Die beste aller Jugenden?

Die Jugend von heute setzt sich für Werte ein und fürchtet sich vor dem Krieg. Als Mutter lerne ich oft von meinen Töchtern.

Das sind endlich einmal Good-News, was da heute auf dem Titelblatt der Zeitung  „Der Pragmaticus“ steht:  „Die Jungen sind  besser als ihr Ruf“.  Es folgt ein Beitrag zur neuesten Jugendstudie, die Bernhard Heinzlmaier im November 2022 durchgeführt hat.

Meine Freude über die positive Schlagzeile war wohl ein wenig voreilig, denn die Daten, die sich im folgenden Bericht finden, stimmen einen als Mutter von vier Töchtern in genau dem Alter der befragten 2500 Personen durchaus nachdenklich.

Krieg ist kein Tabuthema mehr

Immerhin 47% der 16-29-Jährigen Österreicherinnen und Österreicher sehen ihrer Zukunft eher zuversichtlich entgegen und weitere 34% haben gemischte Gefühle. Große Sorgen bereitet der Jugend von heute das Thema Krieg, ein Thema, das wir lange fast vergessen hatten.  In der Grundschulzeit meiner Kinder gab es nämlich keine Besuche von Schulungsoffizieren des Bundesheeres und sie haben auch nicht wie ich in den 70-er Jahren das  Sprücherl aufgesagt:   „Der Igel ist ein stachlig Tier, rühr ihn nicht an, ich rat es dir …“ und dazu ein Pickerl von Österreich in Form eines  Igels aufgeklebt. 

Unser Freundeskreis bestand aus Pazifisten, Kriegsspielzeug haben wir  aus den Kinderzimmern verbannt und schon eine Spritzpistole führte zu pädagogischen Debatten in der Elternrunde.  So bekam meine älteste Tochter bei der ersten Poolparty im Freundeskreis von mir eine spritzende Ente und kein Wasser-Maschinengewehr mit und war heillos im Nachteil gegen die anderen Spritzer. Kriegsfilme hat man höchstens als Antikriegsfilme angeschaut und mit mahnenden Worten kommentiert.  Auch rauchende und knallende Colts vom Jahrmarkt, wie sie mir mein Opa noch gekauft hat,  waren tabu und geballert wurde höchstens zu Silvester – unter Papas Aufsicht. 

Aber die Realität lässt sich nicht aufhalten und der Krieg macht den heutigen Jugendlichen Angst, und zwar selbst  denen, die am PC  Spiele spielen, die ihre Altersklasse gar nicht besitzen dürfte. Aber es ist gut, wenn sie es  zum Ausdruck bringen,  dass sie Angst haben, wenn sie eben keine Helden sein müssen, sondern ihre Sorgen ausdrücken,  auch wenn es in Tik-Tok-Videos und Online – Kommentaren geschieht, wenn sie vielleicht gerade  niemanden haben, der ihnen live zuhört.

Einsatz für Tierschutz, Klima  und Menschenrechte

Der Trendforscher stellte den Jugendlichen aber auch die Frage, für welche Themen sie sich einsetzen würden und hier zeigte sich, dass die Jugend Engagement zeigt: für Tierschutz , Menschenrechte, Umwelt und Klima  vor allem. Wer ermahnt uns daheim, nicht so viele Lebensmittel zu kaufen und wegzuwerfen? Wer isst vegan, weil es klimafreundlicher ist? Wer ist bereit 14 Stunden Zug zu fahren, statt zu fliegen? Wer entscheidet dich für das E-Lastenrad statt dem Auto?  ….

Ja, es sind auch bei uns die Kinder, die das mahnende Gewissen darstellen.  Auch wenn Mülltrennung oft sehr unterschiedlich ausgelegt wird und wir uns nicht ganz einig sind, wie gesund und umweltfreundlich vegane Produkte nun wirklich sind, unsere Töchter tragen dazu bei, dass wir über unseren Schatten springen und die Alltagsbequemlichkeit nicht immer siegt.

Etwas bedenklicher stimmte mich da schon die Antwort auf die Frage der Jugendstudie:

„Wie groß sind deine Sorgen, in einer Welt, wie sie heute ist, Kinder zu bekommen?“

56% der Befragten antworteten „groß bis sehr groß“.  Beruhigt hat mich da die Diskussion mit meinen schon fast erwachsenen Schülern und Schülerinnen. „ Na, wenn wir keine Kinder bekommen, wer zahlt dann unsere Pensionen“, kommentierte das ein 19jähriger. So viel Pragmatismus hätte ich mir nicht erwartet, aber die Jungen von heute sind eben realistisch, in meiner Generation hätten wir mit 19 nicht so weit gedacht. Wir wollten zwar auch „schnell einmal die Welt retten“, aber so praktisch und wirklichkeitsnah waren wir eben nicht.

Zuletzt wurde bei der Studie offensichtlich gefragt, was man sich für die Zukunft wünsche. Auch hier sind klassische Antworten gekommen, die wahrscheinlich auch viel ältere Personen ausgesprochen hätten: körperliche und psychische Gesundheit, eine/einen Ehe-Partner und vielleicht ein Eigenheim.

Zu brav diese Jugend von heute? Zu vernünftig? Zu wenig utopisch?

Aber nein, sie ist wahrscheinlich die beste Jugend aller Zeiten, eine Jugend, die Frieden will, eine heile Umwelt und ein gesundes Leben. Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder dieser Jugend angehören und ich hoffe, sie verändern diese Welt auf ihre Weise zum Besseren.

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