Der Wunsch nach ruhigen Weihnachten

Die letzten Schularbeiten in der Schule vor dem Jahreswechsel wollen geschrieben sein, die noch fehlenden Geschenke in den nächsten Tagen besorgt. Wie soll es denn da ruhig zugehen?

Jahr für Jahr haben wir die gleiche Sehnsucht: Die nach einer ruhigen Weihnachtszeit, nach ruhigen Weihnachtsfeiertagen und ganz generell nach einer stillen Zeit, bis wieder ein neues Jahr beginnt. Doch Jahr für Jahr fällt es uns schwerer. Warum ist das nur so?

Ist es nicht jedes Jahr irgendwie die „gleiche Leier“?

Vielleicht deshalb, weil mit der Routine, schließlich wissen wir ja mittlerweile wer welche Geschenke präferiert, wo wir am besten und treffsichersten Präsenten und Weihnachtsbaum kaufen und ähnliches, auch ein gewisser Überdruss mit dabei ist. Ist es nicht jedes Jahr irgendwie die „gleiche Leier“?

Die Weihnachtsstimmung will sich jedenfalls nur allzu hartnäckig so gar nicht einstellen. Denn schon sitzt uns eine weitere Deadline im Nacken: Der Fotokalender, mit Bildern unserer Mädels, soll in den nächsten Tagen unbedingt fertig werden, ansonsten geht sich das mit den Lieferzeiten nicht mehr aus.

Wie geht das dann so mit dem als Familie ruhig werden, sich besinnen, mit der Familienzeit, mit der sogenannten Qualitätszeit? Sollen wir „einfach so“ aussteigen aus diesem Hamsterrad, aus dieser Tretmühle, die uns so „von außen“ aufgezwungen wird? Das wäre indes ja nur schwer möglich: 

Schularbeiten wollen geschrieben sein und etablierte Strukturen zu verlassen und weitestgehend auf Geschenke zu verzichten würde auch bedeuten, dass man Freunde und Verwandte vor den Kopf stößt.

Als Familie reflektieren

Also bleibt uns tatsächlich nur der Blick nach innen, die Reflexion als Familie. Wir stellen uns fragen wie: Was brauchen WIR selbst wirklich? Was ist die Zahl von Geschenken, die uns guttut, was ist überflüssig? Können und wollen wir vorweihnachtliche Besuche einschränken?

Was ist verzichtbare Pflicht, was bringt uns eine Auszeit und lässt uns im Zusammensein zur Ruhe kommen?

Wie finden wir selbst kleine „Oasen“, kleine Auszeiten inmitten der Hektik? Tut es uns gut am Abend gemeinsam am Adventkranz zu sitzen, zu singen, Geschichte zu lesen und zu beten? Oder ist das nur eine zusätzliche Belastung zu den „Pflichten“, die wir ohnehin schon haben? Alles darf, mehr oder weniger schonungslos, diskutiert und zur Disposition gestellt werden.

Nach dieser innerfamiliären Selbstbefragung wissen wir meistens mehr. Und doch rutschen wir immer wieder ab in Routinen, die uns nicht guttun. Vergessen wir die Balance zu halten: Zwischen dem, was unbedingt erfüllt und abgewickelt werden muss, und dem, was wir selbst unbedingt tun wollen, weil wir davon emotional profitieren und davon zehren.

Womöglich ist das auch das Wesen der vorweihnachtlichen Zeit. Nämlich nicht die Ruhe und innere Stille, sondern die Zeit der Besinnung und der Selbstbefragung. Dass man dazu jedoch ruhige Momente braucht, um überhaupt zu dieser Selbstbefragung zu kommen, liegt auf der Hand.

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