Der Familienabend – Zeit für gemeinsame Gespräche in der Familie
Vielleicht ist es uns in den letzten Jahren immer wieder einmal aufgefallen: die Art und Weise, wie miteinander umgegangen wird, wird zunehmend rauer. Akzeptieren wir das einfach, auch innerhalb unserer Familie, oder ist es uns wichtig, dass wir zumindest dort einen liebevollen, wertschätzenden Umgang miteinander pflegen?
So wie wir in unserer Familie kommunizieren, das Beispiel, das wir unseren Kindern dabei vorleben, wird ihr weiteres Leben prägen und auch deren zukünftige Beziehungen beeinflussen.
Das regelmäßige, aktive, gemeinsame Gespräch in der der Familie ist ein wichtiger Grundpfeiler.
Es ermöglicht uns, Dinge, die vielleicht aus dem Ruder zu laufen drohen, gleich an der Wurzel zu packen und anzusprechen.
Je kleiner die Familie ist und je jünger die Kinder sind, desto unkomplizierter ist es auch, ohne „festen Termin“ schnell etwas anzusprechen und zu klären.
Sind die Kinder aber bereits älter, werden die Terminkalender zunehmend voller. Besteht die Familie aus mehreren Personen, wird es immer schwieriger, „einmal schnell“ mit allen gemeinsam etwas zu bereden.
Regelmäßigkeit
Daher hat es sich bewährt, sich in regelmäßigen Abständen einen Termin für einen ungezwungenen Familienabend einzuplanen - vorzugsweise am frühen Abend und vielleicht gegen Ende der Woche oder am Wochenende.
Ganz wichtig dabei ist, dass wirklich alle Familienmitglieder dabei sind, damit jeder seine Wünsche und Bedürfnisse äußern kann.
Bestimmt fallen uns bereits jetzt beim Lesen Themen ein, die eines gemeinsamen Gesprächs bedürfen.
Höchste Priorität hat dabei immer die wertschätzende Gesprächsatmosphäre.
Andernfalls wird der Zweck, nämlich die Stärkung des Zusammenhalts unter den einzelnen Familienmitgliedern, verfehlt und der Abend wird zu einer lästigen Pflicht.
Wie gestalten wir so einen Abend?
- damit er nicht einer Teamsitzung in der Arbeit ähnelt, nach welcher alle froh sind, wenn sie wieder einmal geschafft und abgehakt ist?
#1. Ein lockerer Rahmen
Ein gemeinsames Essen oder eine Kaffeejause, ein Spiele- oder Bastelabend, können dazu beitragen, dass wichtige Themen „beiläufig“ in Ruhe und positiver Grundstimmung besprochen werden können.
#2. Aufschreiben
Ein älteres Kind oder einer der beiden Eltern kann die angesprochenen Themen auf einem Blatt Papier festhalten, damit nichts Wichtiges vergessen wird. Am Ende macht es den Kindern im Volksschulalter meist Freude, das Gesagte in einigen Punkten auf einem kleinen Plakat schön aufzuschreiben und zu verzieren. Anschließend kann dieses an einem, für alle gut sichtbaren Platz aufgehängt werden. So können die Inhalte, Wünsche und Bedürfnisse bis zum nächsten Familienabend immer wieder während des Alltages bewusst gemacht werden.
#3. Themenvorschläge, die für den Familienabend vielleicht von Bedeutung sein könnten:
- Welche Werte sind uns im Umgang miteinander wichtig: was klappt bereits und woran wollen wir in der nächsten Zeit arbeiten, damit wir uns alle wohl fühlen?
- Wie gelingt es uns, uns in schwierigen, persönlichen Situationen gegenseitig zu unterstützen und zu ermutigen?
- Was wünschen wir uns für unsere gemeinsame Zeit zu Hause, damit wir uns wohl fühlen, auch wenn uns das Leben „außer Haus“ momentan sehr fordert, oder sogar überfordert?
- Können wir die anfallende Arbeit im Haus und im Garten so aufteilen, dass jeder gewisse Bereiche übernimmt, denen er gewachsen ist, damit nicht für einen alles anfällt, damit aber auch niemand überfordert wird?
- Wie gehen wir mit dem Geld um, das wir zur Verfügung haben: Taschengeld etc. Wo wollen wir sparen? Was ist uns als Familie wichtig in nächster Zeit anzuschaffen?
- Wie werden wir unsere Sommerferien verbringen: geht sich ein Familienurlaub aus oder werden wir die freie Zeit zu Hause verbringen und schöne Aktivitäten in der näheren Umgebung planen?
- Wie geht es den Kindern in der Schule im Umgang mit Freunden und Lehrpersonen?
- Sind Alkohol, Drogen, exzessiver Konsum digitaler Medien Themen, die angesprochen werden sollen?
Sensibel sein
Gerade als Eltern tut es gut, sensibel dafür zu sein, wann und wie wir bestimmte, drängende Inhalte ansprechen. Daher ist es immer wieder auch wichtig, private Themen mit unseren größeren Kindern nur unter vier Augen aufzugreifen, um sie nicht vor der gesamten Familie bloßzustellen oder sogar zu beschämen.
Unter Jugendlichen fällt immer wieder der Begriff der „Privatsphäre“.
Viele Eltern scheuen sich daher, „brenzlige Themen“ aufzuzeigen und mit ihren Kindern zu besprechen. Meist sind es aber gerade die Jugendlichen, die insgeheim froh sind, Orientierung und Wegweisung zu erhalten, solange diese von Seiten der Eltern mit Feingefühl, Wertschätzung und Achtung entgegengebracht werden. Der regelmäßige Austausch, mit unseren Kindern, ermöglicht uns als Eltern, Anteil an deren Lebensrealitäten zu haben und sie bei Bedarf in schwierigen Situationen zu unterstützen und zu motivieren, wann immer es von Nöten ist.