Lasst uns froh und munter sein… Dem Nikolaus ohne Angst begegnen

Mit aufgeregten Gesichtern begegnen die Kinder dem Nikolaus – ob er jetzt nach Hause auf Besuch kommt, im Geschäft Säckchen verteilt oder vielerorts Kindergruppen besucht wie Turn- oder Musikvereine. Die Begegnung mit dem Nikolaus zaubert immer Glanz in die Augen der Kinder und der Erwachsenen – keinesfalls soll der Nikolausbesuch einem Kind Angst machen.

Ich feiere seit vielen Jahre mit jungen Kindern unter 3 Jahren den Nikolausbesuch, da ist es immer sehr aufregend aber nie beängstigend.
Mir ist es wichtig, dass die Kinder sehen, dass es sich um eine Verkleidung handelt.

Schon 1-2 Wochen VOR dem Besuch des Nikolaus schauen wir uns daher miteinander ein Nikolausbuch an und überlegen, woran wir den Nikolaus erkennen: Ah! An seinem besonderen Gewand! Diese Kleidungsstücke schauen wir uns dann genau an und probieren sie auch aus. (Das Gewand borge ich mir aus der nächsten Pfarre aus.)

Ich lasse den Kindern viel Zeit, die Kleidung und vor allem den Bart anzugreifen. Dann ziehe ich selbst das Nikolausgewand vor den Augen der Kinder an und sage folgenden Text:

“Ich wollt, ich wär‘ der Nikolaus, das wäre wunderschön. Ich würde dann von Haus zu Haus am Winterabend gehen. Und hat da etwa Angst ein Kind, vor mir, dem Nikolaus, zieh ich den Mantel aus geschwind und seh‘ wie immer aus.“

Beim zweiten Satz ziehe ich den Nikolausmantel wieder aus. Mit mehreren Wiederholungen wird klar, dass wir Nikolaus spielen und dass hinter der Verkleidung eine normale, freundliche Person steckt vor der man keine Angst haben muss. Wer von den Kindern möchte, darf auch selbst Nikolaus spielen mit kleiner Mütze, kleinem Stab und einem Säckchen zum Verteilen von Nüssen.

Durch dieses „Spiel“ erfahren die Kinder, dass es beim Nikolaus ums Schenken geht – und sie erleben die Hauptaussage des Nikolausfestes: Es ist gut und richtig, offenherzig zu schenken! Im Nikolausspiel spüren die Kinder ohne Belehrung, wie sich gelebte Werte anfühlen.Sie sind eingeladen, die Freude des Schenkens nachzuspielen, in dem sie andere etwas aus dem Säckchen nehmen lassen. Dies zu vermitteln gelingt auch sehr gut innerhalb der Familie – da brauchen wir keine Kindergruppe.

Der Besuch des Nikolaus

Wenn dann das eigentliche Nikolausfest gefeiert wird und der Nikolausbesuch zuhause ansteht, ist es schön, sich einen kleinen Feierablauf innerhalb der Familie zu überlegen. Ich empfehle, dass man für alle anwesenden Erwachsenen ein Blatt mit dem Ablauf vorbereitet. Für den besonderen Gast richte ich im Vorhinein einen Sessel mit einem schönen Überwurf her. Der Besuch kann dann zum Beispiel so aussehen:

Es klopft an der Türe

Die Kinder wissen, dass der Nikolausbesuch bevorsteht. Jeden Moment ist es so weit. Wenn wir dann den Nikolaus klopfen hören, singen wir nach der Melodie von „Hänschen klein“:

Wer ist drauß’? Wer ist drauß’?
Ist das nicht der Nikolaus?
Wer ist drauß’? Wer ist drauß’?
Ja, das ist der Nikolaus.
Nikolaus geh durch das Haus
Teil allen deine Gaben aus.
Nikolaus, du guter Gast,
hast du mir was mitgebracht?

Der Nikolaus tritt ein

Sobald der Nikolaus eingetreten ist, kann er mit diesem Gedicht begrüßt werden:

Der Nikolaus ist hier,
schon klopft er an die Tür.
Wir rufen laut „Herein!“,
da tritt er bei uns ein.
Grüß Gott, du lieber Nikolaus,
nun kommst du in unser Haus.
Wir warten schon auf dich
und alle Kinder freuen sich.

Er spricht zu den Kindern

Dann grüßt der Nikolaus und nimmt auf dem vorbereiteten Sessel Platz.
Vielleicht erzählt er aus seinem Leben, vielleicht redet er mit den Kindern über ihr Leben, … Jedenfalls gibt es ein nettes Gedicht, das der Niklaus zur Verteilung der Gaben lesen könnte (zumindest kann man ihn darum bitten):

Der gute Gott hat mich gesandt
als Bote in das Erdenland.
Ich wandere still von Haus zu Haus,
teile alle meine Gaben aus,
sag jedem Kind ein liebes Wort
und geh dann leise wieder fort.
Die Freude aber lass ich hier.

Achtung!

Keinesfalls soll der Nikolaus Begebenheiten aus dem Leben des Kindes besprechen, die nicht das Kind selbst ihm zuvor erzählt hat. Nichts was Angst macht, nichts was tadelt oder Druck ausübt – wenn ich möchte, dass der Nikolaus als Heiliger ein positives Vorbild ist, dann soll der Nikolausbesuch ausschließlich positiv erlebt werden.


Recht viel Fröhlichkeit bereitet er, wenn er bei jedem Kind dazu sagt, dass es durch sein Dasein Freude in die Familie bringt.
Nach dem Verteilen der Geschenke muss der Nikolaus ja schon oft wieder weiter, um diesen schönen Moment noch ein wenig auszukosten, schlage ich vor, „Lasst uns froh und munter sein“ miteinander zu singen.

Verabschiedung

Vielleicht möchte ein Erwachsener oder ein lesefertiges Kind zum Abschluss des Nikolausbesuchs noch diese Zeilen sprechen:

1,2,3,4 der Nikolaus war hier.
5,6,7,8 er hat uns einen Sack gebracht.
9, 10 – jetzt muss er wieder gehn‘.
Wir wollen auch an andere denken, und anderen Menschen Freude schenken. Danach verlässt der Nikolaus wieder das Haus.

Gemeinsam Geschichten über den Nikolaus lesen

Mit Kindern ab 4 Jahren lese ich gerne Geschichten über das Wirken des Nikolaus. Auch dadurch kann man erreichen, dass die Kinder verstehen, dass man sich vor dem Nikolaus mit seinem großen Bart nicht fürchten muss.
Es gibt eine Fülle von Legenden aus dem Leben des Nikolaus, da er ein so genannter „Sammelheiliger“ ist. Das heißt, dass Taten unterschiedlicher Personen ihm zugeschrieben werden. So gibt es neben den vier Hauptlegenden  noch mindestens zehn weniger bekannte. Zwei der schönsten Legenden können hier nachgelesen werden. In meinem nächsten Beitrag werde ich zwei kleine Bastelideen zum Nikolaus vorstellen und einen Krampus backen (und aufessen).

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Ein Artikel von

Anita Nussmüller

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