Herbarium: Idee für den Hausunterricht

Die ersten paar Wochen Unterricht zu Hause sind geschafft und die wohlverdienten Ferien haben gut getan, aber so wie es derzeit aussieht, wird der momentane Zustand noch etwas andauern.

Deshalb möchte ich ab und zu weitere Ideen teilen, wie man mit den Kindern sinnvoll weiterlernen kann, mit ganz praktischem Nutzen.

Während der fünf Jahre Hausunterricht gab es natürlich bestimmte Zeiten, in denen konkret mit Büchern und anderen Materialien gearbeitet wurde, um den vorgegebenen Lernstoff zu bewältigen, die meist am Vormittag eingeteilt waren. Einen Großteil der „To Do’s“ wollten wir bis Mittag abschließen.

Lernen als Lebensstil

Darüber hinaus hab ich mit den Kindern aber noch vieles mehr gemeinsam erlebt und erarbeitet. Das Lernen ist sozusagen den ganzen Tag passiert, vieles so „nebenbei“. Lernen war nicht nur eine auf ein paar Stunden am Tag reduzierte notwendige Sache, es wurde zu einem Lebensstil. Und den hab ich mir mit meinen Kindern auch nach der „Homeschool“-Zeit beibehalten.

Ich bin persönlich begeistert von Gottes vielfältiger Schöpfung und liebe es, Wissen zu vermitteln beziehungsweise mit den Kindern gemeinsam etwas zu erforschen. Gerade die Dinge, die mich selbst sehr interessieren, teile ich gern mit meinem Nachwuchs und so gibt es immer mal wieder zwischendurch eine kleine „Lektion“ in Biologie oder anderen Bereichen, bei der wir alle dazulernen.

Denn auch für uns  Erwachsene ist ja das Lernen nicht mit dem Schulabschluss oder der Berufsausbildung beendet. Es ist eine lebenslange wunderbare horizonterweiternde Sache!

Essbares aus der Natur

Jetzt, wo alles so schön grünt und blüht, findet man überall auf den Wiesen und am Wegrand zahlreiche Pflanzen, die es wert sind, beachtet zu werden. Jede Pflanze hat ihren Platz und ihre Aufgabe im Ökosystem und viele davon sind sogar essbar!

Vor kurzem hab ich mit den Kindern Kräuter gesammelt für einen Frühlingssalat, und wir fanden auf der Wiese rund um unser Haus ca. sieben essbare Kräuter, inklusive Veilchen und Gänseblümchen, die nicht nur als nette Deko dienen sondern wertvolle Inhaltsstoffe haben!

Natürlich sollte man sich etwas auskennen, was man wirklich essen darf.

Im Zweifelsfall bitte immer im Pflanzenbestimmungsbuch (z.B. BLV Pflanzenführer von Schauer und Caspari) oder auf seriösen Seiten im Internet nachsehen, ob etwas essbar oder giftig ist.

Manche Pflanzen sind nämlich für den Menschen nur in kleinen Dosen verträglich und werden in der Naturheilkunde angewendet, sollten aber nicht unbedingt in großen Mengen gegessen werden. Es kommt auch oft darauf an, welchen Teil einer Pflanze man verwendet.

Manchmal sind die Knollen essbar, aber die Früchte giftig, wie z.B. bei den Kartoffeln. Also bitte immer gut informieren!

Wichtig für Gaumenfreuden aus der Natur ist auch, wo sie wachsen. Ich sammle Essbares nie direkt neben der Straße und auch nicht auf Wiesen, die offensichtlich gerade gedüngt wurden. Aber das sollte ohnehin klar sein. Bitte immer vor dem Verzehr gründlich waschen!

Ein Herbarium gestalten

Eine wunderbare Möglichkeit, sich mit Pflanzen auseinanderzusetzen ist es, ein Herbarium zu gestalten. Wer davon noch nix gehört hat – es ist einfach eine Sammlung von gepressten, getrockneten Pflanzen in einer Mappe. „Herba“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kraut“. Es ist also im weitesten Sinne ein selbst gemachtes „Kräuterbuch“.

Herbarium anfertigen

Mein Sohn Ben (15) muss gerade von der Schule aus ein solches Herbarium anlegen, und da hab ich mir gedacht, wir machen extra noch ein zweites für uns alle. Ich hab das selbst als Kind schon geliebt, all die verschiedenen Pflanzen zu suchen, zu bestimmen, zu pressen, einzukleben und alles genau zu beschriften.

Ideal ist es, mit einer solchen Sammlung im Frühling zu beginnen und chronologisch alles je nach Blütezeit zu ordnen.

Aber im Prinzip kann man jederzeit damit anfangen und dann im nächsten Jahr die Frühblüher hinzufügen. Die Sammlung ist ja nicht nur auf ein Jahr beschränkt, sondern kann bei guter Verarbeitung und Trocknung der Pflanzen viele Jahrzehnte halten!

Was braucht man dazu?

Die Materialien für ein Herbarium sind folgende:

  • eine Mappe
  • Klarsichtfolien
  • Papier A4, liniert oder weiß, idealerweise dünner Karton
  • Kleber, evt. Klebeband
  • Stifte zum Beschriften
  • Pflanzen
  • Interesse für Pflanzen und etwas Geduld und Geschick

Die richtigen Pflanzen pflücken

Das wichtigste Material sind natürlich die Pflanzen, denn um die geht es ja dabei. Bei Spaziergängen, die glücklicherweise auch jetzt erlaubt sind, kann man die verschiedenen Kräuter pflücken und vorsichtig nach Hause bringen. Ich nehme dazu meist einen Korb mit, um sie unbeschadet zu transportieren. In der Jackentasche könnten sie etwas leiden…

Die Pflanzen werden ganz unten am Stängel abgepflückt. Bei Blumen wie Gänseblümchen sollte man auch die Blätter mitnehmen, denn die sind auch wichtig zur Bestimmung der Pflanze. Für ein Herbarium genügt im Prinzip eine Pflanze von jeder „Sorte“, also man muss nicht Unmengen davon ernten. Außer man möchte mit essbaren Kräutern eine Suppe kochen.

Bitte auch Acht geben auf geschützte Pflanzen

Es gibt solche, die nicht gepflückt werden dürfen, da sie vom Aussterben bedroht sind. Auch das ist wichtig zu respektieren. Besonders bei Alpenblumen ist das manchmal der Fall wie Knabenkraut oder Enzian, aber auch bei Frühblühern, wie der Kuhschelle, die auf manchen Trockenwiesen vorkommt.

Wichtig ist auch, wo man die Kräuter pflückt. Der Fundort wird nämlich im Herbarium mit eingetragen. Wer möchte, kann dazu auch eine Art „Pflanzentagebuch“ anlegen, wo man die einzelnen Funde verzeichnet. So behält man einen guten Überblick über die gesammelten Pflanzen.

Pflanzen pressen

Der nächste Schritt ist nun das Pressen der Pflanzen. Früher hab ich dazu ein dickes Telefonbuch verwendet, aber das gibt es ja in dieser Form gar nicht mehr. Es funktioniert aber auch anders. Man legt die Pflanzen dazu zwischen die Seiten einer alten Zeitung, mit etwas Abstand. Bitte die Blüten und Blätter etwas ausbreiten, sodass sie im gepressten Zustand gut sichtbar sind. Ich platziere meist nur eine Pflanze pro Seite und lasse dann ein paar Seiten Abstand. So kann man in einer kleinformatigen Zeitung z.B. zehn Pflanzen unterbringen.

Diese „befüllte“ Zeitung lege ich nun auf einen festen Untergrund und staple einige große Bücher darauf, möglichst solche, die man nicht täglich braucht. Fertig ist die Pflanzenpresse.

Nicht vergessen den Rest der Familie zu informieren, denn das Gewicht sollte unverändert ein paar Tage bzw. Wochen drauf bleiben…

Natürlich kann man auch eine Profi-Pflanzenpresse verwenden. Ben hat  z.B. eine solche von der Schule mitbekommen. Sie besteht aus zwei Holzplatten, die zusammengeschraubt werden. Echt toll! Aber mir gefällt meine Zeitungs-Büchermethode besser, da hat mehr drin Platz.

Gestaltung des Herbariums

Sind die Pflanzen nach einigen Tagen schön flach gepresst und trocken, kann man sie einzeln vorsichtig herausnehmen. Bitte gut aufpassen, denn im getrockneten Zustand sind sie natürlich sehr zerbrechlich.

Ich nehme nun eine solche Pflanze und bestreiche sie auf einer Seite vorsichtig mit Kleber. Dabei achte ich darauf, dass die „schönere“ Seite vorne ist. Dann drücke ich sie vorsichtig etwa auf die Mitte des Papiers, das ich fürs Herbarium verwende. Ich persönlich finde dünnen Karton am besten, denn der biegt sich nicht so extrem und bietet eine „Stütze“ für die getrockneten Pflanzen. Sehr dünne Stängel kann man noch extra mit Klebestreifen fixieren.

Beschriftung

Je nachdem, wie „professionell“ und „wissenschaftlich“ man das Herbarium gestalten möchte, kann man die Beschriftung nur auf Deutsch, oder aber auch auf Latein machen. Lernfreaks können natürlich auch noch andere Sprachen hinzufügen! Der lateinische Name als wissenschaftlicher Name ist aber ohnehin auf der ganzen Welt verständlich.

Grundsätzlich soll folgendes neben der Pflanze vermerkt sein:

  • der Name (dt/lat/….engl, franz.,…)
  • die Familie (dt/lat,….)
  • der Fundort mit genauerer Beschreibung, z.B. Acker, Bachrand,…
  • der Name des Finders
  • das Datum

Ich persönlich verwende für die Beschriftung schwarzen Fineliner oder Tuschestift, aber man kann das natürlich auch sehr bunt gestalten, vor allem wenn man vielleicht mehrere Sprachen verwendet. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt!

Reste verwerten!

Falls noch einzelne getrocknete Pflanzen übrigbleiben – nicht wegwerfen! Man kann daraus noch wunderbare kreative Dinge machen! Ein Bild aus getrockneten Blumen z.B … oder man kann sie auch ganz vorsichtig auf eine Kerze kleben. Was auch immer ihr daraus macht, in jedem Fall wünsch ich euch viel Freude beim Sammeln und Gestalten!!

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