sich im Laufe der Zeit in der Beziehung unterschiedliche Interessen ergeben haben, dass  der Onkel etwas will, das die Ex-Freundin nicht will. Dass sie viel gestritten haben und bei nichts mehr einer Meinung waren. Und weil das jeden Tag so war, haben sie beschlossen, dass es besser ist, wenn sie sich nicht mehr ständig sehen und nicht mehr zusammen wohnen.

Die Auswirkungen auf das Leben der Kinder erklären

Wir haben unseren Kinder, die im Volksschulalter sind,  ganz konkrete Informationen gegeben, die  ihr Leben betreffen. Das vermittelt Sicherheit und gibt einen verlässlichen Ausblick in eine (als unsicher empfundene) Zukunft. Nun wird am Donnerstag nur der Onkel zum Abendessen vorbeikommen und der Sommerausflug wird alleine mit dem Onkel stattfinden. Wir „dürfen“ aber natürlich weiterhin eine Zeichnung zum Geburtstag malen und der Ex-Freundin zusenden.

Gemeinsam statt gegeneinander

Als Außenstehende steht uns kein Urteil zu. Wer kann schon in eine Beziehung hineinsehen? Als Erwachsene sollten wir gut darauf achten, keinen Schuldigen festzulegen und vor allem nicht vor den Kindern über einen Partner zu schimpfen oder zu lästern. Ein: „Das sieht ihm ähnlich“ oder „Die doofe Tussi war doch schon immer so“ sorgen nur für böses Blut.

Bei den Kindern können solche Äußerungen und Meinungen zu Schuldgefühlen führen.

Mochten sie die Ex-Lebensgefährtin doch bisher gerne und jetzt soll sie die Böse sein? Konzentrieren wir uns lieber darauf, wie wir gemeinsam den Onkel unterstützen können, z.B. indem wir ihm bei Auszug helfen.

Abschied nehmen ist schwer

Die Ex-Lebensgefährtin des Onkels werden wir nach dieser Trennung wahrscheinlich nie wiedersehen.  Und auch wenn wir ihr weiterhin eine Geburtstagskarte schreiben, ist es doch ein Abschied für immer. Als Eltern muss uns bewusst sein, dass dieses „für immer“ für Kinder tragisch ist. Bei mir ist sogar der Gedanke aufgetaucht, dass so ein „Aus-dem-Leben-verschwinden“ der Ex-Freundin einem Todesfall ähnelt, mit dem wir sehr sensibel umgehen müssen.

Vermitteln, dass Eltern als Ansprechpartner da sind

Auch einige Zeit nach der Trennung passiert es, dass es völlig unerwartet aus den Kindern heraussprudelt. Kurz vorm Einschlafen, beim Radausflug oder mit der Zahnbürste in der Hand, bricht es  plötzlich los.

Es ist wichtig, dass Eltern das in diesen Situationen das Gefühl vermitteln, da zu sein und die Kinder ermuntern, ihre Gefühle auszudrücken. Egal, auf welche Weise es die Kinder beschäftigt, egal, ob sie neugierig, traurig oder wütend sind.

Wie geht man nun mit einer Trennung im Familienkreis um?

Erst wenn die Trennung endgültig ist, sollte man das Gespräch suchen und mit altersgerechter Wortwahl und mit viel Einfühlungsvermögen die Kinder über die Trennung informieren.

Oft ist es aber nicht mit einem Gespräch getan, vielmehr tauchen manche Fragen oder Gefühle erst später auf.

Da ist es wichtig, weiterhin als Ansprechpartner für die Kinder da zu sein. Und – so tragisch es sich manchmal auch anfühlt – Trennungen gehören leider zum Leben dazu.

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