Vier Gedanken für die Fastenzeit

Die Fastenbräuche charakterisieren die Wochen vor Ostern. Was aber hat es mit der Fastenzeit auf sich? Dabei sollten wir vier Gedanken im Blick haben.

Der traditionelle Heringsschmaus ist kein Fasten. Abnehmen und Diäten sind übrigens auch nicht gemeint. Wie kann man dann die Fastenzeit in der Familie gestalten?

1. Durch das Fasten lernen wir zu verzichten

Oft müssen wir unfreiwillig auf etwas verzichten, das wir uns gewünscht hätten. Damit umgehen zu lernen ist deshalb ein wichtiger Meilenstein in unserem Leben. Auch zum Gelingen einer Beziehung ist die Fähigkeit zum freiwilligen Verzicht notwendig. Ab dem Volksschulalter sind die meisten Kinder fähig, in der Fastenzeit bewusst zu einer gemeinsam gewählten Sache Nein zu sagen, z. B. zu Süßigkeiten, Fernsehen oder Computerspielen. Kindern den Verzicht beizubringen ist nicht nur eines der wichtigsten Erziehungsanliegen. Es ist auch überlebensnotwendig für Eltern. Als Fastenaufgabe könnten Kinder auch verschiedene Tätigkeiten im Haushalt übernehmen.

2. Fasten ist ein freiwilliger Verzicht

Man kann auf Nahrung, auf Genussmittel, auf Fernsehen oder Kino verzichten. Man kann verstärkt gegen schlechte Angewohnheiten ankämpfen. Man übt dabei: Ich muss nicht jeder Laune, jedem Gusto nachgeben, es geht auch anders. Sokrates meinte einmal: „Auf meinem täglichen Spaziergang durch den Markt freue ich über all die vielen Dinge, die ich nicht brauche.“

Fasten schärft die Sinne: Wir lernen durch die Mäßigung des Konsums wieder die kleinen Dinge zu bemerken und zu schätzen.

Fasten hat also auch mit Freiheit zu tun: Fasten hilft, einen klaren Kopf zu bekommen und unser Herz von Abhängigkeiten zu befreien. Mit dieser neu gewonnen Freiheit erkennen wir leichter das Wesentliche im Leben – und sind offener für die Stimme Gottes. Auch ein Kind wird diese neue Freiheit erstaunt zur Kenntnis nehmen.

3. Christliches Fasten ist kein Selbstzweck

Es geht immer um die Identifizierung mit Gott und ist eng mit der Nächstenliebe verknüpft. Unsere Kinder spornt es ungemein an, wenn wir für jedes Fastenopfer einen kleinen Geldbetrag in einen Spendenbox legen. Das könnte die Ersparnis für die nicht-gegessenen Süßigkeiten sein, oder eine Belohnung für eine besondere Hilfe im Haushalt. Dieses Geld kommt dann einem Kinderprojekt zugute, mit dem wir uns auch gemeinsam auseinandersetzen. Die Freude über die Hilfe für arme Kinder paart sich mit der Freude des Sieges über die eigenen Launen. Dabei baut sich außerdem ein Verständnis und eine Verbindung zu den unbekannten, aber aus einer Art Freundschaft unterstützten Kindern auf.

4. Fasten bereitet uns auf etwas Großes vor

Ostern ist das größte Fest der Christen, bei dem der Fasttag Karfreitag seinen Sinn durch die Auferstehung am Ostersonntag gewinnt. Beim Fasten vertiefen wir die Bedeutung dieser Tage – und erleben die Freude des Sieges des Lebens auch an unserem eigenen Körper. Fasten durchbricht die Übersättigung unserer Wohlstandsgesellschaft und lässt uns wieder die Vorfreude kennenlernen. Kinder finden darin Spannung, Glanz und Sinn. Uns Erwachsene reißt das Fasten aus dem Alltagstrott.

In der Fastenzeit Herausforderungen meistern

Fasten ist eine Herausforderung – aber was ist schöner, als diese zu meistern? Fasten unterstützt unsere Suche nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens und reinigt unsere Beziehung zu Gott wie eine Dusche uns am Morgen vom Schlaf befreit. Fasten verlangt von unseren Kindern Reife: Sie werden sich über unser Vertrauen in sie freuen.

Alles Gute beim Ausprobieren!

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