Was unsere Kinder über den Krieg fragen und wie wir als Eltern versuchen, Antworten zu geben

Der Krieg ist angekommen. In den Klassenzimmern, vor allem aber an den Familien-Esstischen. Nicht alle Fragen dazu sind beantwortbar. Doch für Eltern gilt es jetzt sachlich zu bleiben und nicht zu spekulieren.

Schon vor Wochen fragte uns unsere Große (13) ob es Krieg zwischen Russland und der Ukraine geben würde. Wir verneinten. Später mussten wir vor ihr unseren „Fehler“ quasi eingestehen. Spätestens damit wurde auch klar, dass wir keine „Instanz“ sind, keine verlässliche Quelle und schon gar keine Hellseher. Wir haben uns geirrt. So wie viele andere auch. Ein Krieg in dieser Dimension mit dieser Intensität war für viele Menschen undenkbar, auch für Personen, die die Situation genauer und exakter beobachteten.

Ein Krieg in dieser Dimension mit dieser Intensität war für viele Menschen undenkbar.

Damals haben wir spekuliert, gemutmaßt, vermutet. Sachlich richtiger wäre es wohl gewesen mögliche Szenarien so aufzubereiten, dass es für unsere Tochter verständlich ist und sie dennoch nicht über die Maße beunruhigt ist. Damals wollten wir sie vermutlich auch schützen. Vor einer unbequemen „Wahrheit“; vor irritierenden Möglichkeiten, die zur grausamen Gewissheit geworden sind.

Doch was fragen unsere Mädels (9 und 13) heute? Jetzt, nachdem in der Schule der Krieg ständig thematisiert ist, Faschingskostüme, die auch nur im Entferntesten an Krieg erinnern verbannt wurden und selbst im Sport das „Abschießen“ mit einem Ball problematisch wird? Sprich: Der Krieg omnipräsent und unausweichlich ist?

Unsere Große hatte beispielsweise die Frage, ob es zu einem Weltkrieg kommen würde und ob Putin wirklich so „wahnsinnig“ sei. Ich vertrat dazu etwa die Ansicht, dass Putin gar nicht wahnsinnig sei, sondern eiskalt berechnend und er einen Plan verfolge. Zugleich sei es aber auch so, dass er, wenn dieser Plan scheitere, zu viel fähig sei. Wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, er am Ende sei.

Die Fragen unserer Kleinen (9) sind weniger konkret. Die fragt vor allem, warum es im Moment so schwierig war Kostüme im Fasching zu tragen, die etwa Tarnfarben aufweisen. Ihr Plan als Dschungel-Forscherin zu gehen war schließlich damit konterkariert worden und auch eine Freundin musste letzten Endes auf Hippie umsatteln, inklusive großem Peace-Symbol um den Hals.

Die Antwort darauf fällt nicht leicht. Wir entschieden uns dafür dieses Vorgehen in der Schule mit Solidarität, also westlichem Zusammenhalt zu erklären. Indem wir im Moment auf jegliche Kleidung und Symbole verzichten, die auch nur im Entferntesten an Krieg oder Militär erinnern, zeigen wir, dass wir an die Ukraine und die Menschen dort denken. Zugleich zeigen wir symbolisch, dass wir unbedingt für Frieden einstehen.

Wir bemühen uns um Sachlichkeit, versuchen wenig zu spekulieren und erst recht keine Panik zu verbreiten.

Egal was gefragt wird: Wir bemühen uns um Sachlichkeit, versuchen wenig zu spekulieren und erst recht keine Panik zu verbreiten. Bei den Bildern, die in unser Wohnzimmer dringen, versuchen wir, zumindest bei der „Kleinen“, sie nicht alles sehen zu lassen. Zu schockierend ist Vieles, zu wenig möglich einzuordnen, zu grausam. Stattdessen sprechen wir mit ihr über die Fragmente und Erzählungen, die in der Schule ein Thema sind. Wir versuchen, so gut es geht, das Uneinordenbare einzuordnen. Doch auch wir scheitern daran oft.

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