„Mama! Papa! Spiel mit mir!“ – Bindungsspiele für Kinder

Spielideen für Kinder um im Alltag emotional aufzutanken. Bindungsaufbau bei Babys ist in aller Munde – feinfühlig und verlässlich sein, nicht schreien lassen, tragen – so gelingt der sichere Bindungsaufbau in den ersten Lebensmonaten.

Und dann? Wie pflegt man die Beziehung zu seinem Kind, wenn es älter wird? Die liebsten Spiele meiner Tochter sind scherzhafte Aktivitäten wie Guck-Guck- oder Verstecken. Sie inszeniert die sogenannten Bindungsspiele tagtäglich z.B. läuft sie weg, wenn ich ihr beim Anziehen helfen will. Oft brauchen Kinder die spielerischen Aktivitäten mit den Eltern am meisten, wenn wir am wenigsten Zeit haben! Wenn Kinder einen anstrengenden Tag hatten, sagen sie nicht:  „Puh, ich hatte heute einen echt harten Tag. Lass uns darüber reden!“

Stattdessen sagen sie  „Spiel mit mir!“.

Wenn Eltern der Aufforderung „Spiel mit mir“ nachkommen und sich zu ihrem Kind auf den Boden setzen, um z.B. bei seinen Fantasiespielen mit Tieren, Bausteinen, Puppen oder Eisenbahn etc. mitzumachen, fühlt es sich geliebt und wertgeschätzt. Somit fördern diese Spiele die Bindung und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder.

Das Spiel zählt zu den besten Mitteln, die emotionalen Batterien eines Kindes wieder aufzuladen.

Gemeinsames Spielen ist also immer eine gute Ressource für Kinder. Gerade wenn der Alltag die Kinder in ihrer Selbstbestimmung an vielen Stellen einschränkt, ist es für Kinder gut, wenn sie das Spiel selbst bestimmen können. Dann kann man ihnen im Spiel das Gefühl geben, selbst wirksam zu sein. In sogenannte nicht angeleiteten, kindzentrierten Spielen gibt das Kind vor wo’s lang geht. Egal was das Kind in seinem Spiel inszeniert, wir kritisieren und belehren auch nicht.

Wenn es Eltern gelingt jeden Tag auch nur ca. 20 Minuten Spielzeit abzuzweigen, wird das Kind ungemein davon profitieren. Lachen ist eine besonders wohltuende Komponente des Spiels. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Lachen innere Anspannung, Angst und Wut regulieren kann.

Mithilfe von Bindungsspielen, können Kinder Ängste und Anspannungen lösen, sie stillen ihr Bedürfnisse nach Bindung und stärken das Gefühl geliebt zu werden.

Auch Geschwisterrivalität und Streit verringern sich durch regelmäßige „exklusive Spielzeit“ deutlich. Aber aufgepasst: Das gemeinsame Spiel ist keine Währung. Kinder spüren sehr genau, wenn im Gegenzug Kooperation oder ein bestimmtes Verhalten von ihnen erwartet wird. Und dann verfehlt das Spiel seinen Sinn.

Selbstverständlich braucht das Kind auch Zeit um alleine zu spielen, doch in diesen Bindungsspielen ist es wichtig, dass unsere volle Aufmerksamkeit auf das Kind gerichtet ist.

Spielideen für eine gute Bindung

Verkehrt rum

Zu Nonsense-Spielen gehören bewusst absurdes Verhalten oder etwas bewusst „falsch“ zu machen z.B. die Hose über den Kopf ziehen. Übertreibung gehört auch dazu. Das Lachen bietet Kindern die Möglichkeit, aufgestaute Wut oder Frustration Luft zu machen. Wenn (meist ältere) Kinder Angst haben Fehler zu machen, kann diese durch ihr Lachen verringert werden. Auch die daraus entstandene Anspannung wird dadurch gelöst. Wir können Kinder ermutigen, so viele Fehler wie möglich in eine Tätigkeit oder einen Text einzubauen.

Beispiele für Nonsense-Spiele:

Luca wollte sich zu keiner Tageszeit anziehen lassen. Seine Mutter fing an „Verkehrt“ zu spielen. Sie hat ihm zum Beispiel sein T-Shirt als Hose angezogen. Er ruft dann quietschvergnügt: „Verkehrt!“ und erklärt wo das Teil hinkommen soll. Sie zeigte sich dann immer sehr erstaunt und stellte sich beim nächsten Kleidungsstück wieder unwissend. Lieder singen und absichtlich Textfehler machen. zum Beispiel: Alle meine Entchen, schwimmen im Kakao!“ Nach solchen Spielen sind Kinder oft eher bereit zu kooperieren.

Gagaga

Das Bindungsspiel per se: Diese Art von Spiel, das davon lebt, dass Erwachsene immer wie- der auf dieselbe Art reagieren und das Kind Gefallen daran findet, lässt sich unendlich erweitern. Beispielsweise in dem man sich vor das schaukelnde Kind stellt, und jedes Mal die Arme öffnet, wenn es auf einen zukommt. Oder jedes Mal „muuuuh sagt, wenn man vom Kind berührt wird. Mit erstaunlicher Ausdauer können kleine Kinder diese Kontingenzspiele spielen.

Beispiele für Kontigenzspiele:

  • Wenn das Kind auf die Nase von Mama oder Papa drückt, streckt diese/r die Zunge raus. Das Kind lacht, die Zunge verschwindet wieder und der Spaß beginnt von vorne.
  • So tun als ob man Angst vor Spinnen/ Schlangen/ etc. hat und eine Schreckreaktion vortäuschen. Kinder haben dabei Spaß die Eltern zu erschrecken.
  • Für ältere Kinder: Kommando Pimperlees fliegt es fliegt.

Das Schlüsselerlebnis bei diesem Spiel ist die Übereinstimmung zwischen dem Verhalten des Kindes und die Reaktion der Eltern. Kontigenzspiele festigen die Bindung, fördern das Vertrauen und erzeugen ein Machtgefühl. Außerdem gibt es dem Kind durch die Vorhersagbarkeit, ein Gefühl von Sicherheit und starker Selbstwirksamkeit. Die Kooperationsbereitschaft wächst, weil Kinder die Gelegenheit erhalten, starke Gefühle wie Frustration, Wut, Angst und Machtlosigkeit abbauen.

Da bist du!

Trennung ist für Kinder in den ersten Lebensjahren ein grosses Thema. Trennungs- und Versteckspiele aller Art sind da eine prima Hilfe: Es tut Kindern gut, zu erleben, dass sie aus eigener Kraft Mama oder Papa wiederfinden können, oder diese immer wieder zurückkommen – kurz, dass die Trennung ein gutes Ende nimmt.

Beispiele für Trennungspiele:

  • Guck-Guck: Das erste Trennungsspiel bei kleineren Kindern ist meist „Guck-Guck“. Wir legen die Hände über unsere Augen, wenn wir sie wegnehmen rufen wir „Guck-Guck“ oder verschwinden kurz und schauen, dann wieder hervor.
  • Verstecken: Mit älteren Kindern spielen wir Verstecken oder Fangen. Je älter Kinder werden desto mehr Freude haben Sie am Versteck spielen. Der wichtigste Moment ist der Augenblick der Wiedervereinigung. Wichtig ist, nicht zu lange im Versteck zu bleiben, wenn das Kind erste Anzeichen von Stress zeigt. Wenn das Kind anfängt in den Kindergarten, oder zur Schule zu gehen, können wir so die Trennungsängste lindern. Das Kind entwickelt so ein Vertrauen, dass wir uns verlässlich wieder sehen.

Das Lachen unseres Kindes baut die inneren Anspannungen ab, eine Folge der entwicklungsbedingten Trennungsangst, die mit 8 Monaten bis 1,5 Jahren besonders groß ist.

Sich gegenseitig spüren

Berührungen und Körperkontakt schaffen Nähe, doch längst nicht alle Kinder kuscheln gerne. Spiele mit Körperkontakt sind besonders im Alter von 1,5 – 3 Jahren, wenn das Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz ein Balanceakt ist, wertvoll. Von Raufen bis Schmusen, von Massieren bis Kniereiterspiele – für jedes Kind ist etwas Anderes gut. Nur mit Kitzeln sollte man behutsam sein, denn ausgekitzelt zu werden, ist nicht schön.

Beispiele für Aktivitäten mit Körperkontakt::

  • Hoppe-hopp Reiter: Das Kind sitzt auf dem Schoß und Eltern und Kind spielen „Hoppe Hoppe Reiter“.
  • „Sandwich“ spielen und das Kind legt sich, als der Belag, auf die Mama oder Papa.
  • Spielerisch Raufen kann Kindern ebenfalls viel Spaß machen.
  • Klammerspiele – so tuns als ob man aneinander klebt.

Mit Körperkontakt-Spielen erlangen die Kinder ein Gefühl der eigenen Wertschätzung, Sicherheit sowie Zugehörigkeit. “Wenn Kinder ängstlich sind, erfahren sie nur durch die Nähe, Sicherheit.

Wichtig ist dabei: Wir achten stets darauf, die Grenzen unserer Kinder zu respektieren. Nie das Kind weg schieben, wenn es Körperkontakt sucht oder Kontakt erzwingen, wenn das Kind Abstand will.

Buchtipp

Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte. Aletha J. Solter. Verlag Kösel

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