Kreativität im Kleinkindalter

Was es braucht, damit Kleinkinder ihre Kreativität entfalten können, was sie hindert und wie Eltern die Entwicklung unterstützen können.

Zeit und Raum

Kreativität braucht den geeigneten Raum und Zeit sich zu entfalten.
Eine vorbereitete Umgebung lässt das Kind die Materialien nehmen, welche es für sein Gestalten benötigt:

  • Materialien auf Augenhöhe
  • Ausreichend Gestaltungsraum: Papier an der Wand befestigen, am Boden malen (Plane als Schutz für den Boden z.B. große Müllsäcke aufschneiden), großflächiger Tisch, Outdoor
  • Passende Papiergröße: Faustregel „Je kleiner das Kind, desto größer das Blattpapier.“ Kleinkinder malen großflächig, ihre feinmotorischen Fähigkeiten entwickeln sich nach und nach weiter.
  • Ausreichend Zeit einplanen, damit das Kind nicht im „Flow“ unterbrochen wird
  • Malschürzen oder Kleidung zur Verfügung stellen, welche schmutzig werden darf

 

Materialien

Neben herkömmlichen Bastelmaterialien (z.B. Fingerfarben, Buntstifte, Ölkreiden, Kleber, Papier, Textilien u.v.m), gibt es eine Vielzahl an anderen Materialien, welche die Kinder zum Gestalten verwenden können:

  • Naturmaterialien: Kastanien, Zapfen, Blätter, Steine, Äste, Sand
  • „Wertfreies Material“: Kartonrollen, Kartonschachteln, diverse Verpackungen
  • Knetmasse, Salzteig, Ton

 

Freiheit

Im Kindergarten wird nach aktuellen pädagogischen Erkenntnissen gearbeitet: Keine Vorschulblätter und keine Schablonenarbeit. Leider bestehen manche Eltern nach wie vor auf Arbeitsblätter, welche die Kinder für die Schule vorbereiten sollen. Diese sind von pädagogischer Sicht nicht wertvoll, da sie als Grundlage für Vergleiche dienen können sowie die Kreativität der Kinder einschränkt. Weiters wird in den meisten Kindergärten auf Schablonenarbeit und Vorlagen verzichtet: Zeichnungen von Kindern werden nicht verändert (z.B. wird die Zeichnung nicht ausgeschnitten, auf einen Karton geklebt, etwas draufgeklebt, eine Vorlage zum Gestalten angeboten).


Wichtig ist, dass beim Anbieten von verschiedenen Techniken, das Kind frei experimentieren kann. Beispiel: Ein Kind malt mit Flüssigmalfarbe und Pinsel. Mit dem Pinsel malt es seine Hände an, anschließend drückt es die Hände aufs Papier und fühlt die Farbe im Farbtopf. Das Kind macht dabei wertvolle Lernerfahrungen (Sach- und Selbstkompetenz).

Prozess des Werdens

Spielen heißt für das (groß gewordene) Kind,
sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auszufließen.
Arno Stern

Kinder werfen oft ihre Zeichnungen nach dem Malen weg, weil sie den Prozess des Werdens schätzen, nicht das Resultat. Diese Haltung ist auch für uns Erwachsene ein wichtiger „Reminder“ im Leben: Im Hier und Jetzt sein, den Moment leben und nicht das Endprodukt fokussieren. Wenn Kinder ihre Werke präsentieren, neigen wir Erwachsene häufig dazu, das Endprodukt zu bestaunen und zu kommentieren sowie zu bewerten, ohne uns bewusst zu sein, dass wir dadurch das Leistungsdenken bestärken.

Wertvoller ist es, den Kindern echtes Interesse zu zeigen und zu vermitteln:

„Ich sehe dich!“

Dies kann durch die bloße Anwesenheit, ein ermutigendes Lächeln oder Reden über den Prozess geschehen. Etwa: „Ich sehe du hast viele verschiedene Farben ausgewählt“, „Macht dir das Malen Spaß?“ oder „Wie ist es dir beim Malen ergangen?“

DO’S für die Kreativität

Stille Begleiter:in sein, einfach präsent sein Interesse zeigen:

  • „Ich sehe du hast viel Rot verwendet.“
  • „Du hast Spaß beim Malen, liege ich richtig?“
  • „Wie fühlst du dich beim Malen?“
  • „Du hast dich lange konzentrieren können.“
  • „Möchtest du mir etwas darüber erzählen?“


Beobachten - ohne zu werten, eigenes Handeln reflektieren

  • Das Kind fragen, ob es eines seiner Bilder aufhängen möchte und selbst auswählen lassen welches.


Prozessorientiert

  • Vorbereitete Umgebung nach Montessori, Kinder Material selbst wählen lassen, Impulse der Kinder aufgreifen.


DONT’S für die Kreativität


Kinder in ihrer Freiheit einschränken

  • Schablonenarbeiten
  • Arbeitsblätter
  • Vorzeichnen, Vorgaben


Bilder zu Kunstwerken machen

  • „Was für ein tolles Kunstwerk!“
  • „So ein schönes Bild, hast du gut gemacht!“
  • „Ist das für mich? Danke!“ (Kinder malen nicht mehr für sich, sondern für andere)


Kind, Bild und Technik bewerten; unreflektiertes Handeln

  • Bilder ungefragt aufhängen
  • „Was hast du gemalt?“ - Vielleicht hat das Kind „einfach“ nur gemalt, ohne Ziel, sondern wegen dem Prozess?
  • Material eingeschränkt zur Verfügung stellen, nur eine Technik anbieten, Impulse der Kinder ignorieren.

 

Hoffentlich hat dich dieser Beitrag dazu animiert dein Handeln zu reflektieren und dich ermutigt selbst mehr Raum und Zeit für Kreativität und Phantasie zu schaffen.

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