Spielerische Erziehung zur Selbständigkeit von Klein an
Eines der wohl wichtigsten Erziehungsziele von uns allen ist, das Kind zur Selbständigkeit hin zu erziehen.
Es soll mit jedem Jahr mehr an Eigenverantwortung dazugewinnen und wenn es dann später einmal das sichere Elternhaus verlässt, wünschen wir uns, dass es fähig ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Oft ist die Welt rau, in der sie bestehen müssen.
Soziale, praktische und intellektuelle Fähigkeiten
Gerade als Psychologin wird man sehr oft gefragt, wann genau ein Kind welche Fähigkeiten erworben haben soll, um rechtzeitig „fit fürs Leben“ sein zu können.
Dabei ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Weg hin zur Selbständigkeit ein individueller ist und dass es zwar ungefähre Zeitspannen, aber keine festen Zeitpunkte gibt, wann welche Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden MÜSSEN.
Das ist auch gut so, denn jedes Kind ist anders, wunderbar und einzigartig.
Manch eines ist in seinem Entwicklungsstand noch etwas kindlicher und braucht länger für gewisse Fertigkeiten, wieder ein anderes hat ein starkes Temperament, das berücksichtigt werden muss.
Vorbilder
Außerdem hängt sehr viel davon ab, was wir zu Hause vorleben, wieviel wir dem Kind an altersangemessener Selbständigkeit zutrauen, ob die älteren Geschwister Vorbilder sind, denen es nachzueifern versucht, oder ob wir ihm noch viel abnehmen möchten, um ihm eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen.
Dies alles sind Faktoren die mitspielen.
Das wichtigste ist, auf jedes Kind so gut wie möglich einzugehen.
Es zu unterstützen und ihm die Sicherheit zu vermitteln, dass wir es bei jedem Schritt unterstützen, gerade dann, wenn ihm vielleicht mache Dinge schwerfallen.
Und das Ganze ist gar nicht so schwer und kompliziert, wie man vielleicht erwarten möchte! Gesunde Kleinkinder haben bereits von ihrer Grundintuition her alle Werkzeuge und Voraussetzungen, die es ihnen ermöglichen, durch Imitation und „Lernen an unserem Modell“ all das allmählich zu erlernen, was für uns als Erwachsene zur alltäglichen Routine geworden ist.
Mithelfen
Ich denke, dass es auf jeden Fall Sinn macht, auch bereits sehr kleine Kinder in alltägliche Hausarbeiten miteinzubeziehen. So stellt sich bereits früh das für Kinder so wichtige Gefühl der Selbstwirksamkeit ein. “ICH kann es schaffen, wenn ich möchte! Ich kann Dinge nach meinem Wunsch verändern, wenn ich mich anstrenge“.
Wichtig dabei ist es, das Kind nicht in seinem Eifer zu bremsen.
Wenn es dann fleißig „geputzt“ hat und die Seifenreste im Waschbecken kleben, sodass man erst wieder damit anfangen muss diese zu beseitigen, macht es Sinn, das Kind dafür zu loben und über die „Schönheitsfehler“ hinwegzusehen.
Freude am gemeinsamen Tun
So stellt sich bereits früh die Freude am gemeinsamen Tun in der Familie ein und es wird allmählich von selbst klar, dass man in der Gemeinschaft, in der man lebt, zusammenhilft. Das alles kann schon sehr früh im Babyalter beginnen. Man erzählt dem Kleinstkind, das vielleicht sogar noch in der Trage sitzt, was man gerade macht, man erklärt die einzelnen Schritte und fördert dadurch, bereits oft unbewusst, die Sprachentwicklung und führt erste Abfolgen und Reihen vor, die später das mathematische Denken positiv beeinflussen.
Später kann das Kind dabei helfen, das Mittagessen zuzubereiten. Es wird bald stolz berichten, heute gekocht zu haben, wenn es zum Beispiel die Kartoffeln zum Schälen reichen darf oder dabei hilft, sie zu waschen. Ziemlich sicher muss die nasse Kleidung danach gleich getauscht werden, doch wieviel Freude stellt sich beim Kind ein, nützlich zu sein, fleißig mitgearbeitet zu haben.
Bereits sehr kleine Kinder können beim Aufräumen mithelfen und lernen so, ihr Zimmer in Ordnung zu halten. Es macht ihnen Spaß, wenn man sie anleitet, verschiedene Spielsachen in verschiedene Kisten und Schubladen zurück zu legen.
Es hat sich häufig bewährt, ein „Aufräumspiel“ daraus zu machen.
So lernt das Kind selbstverständlich und spielerisch, dass Arbeit zum Leben dazu gehört und dass diese sogar Spaß machen kann, wenn man richtig an sie heran geht.

Spezielle Aufgaben zuteilen
Ab dem Grundschulalter können jedem Kind bereits spezielle Aufgaben zugeteilt werden. Dabei gilt es als Eltern sensibel dafür zu sein, was es gerne macht, was es bereits schafft, um es nicht zu überfordern.
Es hat sich zum Beispiel bewährt, Kotrollaufgaben zu geben.
Dabei ist ein Kind zum Beispiel für die Schuhablage zuständig. Es soll kontrollieren, ob die Schuhe alle in den Tropftassen stehen und nicht im Vorraum herumliegen, wo jemand darüber stolpern könnte.
Ein anderes Beispiel wäre die Aufgabe, das Bücherregal ordentlich zu halten, indem es abends vor dem Schlafengehen noch einmal nachsieht, ob alle Bücher, die man heute verwendet hat, wieder ordentlich im Regal stehen, damit man sie am nächsten Tag wieder findet.
Ab einem gewissen Alter kann auch jeder sein Zimmer im Groben selbständig aufräumen, aber bei gewissen Dingen benötigen Kinder natürlich die Hilfe der Erwachsenen.
Sie sollen die Sicherheit haben, dass jemand hilft, wenn es nötig ist.
Hierbei ist es wie mit dem Lernen im Allgemeinen: was man von Klein an verinnerlicht, wird zur Selbstverständlichkeit und durch diese Prägung meist auch bis ins Erwachsenenalter fortgeführt.
Fazit
Zum Erwachsenwerden gehört zudem dazu zu lernen, dass es wichtig ist, in die Familiengemeinschaft zu investieren. Ich denke, es ist uns allen wichtig, keine Egoisten und Narzissten heran zu erziehen, sondern selbstdenkende, starke Kinder, die auch auf das Wohl der anderen, besonders der Schwächeren, achten.
Und das ist gar nicht so schwer. Das beginnt mit kleinen Arbeiten für die Gemeinschaft im Haushalt, bis hin zur gegenseitigen emotionalen Wertschätzung und Unterstützung jedes Einzelnen.
Das kann praktisch am besten durch die Vorbildwirkung der Eltern und älteren Geschwister erlernt werden. Je liebevoller der Umgang untereinander ist, je wertschätzender wir auch auf diejenigen in der Gesellschaft schauen, denen es nicht so gut geht, desto mehr wird dieser Lebensstil auch unseren Kindern bewusst werden.
Und so gelingt es uns, diese Welt ein kleines bisschen wärmer und besser zu machen.
Wir alle leisten jenen Beitrag zu einer besseren Welt, zu dem wir in unserem kleinen Umfeld fähig sind.