Beichte – Was ist das?

Die Erstkommunionsvorbereitungen meiner beiden Söhne habe ich in sehr schöner Erinnerung. Ich durfte bei den Tischmuttergruppen über je ein Sakrament sprechen: Die Taufe und die Beichte.

Durch die Taufe sind wir ein Gotteskind, Gott kennt dich beim Namen, er hat dich in seine Hand geschrieben. Das bedeutet, er ist dir Nahe, du bist nie allein, du hast einen dich liebenden Vater im Himmel und er kennt dich und dein Innerstes. Kurt Mikula hat ein besonders schönes Kinderlied komponiert: Das alles steckt in mir. Wir haben besondere Seiten, positive Eigenschaften und einen Charakter, der glänzen kann.

In mir steckt jedoch auch eine Seite, die Gott, andere und auch mich verletzen und mir schaden kann.

Jeder Mensch kann schuldhaft werden, täglich und viele Male, wir nennen das: Sünde. Diese Schuld entfernt uns von Gott und von den Menschen. Die Sünde ist ein Fehler gegen die wahre Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten. Jesus hat seinen besten Freunden und Schülern, wir nennen sie Jünger und Apostel, die Aufgabe übertragen, Sünden zu verzeihen: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh. 20,23). Jesus hat in jenem Moment tatsächlich das Sakrament der Beichte eingesetzt. Ein Sakrament, wir haben sieben davon, ist ein sichtbares Zeichen, das die unsichtbare Wirklichkeit Gottes ans Tageslicht bringt.

Sobald der Priester die Stola trägt, handelt er „in persona Christi“. Jesus bedient sich sozusagen an Ohren und Mund des Priesters. Kann ich das glauben? Ja, ich will es glauben, weil es ein großer Schatz unseres Glaubens ist!

Wie funktioniert eigentlich die Beichte?

Um zu beichten brauche ich die „5 B´s“ erklärte ich den Kindern:

Besinnen, Bereuen, Bessern, Bekennen, Büßen.

Zuerst ist es notwendig, dass ich mich mit Gottes Augen sehe, nicht mit meinen eigenen. Man neigt dazu, sich auf ein Podest zu stellen: Ich bin unfehlbar, ich mache so viel Gutes, meine Launenhaftigkeit ist doch normal und nicht so schlimm. Sich besinnen bedeutet, sich in Stille zurückzuziehen – vielleicht setze ich mich sogar vor das Allerheiligste in eine Kapelle – um mich vor Gottes Angesicht zu fragen: Wo habe ich etwas gemacht, was nicht in Ordnung war? In Gedanken, Worten und Werken?

Dieser Akt erfordert viel Mut und Stärke, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Ich persönlich habe ein passwortgeschütztes Dokument am Handy, in das ich meine Erkenntnisse kurz notiere, damit ich dann, wenn ich zur Beichte gehe, keine Erinnerungsprobleme habe. Den Kindern riet ich alles geheim auf einen Zettel zu schreiben (der später als Zeichen der ausgelöschten Schuld verbrannt wurde!).

Besinnen bedeutet, sich bewusst werden: Hier und dort habe ich gefehlt, es tut mir leid, mich in diesem Moment nicht für das Gute entschieden zu haben.

Wahre Reue muss nicht mit einem Gefühl einhergehen. Wenn ich Reue spüre, ist es ein Geschenk, jedoch ist es nicht notwendig für eine gültige Beichte. Das Sakrament der Beichte nennen wir auch das Sakrament der Umkehr. Es ist unter anderem ein Mittel, um sich zu bessern. Ich will einen festen Vorsatz haben, diese Sünde zu meiden, mich mehr zu bemühen. Wir sind Menschen, wir werden wieder – höchstwahrscheinlich – in die selben Fehler tappen, das wissen wir und das weiß Gott. Wir sind Menschen, wir sind nicht Gott.

Doch ist es wichtig, diesen tiefen Vorsatz zu fassen: Ich will mich bessern und kein „Wurschtigkeitsgefühl“ zulassen. Ich will es besser machen, mit deiner Hilfe Herr, wird es gelingen!

Nachdem wir unser Leben oder auch nur ein Jahr oder zwei Wochen durchleuchtet haben, wollen wir alle unsere Sünden bekennen, also das Sakrament der Versöhnung empfangen. Wo? Beim Priester. Im Beichtstuhl, um uns vielleicht nicht vom Gesicht des Priesters abzulenken; im Beichtzimmer oder einfach in einem Winkel einer Kirche, um die Nähe Jesu Christi zu spüren. Die umgelegte Stola zeigt, wie wir schon betrachteten, dass nun nicht mehr der Priester sondern Jesus durch den Priester wirkt.

Wir beginnen mit dem Kreuzzeichen, der Priester spricht ein kurzes Gebet, wir erläutern kurz, wann wir das letzte Mal beichten waren und bekennen dann unsere Sünden und Unterlassungen. Am Schluss bittet uns der Priester nach der Beichte ein kurzes Gebet zur Wiedergutmachung zu beten und wir bekommen die Lossprechung:

„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden.“ Mit dem Kreuzzeichen und einem lauten „Amen“ verlassen wir glücklich und befreit den Ort des Geschehens. Wir sind Zeugen dieses großen Wunders. Gott liebt mich, Gott verzeiht mir, Gott will, dass ich glücklich bin.

Denken wir hier nicht unweigerlich an das schöne Gleichnis vom barmherzigen Vater?

Ein Vater hatte zwei Söhne. Einer verlangte seinen ihm zustehenden Erbteil. Der Vater muss reich gewesen sein, da er Diener und auch mindestens ein Masttier hatte. Der Sohn verließ die vertraute Umgebung, wo es ihm an nichts mangelte. Er verprasste sein Erbe mit maßlosen Trinkgelage und lebte in Saus und Braus. Seine gewonnenen Freunde verschwanden, sobald sein Geld ausgegeben war.

Er konnte seinen Hunger nicht mehr stillen und begann in seiner Verzweiflung, Schweine zu hüten. Er kam in Stille zur Erkenntnis, dass es ihm bei seinem Vater als Tagelöhner viel besser gehen würde. Er fasste seinen Mut zusammen und begab sich auf den Nachhauseweg. Der Sohn kam zu dem Entschluss, seinen Vater um Verzeihung zu bitten. Es heißt, der Vater sah ihn schon von weitem, er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Wenn es im Winter stürmt und schneit, sind wir dankbar, wenn es entlang der Straße Schneestangen gibt, die uns Orientierung geben. Solche „Schneestangen“ auf unserem Lebensweg sind die 10 Gebote.

Gott möchte, dass wir glücklich sind und nicht von der Fahrbahn des Lebens abkommen.

Die Gebote laden ein, tiefer zu blicken: Ich töte ja niemanden, ich lüge nicht,… Doch: Habe ich jemanden mit meinen Worten innerlich „getötet“ und verletzt? Habe ich, um die Lage zu entschärfen, geflunkert?

Ich will mir Zeit nehmen, um in Stille mit den Augen Gottes zu sehen. Herr, lass mich mit deinen Augen sehen und dir entgegeneilen!

Anleitungen zum Beichten

Für Kinder: Beichten leicht gemacht

Für Jugendliche: Beichten leicht gemacht

Für Erwachsene: Beichten leicht gemacht

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