Warum Fastfood Kindern hin und wieder definitiv nicht schadet

Es ist ein Tabu und doch tun es (fast) alle: Hin und wieder gehen Familien samt Sprössling in ein Fastfood-Restaurant. Schiefe Blicke garantiert - besonders von Eltern, die alles richtig machen wollen.

Meine These ist simpel und soll auch keine Entschuldigung für die eigene Fehlbarkeit sein: Hin und wieder machen Eltern Fehler. Anders noch: Es ist sicher, dass bei der Erziehung nicht alles richtig laufen wird und einiges nicht gelingen wird. Es ist die Summe der einzelnen Teile, die sich zusammensetzt aus Gelungenem und weniger Gelungenem. In dieser Hinsicht ist Gelassenheit nicht die schlechteste Haltung, die allerdings nichts mit Wurschtigkeit oder gar mit Gleichgültigkeit zu tun hat.

Warum ich das sagen? Weil ich glaube, dass in diesem Kontext – in Maßen – auch Fastfood von Zeit zu Zeit absolut nicht schaden kann. Zuhause wird frisch gekocht, es wird „gelehrt“, wie überhaupt erst gekocht wird und auch gute Zutaten haben bei uns sehr hohe Priorität.

Dennoch genießen wir hin und wieder Fastfood und unsere Mädels – 12 und 16 – freuen sich auch darüber, wenn es mal wieder so weit ist. Es ist ohnehin nur einmal im Monat der Fall.

Was will ich damit sagen?

Einerseits: Die Dosis macht das Gift. Es geht um das große Ganze.

Andererseits: Gewisse Ausnahmen machen die Regeln nur umso stärker. Und: Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man den eigenen Kindern das eigene Weltbild unbedingt und absolut kompromisslos aufzwingt. Unsere Kinder wissen, was uns gute Nahrung wert ist und dass wir auch Wert auf Nachhaltigkeit und wenn möglich auf Bioqualität legen.

Druck erzeugt Gegendruck

Die Überbetonung von „richtigem Essen“ und „richtiger Ernährung“ treibt Kinder und vor allem Jugendliche umso mehr in die „Arme“ der Fastfoodketten. Die gelungene Integration dieser Essensmöglichkeit jedoch zeigt auf, dass es mehrere Optionen gibt. Außerdem zeigt es, dass wir differenziert denken und diese nicht dogmatische Denkweise auch von unseren Kindern „erwarten“.

Das heißt auch, dass wir gemeinsam genau hinschauen.

Etwa dann, wenn so bei manchem Fastfood-Restaurant (dessen Namen ich hier nicht nennen mag) nicht alles zum Besten steht. Selbstverständlich hat man es dort mit einem großen Konzern zu tun. Selbstverständlich ist es Systemgastronomie. Und natürlich ist es so, dass wir lieber Familienbetriebe unterstützen, Gasthäuser vor Ort oder sonstige Konzepte, die unserem Herzen von der Idee näher sind.

Doch: Hinter besagtem Restaurants stehen auch lokale Unternehmen - Betriebe, die die Fastfood-Kette mit ihren Produkten beliefern. Man unterstützt somit nur indirekt den Konzern. Oft kommt das Fleisch aus der Region - wenn schon nicht bio, dann zumindest regional. Wir sind ehrlich zu unseren Mädchen: Das ist etwas, das man nicht bei jedem Gasthaus in Österreich so transparent kommuniziert und serviert bekommt.

Wir glauben nicht, dass diese Orte böse sind.

Wir glaube aber auch nicht, dass diese Orte dazu beitragen, die Gastrolandschaft auszudifferenzieren. Eher sind sie auch Teil des Problems, zumal es sich dabei um einen riesigen Verdrängungsmarkt handelt. Wo bleiben die individuellen Restaurants, vor allem in kleineren? Diesbezüglich gilt es auch das Bewusstsein zu schärfen und genau hinzuschauen.

Das wollen wir gerne gemeinsam als Familie tun. Vielleicht nicht gerade beim nächsten Fastfood-Restaurant-Besuch. Aber: Warum eigentlich nicht? Es wäre ein möglicher Ort, gerne kann es aber auch der Wirt um die Ecke sein, der uns, wenn wir ganz genau sind, immer noch einer der liebsten Orte ist. Aber unsere Kinder mögen halt manchmal auch etwas anderes. Und warum dogmatisch sein?

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