"Lernen begleiten - Verantwortung abgeben" - Eltern als Lernbegleiter
Wie Eltern ihre Kinder beim Lernen unterstützen können – ohne Druck und Streit
In der Volksschule war der Lernaufwand überschaubar.
Mit dem Übertritt in die weiterführende hat sich das geändert - es gibt neue Fächer, neue Lehrer und überhaupt mehr Lernstoff. Wir sind die viele Hausarbeit, Tests, Wiederholungen und Schularbeiten noch nicht gewohnt in unserer Familie. Obwohl Lernen und das „Hausaufgaben-Management“ eigentlich schon zum Alltag gehören sollten, sorgen sie mitunter für Stress und Diskussionen.
Eine – nicht repräsentative – Umfrage im Freundeskreis hat ergeben, dass „nichts passiert“, wenn Mama oder Papa nicht daneben sitzen und mit lernen. Aber gerade wenn die Kinder älter werden, sollen sie doch mehr Verantwortung übernehmen und lernen, sich selbst zu organisieren und nicht mehr für alles Mama und Papa brauchen.
Was können Eltern grundsätzlich tun?
#1.Eine positive Lernumgebung schaffen
Ein ruhiger Platz, regelmäßige Pausen und eine begrenzte Menge Stoff helfen Kindern, konzentriert zu bleiben.
Wichtig: Kein Druck, aber klare Strukturen!
Rituale helfen und geben Sicherheit (z.B.„Nach der Jause ist Lernzeit“). Je älter und selbstständiger das Kind wird, desto mehr wird es davon abweichen. Da hilft es andere Fixpunkte zu setzen z.B. „bis zum Abendessen solltest du zwei Seiten Vokabeln gelernt haben“.
#2. Jedes Kind lernt anders
Wir Eltern müssen flexibel bleiben, denn unsere eigene Schulzeit ist längst vorüber und was bei uns geklappt hat, funktioniert wahrscheinlich bei den eigenen Kindern nicht.
Jedes Kind und auch jedes Geschwister lernt anders, z.B. muss die 11 Jährige ihre Englischvokabeln ja nicht unbedingt sitzend am Schreibtisch lernen, wenn sie sich im Gehen leichter tut. Manchmal mag sie auch auf der Couch Matheübungen durchdenken oder in Lieder verpackt vor sich hin trällern.
Beobachten wir also unsere Kinder und probieren gemeinsam aus, welche Methode gut funktioniert - das wird bei jedem Kind anders sein. Da dürfen wir ruhig von unseren Vorstellungen abweichen
#3. Ermutigen statt kritisieren
Fehler und Scheitern gehören zum Lernen dazu. Wenn Eltern gelassen reagieren und nicht jede schlechtere Note eine Katastrophe ist, trauen sich Kinder mehr.
Lob für Anstrengung („Toll, dass du dran geblieben bist!“ oder „Toll, dass du das alleine geübt hast“) wirkt oft stärker als Lob für das Ergebnis. Kinder entwickeln so Selbstvertrauen und Ausdauer.
#4. Interesse zeigen – nicht kontrollieren
Kinder spüren genau, ob Eltern wirklich interessiert sind oder nur auf gute Noten schauen. Wir sind wohl alle von unserer eigenen Schulzeit geprägt und haben noch den Klassenraum oder bestimmte Lerninhalte im Kopf.
Ich habe aber gemerkt, dass sich die Lernmethoden und Inhalte geändert haben. Vielleicht ist es daher auch für uns Eltern interessant, nachzufragen, was (und wie) das Kind gelernt hat und sich vom Kind etwas erklären zu lassen. So kann ein echtes Gespräch über Inhalte entstehen, das stärkt die Freude am Lernen.
Wie können Eltern die Verantwortung schrittweise abgeben?
Je älter Kinder werden, desto wichtiger ist es, dass sie Verantwortung für ihr Leben und Lernen übernehmen. Eltern dürfen sich dabei bewusst ein Stück zurücknehmen – nicht aus Desinteresse, sondern um Selbstständigkeit zu fördern. Das gelingt am besten in kleinen Schritten:
- Lassen wir die Kinder entscheiden, wann die Hausaufgaben erledigt und der Schularbeitenstoff gelernt wird, solange das im vereinbarten Zeitrahmen bleibt.
- Geben wir nur Hilfestellung auf Nachfrage, anstatt die Aufgaben selbst zu lösen. Sich dazu setzten und z.B. etwas zu lesen oder am Laptop zu arbeiten signalisiert: Ich bin da, wenn du mich brauchst.
- Mama und Papa helfen beim Erstellen eines Lernplans oder Tageszieles, die Umsetzung überlassen wir den Kindern. Am Abend kann man dann kurz besprechen was geklappt hat oder anbieten, das Gelernte abzuprüfen oder mit dem Kind gemeinsam wiederholen.
- Lob ist gut! Dabei aber nicht unbedingt die guten Noten, sondern eher das Tun und Eigeninitiative loben.
- Bleiben wir gelassen und lösen wir uns von starren Vorstellungen: Der Lernstoff ist im Jahr 2025 anders als zu unserer Schulzeit. Gestehen wir den Kindern so viel Verantwortung zu, zu wissen, wie sie selbst am besten den Inhalt lernen und erinnern können.
Fazit
Töchter und Söhne brauchen keine perfekten Lehrer zu Hause – sie brauchen Eltern, die an ihre Fähigkeiten glauben und Geduld zeigen. Und ja, ich weiß, gerade das mit der Geduld ist auch für Eltern eine große Lernaufgabe.
Lernen ist ein Prozess, der viel Zeit und viele kleine Erfolge braucht.
Kinder und Jugendliche haben ihre eigene Persönlichkeit, lernen in ihrer eigenen Geschwindigkeit und interessieren sich für andere Sachen als wir Eltern. Ich denke, gerade deshalb sollten Eltern im Hintergrund bleiben – präsent, aber nicht steuernd, ansprechbar – aber nicht kontrollierend.
Unsere Kinder werden sicherlich an der Verantwortung wachsen. Schritt für Schritt entsteht dann das, was sie fürs ganze Leben brauchen: die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren und dranzubleiben.
