Warum Kinder Influencer so toll finden

Bereits im Volksschulalter folgen viele Kinder in den sozialen Medien Influencern, die sie verehren und denen sie sich nahe fühlen. Eltern sollten sich nicht darüber lustig machen, sondern echtes Interesse zeigen. Und mit ihren Kindern über bedenkliche Inhalte sprechen.  

Sie zeigen, wie man das Kinderzimmer gemütlicher einrichtet, empfehlen den perfekten Lidschatten oder präsentieren witzige DIY-Projekte zum Nachmachen:

Influencer in den sozialen Medien haben schon unter den ganz Jungen ihre Follower.

Bereits Volksschulkinder könne einer Umfrage zufolge einen Lieblingsinfluencer nennen, ab zehn Jahren sind es zwei Drittel, unter Jugendlichen hat fast jeder einen Influencer, den er besonders verehrt. Barbara Buchegger von saferinternet.at erklärt, warum Influencer für Kinder und Jugendliche eine so große Bedeutung haben und wie Eltern über vermittelte Inhalte und das Influencer-Geschäftsmodell sprechen können. 

Frau Buchegger, warum sind Influencer für viele Kinder und Jugendliche so wichtig?

Influencer oder Content Creator sprechen über Themen, die Kinder und Jugendliche interessieren, das können Dinge sein wie Computerspiele, Make-up oder basteln. Und sie nehmen ihre Follower oft mit in ihren Alltag und vermitteln so Nähe und das Gefühl, sie zu kennen. Zu manchen Influencern bauen Kinder und Jugendliche eine sehr innige Beziehung auf. Oft unterschätzen Eltern das. Sie sollten nie abfällig über die Influencer sprechen, die ihr Kind besonders verehrt, oder sich über sie lustig machen. Weil sie sich so sehr mit ihren Idolen identifizieren, würden sie sich dadurch auch von ihren Eltern abgehlehnt fühlen.

Erwachsenen tun sich oft schwer, nachzuvollziehen, was Kinder und Jugendlichen an den Influencern so toll finden. Vieles ist ihnen zu laut, zu schrill oder zu schräg.

Und trotzdem ist es wichtig, dass Eltern sich dafür interessieren, was sich ihre Kinder im Internet anschauen. Sie sollen wissen, wer die Menschen sind, die ihre Kinder begeistern. Und selbst wenn es für sie schwer auszuhalten ist: Hin und wieder sollten sie sich Videos zeigen lassen. So bleiben sie im Gespräch. Auf einer guten Gesprächsbasis kann man auch über Bedenkliches sprechen. Über vermittelte Schönheitsideale und Körperbilder zum Beispiel. Darüber, dass einem in den sozialen Medien oft Falschinformationen oder angstmachende und verstörende Inhalte begegnen. Und über die Tatsache, dass Influencer auf ihren Kanälen Werbung für Produkte machen und damit Geld verdienen.

Ist Werbung so problematisch?

Bedenklich ist der schmale Grat zwischen Content und Werbung.

Kinder und Jugendliche tun sich schwer, zu erkennen, in welchen Fällen es sich bei den Inhalten, die sie sehen, um Werbung handelt. Zwar müssen Werbeinhalte gekennzeichnet werden – dem kommen Content Creator auch meist nach. Die Kennzeichnung befindet sich allerdings häufig in den Captions, die weniger gelesen werden. Der Werbeinhalt unterscheidet sich für die Jugendlichen also kaum von den anderen Inhalten. Anders als im Fernsehen, wo Werbung ein abgetrennter Block vom Programm ist.

Gibt es eine Altersbeschränkung für Kinder in den sozialen Medien?

Bei allen sozialen Netzwerken gibt es so etwas wie Altersgrenzen, die man in den Nutzungsbestimmungen nachlesen kann. In Österreich gilt, dass Kinder ab 14 Jahren selbst entscheiden können, ob Firmen ihre Daten verarbeiten dürfen. Ab diesem Alter können sie sich also bei Youtube, Instagram oder Snapchat anmelden. Wenn Eltern das früher erlauben, geht das auch früher. Viele Eltern jüngerer Kinder erlauben ihren Kindern keine eigenen Accounts in den sozialen Netzwerken. Sie lassen sie aber auf ihren Geräten surfen. Das birgt Gefahren: Der Algorithmus orientiert sich an der Person, die das Gerät hauptsächlich nutzt, also an einem Erwachsenen und zeigt dementsprechende Inhalte an, die für Kinder oder Jugendliche möglicherweise nicht geeignet sind. Das kann bedeuten, dass auf Youtube am Smartphone des Papas erwachsenenbezogene Videos vorgeschlagen werden.

Und was, wenn das Kind selbst mit Fotos und Videos ins Internet möchte oder eine Karriere als Influencer anstrebt?  

Der Berufswunsch ‚Youtuber‘ oder Influencer steht bei vielen Kindern und Jugendlichen ganz oben auf der Liste.

Das ist nachvollziehbar. Sie erleben, dass es da Menschen gibt, die etwas machen, das sie total interessiert. Anders als sie es bei ihren Eltern sehen, denen ihr Beruf oft nicht so viel Spaß macht. Und viele der großen Influencer, die heute Mitte zwanzig bis dreißig sind, haben tatsächlich angefangen, als sie zehn oder elf Jahre alt waren. Ich würde diesen Wunsch zuerst einmal ernstnehmen und das nicht kategorisch verbieten. Eltern können ihr Kind dabei unterstützen, Videos und Fotos zu machen und diese erst einmal nur im privaten Bereich zu teilen. Die allermeisten kommen dann ohnehin drauf, wie anstrengend das ist und merken, dass das nichts für sie ist. Zu wissen, wie man Videos produziert, ist auf jeden Fall eine Art der aktiven Mediengestaltung und etwas Positives.

 

Mehr Information, aber auch Workshops und Beratung findet ihr auf www.saferinternet.at

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen