Schlussschluss: Wie wir jetzt noch gut über die Runden kommen

Die Noten sind eigentlich schon besiegelt. Die Fernseher in der Schule schon „ausgerollt“. Doch noch „wutzelt“ es. Und zugleich ist die Vorfreude auf den Sommer schon vorhanden.

Die letzten Tage im Semester, beziehungsweise im Schuljahr, erleben wir als Familie immer besonders intensiv. Unsere Mädels- 13 und 16 Jahre alt – unternehmen jetzt alles, um noch einmal alles rauszuholen, Noten gegebenenfalls zu verbessern und damit das Schuljahr gut abzuschließen.

Das heißt natürlich für alle Familienakteure: Es kann auch stressig werden!

Auch Verzweiflungsanfälle unsere Mädels gehören dabei hin und wieder zur Tagesordnung. Der Druck von Seiten der Schule ist groß und es erscheint uns so, als ob dieser über die Jahre und die fortschreitende Schullaufbahn der beiden nicht kleiner würde. Interessanterweise bringt uns die über die Jahre vermeintlich erlangte Souveränität wenig.

Gelassenheit?

Man könnte nämlich annehmen, dass man Jahr für Jahr gelassen auf diesen „Endspurt“ reagiert. Man könnte glauben, dass wir auf gewisse Erfahrungswerte zurückgreifen können. Dass wir zudem auch wissen, dass sich gewisse, Dinge, Aspekte und „Panikattacken“ Jahr für Jahr wiederholen. Mit diesem Wissen ließe sich eigentlich beruhigen, nachhaltig auf unsere Mädels einreden und aus der Routine schöpfen.

Es klappt jedoch nur bedingt. Manchmal auch gar nicht.

"Neue" Probleme

Denn jedes Jahr scheint anders zu sein. Probleme sind immer wieder neu, nie wirklich vergleichbar. Auch wenn sie es eigentlich sind. Im Gegenteil ist es sogar so, dass der Hinweis, dass wir dieses oder jenes „Spiel“ jedes Jahr wieder spielen, meist kontraproduktiv ist.

Dieser Hinweis sorgt regelmäßig – und paradoxerweise ebenfalls fast jedes Jahr – für helle Aufregung. Unsere Kinder meinen, dass dieses mit jenem und überhaupt und alles sowieso nicht vergleichbar und stets singulär sei.

Geduld

Dennoch oder vielleicht genau deswegen üben wir uns in Geduld. Über die Jahre haben wir tatsächlich etwas gelernt. Nämlich, dass zwar vielleicht tatsächlich Nichts mit Nichts zu vergleichen ist, aber sich dennoch gewisse Mechanismen wiederholen. Wir können nicht mit Vergleichen punkten, wir können die Mädels nicht damit beruhigen, dass wir ihnen sagen, dass es im letzten Jahr und in den Jahren davor doch eigentlich gleich gelaufen ist und letzten Endes alles gut werden wird.

Keine vorgefertigten Lösungen

Das haben wir zu verstehen gelernt: Es gilt die Probleme im Hier und Jetzt ernst zu nehmen, genau zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen.

Jedwede Vergleiche werten die Probleme ab, machen sie klein.

Auch wenn das womöglich gar nicht unsere Intention ist. Als Erwachsene kennen wir das eigentlich selbst: Steckt man mittendrin in einer komplexen Problematik, will man keine vorgefertigen Lösungsansätze vom Reißbrett kredenzt bekommen. Zudem ist man für Zurufe und tatsächlich gut gemeinte oder gar wirkungsvolle Tipps von außen in solchen Situationen nicht allzu empfänglich.

So handhaben wir es neuerdings also auch: Wir halten uns zurück.

Keine gut gemeinten Ratschläge

Wir vergleichen nicht. Wir geben keine Ratschläge, die falsch ankommen können. Eher verlegen wir uns auf dezente Ratschläge, manchmal über wir uns aber auch in Schweigen und reagieren erst, wenn die beiden gezielt nach Tipps und Idee fragen, wie sich denn diese grauenvollen letzten Tage des Endspurtes des Schuljahres überhaupt noch ertragen lassen und wie man das Ruder hin zur bestmöglichen Noten doch noch einmal rumreißen ließe.

Denn sind wir es, die "auftrumpfen" können, ohne zu Buhmänner und Buhfrauen und diesbezüglich zu ungewollten Besserwissern zu werden.

Wir wissen es nicht wirklich besser, haben aber mehr Lebenserfahrung.

Zurückhaltung

Dennoch sind wir natürlich von der Materie recht weit weg - zumindest liegen unsere Schulzeiten doch schon einigermaßen in weitere Ferne und gut möglich, dass einige Aspekte gar nicht mehr vergleichbar sind mit der Zeit, als wir noch die Schulbank drücken mussten. Also tut auch uns Zurückhaltung gut.

Auch wir können von unseren Kindern lernen und so können wir gemeinsam an solchen Situationen als Familie wachsen.

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