Mama werden, Papa werden

Lernen wir unser Kind wirklich erst mit der Geburt kennen? Haben werdende Väter überhaupt eine Chance, schon während der Zeit im Bauch eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen? Unser Fazit mitten in der 3.Schwangerschaft:

 

Als Mama bist du immer mit dem Kind verbunden

 

Als Mutter wirst du über die Monate der Schwangerschaft auf deine neue Rolle vorbereitet. Schon schnell bemerkt man als Frau, dass man nicht mehr alleine ist.

Das Herz der Mutter schlägt nicht nur während der Zeit der Schwangerschaft für beide, sondern bleibt immer mit dem Kind verbunden.

Schon beim zweiten Kind bemerkt man als Frau, dass jede Schwangerschaft spürbar einzigartig ist und das Kind gewisse Eigenschaften schon im Mutterleib und dann auch bei der Geburt erkennen lässt.

 

Wie unsere Kinder ihren Charakter schon im Bauch erkennen ließen

 

So wie unsere erste Tochter im Bauch schon ihre Lieblingsposition hatte und mir immer in die selben Rippen gekickt hat, kuschelt sie auch jetzt noch in der gleichen Kurve neben mir und zuckt im Schlaf mit den Füßchen. Die Klavier-Musik, die ich während der Schwangerschaft mit ihr gehört habe und bei der sie im Bauch immer so ruhig geworden ist, stimmt sie auch heute noch entspannt. Das Lied, das ich ihr schwanger jeden Tag vorgesungen habe, hat sie auch beim ersten Schrei nach der Geburt sofort still werden lassen und es gehört zu unserem täglichen Einschlaf-Ritual, weil sie es sich wünscht.

Nachdem sie uns zuerst weit über den errechneten Termin hinaus warten hat lassen, war ihre Geburt dann ein wahrer Raketenstart und sie war innerhalb weniger Stunden bei uns. Und so ist sie auch heute als 5-Jährige: zuerst lässt sie lange auf sich warten und dann geht es auf einmal unerwartet schnell und sie steht voll Tatendrang in der Tür.

Unsere zweite Tochter war im Bauch schon eine kleine Akrobatin. Obwohl ich ihr in der Schwangerschaft ein gefühltes Luxus-Apartment in Form einer Bauchhöhle herumgeschleppt habe, schien sie für ihre Turneinheiten nie genug Platz zu haben. Ständig schlug sie darin Saltos und drückte mit immer anderen Körperteilen gegen die Bauchdecke. Genauso erleben wir sie auch nun als 3-jährige. Kaum ruhig zu bekommen, immer auf Entdeckungen, auf der höchsten Sprosse des Kletterturms, kopfüber in den letzten Winkeln beim Versteckspiel. Nichts ist zu wild, zu schnell, zu tief, zu hoch und sie braucht nach wie vor viel Platz!

Trotz Einleitung nach weit überschrittenem Geburtstermin erfolgte eine dreimal so lange Geburt als beim ersten Kind und anstatt sich Richtung Ausgang zu bewegen, hat sie sich nach oben gekämpft. So ist sie, unsere willensstarke 2.Tochter! Sie weiß was sie will und ist kaum zu etwas zu bewegen, wenn sie nicht selbst einen Wunsch dafür verspürt.

 

Von der Nabelschnur zum unsichtbaren Band

 

Natürlich waren wir unglaublich gespannt, unsere Kinder in unseren Armen zu halten und ihr Wesen zu erleben, aber da war schon eine Vorahnung, welcher Charakter uns als Paar bzw. dann als Familie bereichern wird. Durch das intensive Kennenlernen während der Schwangerschaft fühlte ich mich nach ihrer Ankunft bei uns gut gestärkt, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.

Auch wenn die Nabelschnur nach der Geburt durchtrennt wird, bleibt da ein unsichtbares Band der Verbundenheit und wir sprechen noch weit über die ersten Jahre des Kindes von einem Prozess des Abnabelns, wenn wir versuchen, das Kind Schritt für Schritt sein eigenes Leben leben zu lassen.

 

Wie geht es dem werdenden Papa?

 

Väter haben es da um einiges schwerer, sich in ihrer neuen Rolle einzufinden und sich vom Tag der Geburt weg voll und ganz darauf einzulassen.

Als Frau spüre ich die Signale meines Körpers und entscheide mich dementsprechend irgendwann einen Schwangerschaftstest zu machen.

Ich kann mich erinnern, als mein Mann völlig übermüdet von der Arbeit heim kam und mir detailliert von seinem Tag mit den KollegInnen berichtete. Ich war da bereits auf einem anderen Planeten angekommen, als er mich irgendwann fragte: „Und was war bei dir heute so?“ Meine Antwort war: „Nicht so viel, aber ich weiß jetzt, dass ich schwanger bin und wir Eltern werden!“

Er ist bei der Antwort fast vom Sessel gefallen. Auch wenn er wusste, die dass Möglichkeit bestehen könnte, war es für ihn viel überraschender als für mich, weil ich ja schon merkte, dass sich der eigene Körper anders anfühlte.

 

Beide machen eine eigene Reise und treffen sich am Ziel

 

Für meinen Mann begann mit dieser Ankündigung, unerwartet nach einem normalen Arbeitstag, eine ganz andere 9-monatige Reise als meine, obwohl wir uns auf das gleiche Ziel freuten: unser Kind in den Armen zu halten.

Für den werdenden Papa ist es ein wesentlich abstrakterer Weg bis das Kind dann manchmal plötzlich wie ein Komet auf seinen Planeten trifft.

Aber mein Mann zeigt mir jetzt schon zum dritten Mal, dass  es sehr wohl möglich ist, schon während der Zeit der Schwangerschaft eine starke Verbindung zum Kind aufzubauen und sich selbst auf die Ankunft des neuen Familienmitgliedes vorzubereiten.

Die Schwangerschaft birgt für ein Paar die wunderbare Chance, einen sehr intensiven Austausch zu erleben. Erzähle ich meinem Partner von meinen Empfindungen und Beobachtungen, hat auch er die Möglichkeit darauf zu reagieren und nicht nur stiller Begleiter zu sein.

Er kann dann nicht nur mich als Schwangere besser unterstützen, Halt und Mut geben, sondern auch auf Bewegungen des Kindes eingehen und mit ihm kommunizieren.

 

Erste Spiele mit Papa noch vor der Geburt


Bei unseren ersten beiden Töchtern hatte ich eine Hinterwandplazenta. Das heißt, die Eizelle hatte sich beide Male so eingenistet, dass der Mutterkuchen an der hinteren Gebärmutterwand saß und das Baby sehr gut unter der gesamten Bauchdecke spürbar war. Mein Mann konnte sehr deutlich spüren, wie die Mädchen zu strampeln begannen, wenn er mit ihnen sprach.

 

Ihre ersten gemeinsamen Spiele waren:
 

  • Die Hand auf den Bauch legen bis das Kind reagiert und sie dann langsam weiterbewegen. Beide Töchter haben sehr stark darauf reagiert und sind der Hand gefolgt.
  • Besonders unsere erste Tochter hat sehr stark auf Lichtreize reagiert und liebt  noch heute alles rund um Lichterketten, Lichtspielereien. Mein Mann hat immer wieder die Taschenlampe über die Bauchdecke wandern lassen und gestaunt, wie intensiv sie daraufhin kommunizierte.
     
  • Geschichten erzählen, wer sich aller schon auf sie freut und was wir wohl alles erleben werden.
  • Im Gegensatz zu mir konnte er sein Gesicht an den Bauch legen und sie auch so spüren.

 

 

Nun erleben wir bei unserer dritten Tochter das erste Mal eine Vorderwandplazenta, was bedeutet, dass zwischen Bauchdecke und Baby noch der Mutterkuchen liegt und unsere Kleine für meinen Mann und ihre Schwestern nicht so leicht spürbar ist. Aber auch hier zeigt sich, dass es Möglichkeiten gibt schon vor der Geburt miteinander zu plaudern: je stärker das Kind wird, desto leichter wird es auch für alle anderen wahrnehmbar und seitlich lässt es sich am leichtesten ertasten.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Mann von Anfang an alles ihm Mögliche macht, um seine Vaterrolle zu leben und sich selbst schon auf unseren Familienzuwachs einzustimmen.

Besonders die ersten 3 Monate sind oft geprägt von Ängste und Unsicherheiten. Diese werden von außen noch verstärkt, indem einem oftmals erst nach den überstandenen, heiklen ersten 12 Wochen gratuliert wird. Daher bedeutet es mir unermesslich viel, einen Partner an meiner Seite zu haben, der das neue Leben von Beginn an bedingungslos willkommen heißt und es seine Liebe spüren lässt.

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