„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“ – „Mama, bitte Zähne putzen!“

Zähneputzen: bei manchen Kindern ist der Widerstand zum Ritual geworden. Was tun?

Klein Wolfgang, 3, mag nicht Zähneputzen: er zögert hinaus, läuft davon, sperrt den Mund zu. Es helfen weder schimpfen noch gut zureden. Manchmal hilft der eine oder andere Trick, manchmal nur Gewalt. Was tun?

Warum Zähneputzen wichtig ist, das weiß Wolfgang schon. Statt es ihm immer wieder zu erklären, müssen die Eltern ihn bei seinem Widerstand abholen, ihn ernst nehmen, indem man kindgerecht genau das beschreibt, was gerade abgeht, z.B. „Wir haben dir schon oft erklärt, wie wichtig Zähneputzen ist. Doch nicht einmal die Zahnputzteufelchen können dich davon überzeugen. Du magst einfach nicht!“ Dieser Beschreibung kann Wolfgang sicher zustimmen.

Lösung mit den Kindern finden

Nun kann man ihn in die Problemlösung einbeziehen: „Hast du vielleicht noch eine Idee, was dir helfen kann, deine Abneigung zu überwinden?“ Gegebenenfalls kurz verhandeln. Wenn auch das nicht weiter hilft, müssen wir ein Ultimatum aussprechen. Anstatt die Erpressungstaktik zu wählen, die sowieso nichts nützt, weil sie Abwehr erzeugt („Wenn du nicht, dann…“) lohnt es sich, ruhig zu bleiben und kompromisslos zu verkünden: „Zähneputzen muss sein, auch wenn es dir noch so unangenehm ist. Aber ich will dir nicht weh tun! Du musst mitmachen! Wenn du bereit bist, dann sag mir: ‚Mama, bitte Zähne putzen! Und mach den Mund weit auf.’“

Diese Aussage muss fest und kompromisslos klingen und Sie warten einfach ab. Klar muss auch sein, dass währenddessen nichts anderes passiert. Wolfgang darf weder davon laufen, noch spielen. Er bleibt einfach vor der Waschmuschel stehen, bis es ihm zu dumm wird. Es handelt sich um einen Machtkampf und dafür brauchen Eltern Ruhe, Geduld und Vertrauen.

Warum reicht es nicht, dass wir warten, bis Wolfgang stillschweigend den Mund aufmacht? Wenn er davor das Sprücherl „Mama, bitte Zähne putzen!“ sagt, dann gibt er ein zusätzliches Zeichen dafür, dass er sich überwunden hat und es festigt die elterliche Autorität auf positive Weise. Wenn wir unseren Kindern die Zähne putzen, dann ist es eindeutig eine Serviceleistung. Wir wollen sie nicht belästigen, sondern wir opfern unsere kostbare Zeit, um für ihre Zahnhygiene zu sorgen. Dafür sollten sie uns danken und wir sollten es ihnen kindgerecht bewusst machen! Nach dem ruhigen und zügigen Zähneputzen wird Wolfgang dafür gewürdigt, dass er so vernünftig und stark war. Ein schönes Gutenachtritual macht den Abschluss, die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird gefestigt.

Fazit

Wenn Kinder größer werden, wollen sie schon alleine Zähneputzen. Damit bei diesem Schritt in die Selbstständigkeit die Zahnhygiene nicht leidet, kann es lauten: „Du putzt, ich poliere!“, also Zähneputzen in zwei Schritten. Diese Taktik kann man durchaus beibehalten. Zwischendurch ausspülen und nochmals von vorne beginnen tut den Zähnen einfach gut!

Es geht darum, einander ernst zu nehmen, zu respektieren, um Konsequenz und um Autorität ohne Gewalt. Ausprobieren und Erfolg genießen!

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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