Mamaglück und Arbeitslust – Babsi, die Hebamme und Tanzpädagogin

Es gibt Mamas, die sowohl in der Arbeit als auch zuhause „am richtigen Platz“ sind. In der Serie „Mamaglück und Arbeitslust“ geht es heute um Babsi. Sie ist Diplomierte Hebamme und Tanzpädagogin und hat zwei Töchter im Alter von 6 und 3 Jahren.

Liebe Babsi, du bist Mama, Hebamme und Tanzpädagogin. Kannst du uns ein bisschen näher erzählen, was du machst?

Als Mama von zwei wunderbaren, aktiven Mädels und einem Haus mit Garten habe ich immer alle Hände voll zu tun. Das ist sozusagen meine unbezahlte Arbeit, die ich gern mach, die man aber oft gar nicht sieht. Beruflich gebe ich derzeit drei Kurse: einen Bewegungskurs für Schwangere, einen therapeutischen Beckenbodenkurs und einen Rückbildungsgymnastikkurs. Ansonsten betreue ich Frauen nach der Geburt. Das ist im Hinblick auf meine Kinder durchaus herausfordernd: Als Hebamme in der Nachsorge muss man sehr flexibel sein, da eine Geburt nicht planbar ist und man auch nicht weiß, wie viel Betreuung die Mutter braucht. Bei mir zuhause mache ich Beratungen und Kurse mit Abstandsregeln: Mutter-Kind-Pass Beratung, Geburtsvorbereitung für Paare oder Mütter alleine, Natürliche Familienplanung, Beratung nach Geburtstrauma oder auch Einzelstunden bei Problemen mit dem Beckenboden. 

Du hast Kurse gegeben, als die Kinder noch ganz klein waren. Wie war das für dich? 

Ich habe schon während meiner Karenz gearbeitet, aber nur so viel, wie es sich mit den Kindern vereinbaren ließ. Etwa drei Monate nach der Geburt habe ich ganz klein angefangen.

Es ist unter Arbeit gelaufen, aber ich machte dabei etwas für mich.

Da war ich höchstens zwei Stunden lang weg. Mit meinen Kursen konnte ich die Arbeitszeiten gut dosieren. Ich gab zum Beispiel einen Kurs für Rückbildungsgymnastik und konnte für mich selber auch etwas mitmachen. Das war perfekt. Es ist unter Arbeit gelaufen, aber ich machte dabei etwas für mich. Aus den Kurszeiten wurden so bewusste Papazeiten, was toll war für die Beziehung zwischen meinen Mädels und ihrem Vater. Hier deckt mein Mann nach wie vor viel ab. 

Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du arbeitest, dass du nicht bei den Kindern bist? 

Ja, vor allem, wenn ich wegfahre und sie weinen. Da geht es mir nicht gut. Beim ersten Kind war es noch ärger. Da fühlte ich mich wie eine Rabenmutter. Doch eine gute Freundin meinte dann: „Deine Tochter ist beim Papa. Sie ist nicht bei Fremden. Der Papa ist ihre zweite Bezugsperson. Das ist ok.“

Angebote

Finde jetzt unsere Angebote in deiner Nähe!

Für mich war es in der Folge eine Herausforderung, ob es ein bewusstes Abschiedsritual braucht oder ob ich einfach still und heimlich gehen soll. Manchmal ist das eine richtig und manchmal das andere. Man muss oft draufkommen, was gerade passt. 

Oma Mutter Baby lachen

Ich habe das Gefühl, du arbeitest gerne. War es schon immer dein Traum, Hebamme bzw. Tanzpädagogin zu werden?

Hebamme und Tanzpädagogin zu sein ist das Beste was mir passieren konnte. Mit 17 hat mich das Erlebnis einer Hausgeburt, wo ich dabei sein durfte, geprägt. So wurde mir später klar, dass ich etwas mit Menschen machen wollte, das im wahrsten Sinn des Wortes „Hand und Fuß“ hat. Die Tanzpädagogik hab ich später mit 35 nachgeholt. Auf einmal konnte ich mit meinem Tanzhobby mein Geld verdienen. Nun kann ich in meine Kurse gehen und es sprudelt von selber. Da kann ich müde oder unmotiviert sein, aber wenn ich dort bin, lege ich den Schalter um und komme fast immer mit einem tiefen Gefühl von Zufriedenheit nach Hause. 

Gibt es Tricks zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Es gibt diese Zerreißprobe: Ich war weg, komme heim zu den Kindern und zum vernachlässigten Haushalt und dann entsteht oft die Frage: „Wann komme ICH endlich dran?“ Wenn das „jetzt komme ich“ auch im Beruf zu finden ist, dann braucht man das Selbstverwirklichende neben den Kindern nicht so stark. Wenn man also seinen Beruf gerne macht, braucht man nicht so viel Erholung nebenbei. Damit will ich nicht sagen, dass es egal ist, Auszeiten zu haben. Aber ich glaube, Beruf und Kindererziehung können sich auch gegenseitig befruchten. Wenn ich auf Visite fahre, wissen meine Kinder, dass ich nun zu Mamas und Babys fahre und das weitergebe, was auch wir erfahren haben, als sie zur Welt kamen haben: Hilfe und Unterstützung nach der Geburt. 

Beruf und Kindererziehung können sich auch gegenseitig befruchten.

Nach und nach habe ich auch gelernt, dass es ganz gut ist, bewusste Qualitätszeit mit den Kindern zu verbringen, wenn man viel weg war. Da geht es dann darum, sich wirklich Zeit zu nehmen und miteinander zu spielen; nicht wieder im Haushalt zu werken und nur körperlich anwesend zu sein. Dann tolerieren die Kinder es besser, wenn man weg war oder weg geht. Man kann auch im Vorhinein Beziehungszeit haben. Das ist wie hinein tanken.

Man kann auch im Vorhinein Beziehungszeit haben. Das ist wie hinein tanken. Denn: Was am Tag nicht holbar ist, das holen sich die Kinder in der Nacht.

Denn: Was am Tag nicht holbar ist, das holen sich die Kinder in der Nacht. Sie suchen dann oft mehr die körperliche Nähe in der Nacht und dann schlafen alle weniger. Dann wird es anstrengend. Man muss immer schauen, was sich kapazitätsmäßig ausgeht. Man kann nur ausprobieren, was geht. Wenn etwas nicht klappt, muss man wieder einen Gang runterschalten. 

Gibt es etwas, das du Mamas in Karenz sagen möchtest, die überlegen wieder in den Beruf einzusteigen?

  • Gehe es langsam an. Es braucht seine Zeit,  bis man in den Arbeitsprozess nach der Geburt reinfindet. 
  • Frage dich: Was will ich? Wo sind meine beruflichen Leidenschaften? Was macht mir wirklich Spaß? Was lässt sich familientechnisch gut integrieren? Nehme ich lange Fahrtzeiten in Kauf oder will ich lieber in der Umgebung bleiben? Man muss bedenken, dass man bei langen Fahrtzeiten kindertechnisch viel unflexibler ist.
  • Berücksichtige deinen Biorhythmus. Manche Frauen haben in der Früh ihre Stärke und manche am Abend. 
  • Kommuniziere klar, was geht und was nicht – vor allem auch mit dem Partner. 
  • Vernetze dich gut mit anderen. Ich liebe die Idee der „Mamafusion“: Mamas sprechen sich ab: Abwechselnd je Arbeitsplan passt eine Mama auf alle Kinder auf.
  • Überlege dir mehrere Back-ups: Was können neben den Großeltern auch der Ehemann, Freundinnen, Gotis usw. abdecken? Oft ist ein bezahlter Babysitter einfacher. Da gibt es dann einen klar geregelten Termin und man muss nicht jemanden im privaten Umfeld bitten. 
  • Und lass dir kein schlechtes Gewissen machen, wenn du lange daheim und unbezahlt bei den Kindern bist. Vor allem beim zweiten Kind sehe ich nochmal, wie schnell die Zeit vergeht. Es herrscht so viel Druck, dass Mamas so früh wie möglich wieder in den Arbeitsprozess einsteigen und das ist schade. Als wäre die Zeit zu Hause bei den Kindern keine Arbeit.

 

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Portraitfoto Claudia Nemecek

Weitere Artikel des Autors lesen