Kinder zu konsequenten Menschen mit ganzheitlichem Blick erziehen

Manchmal ist es zum Verzweifeln. Man übergibt im Haushalt Aufgaben an Kinder, welche diese zwar gewissenhaft, aber nicht ganzheitlich erledigen. Woran liegt das und ist das überhaupt Erziehungsfrage?

Uns ist dabei bewusst, dass es durchaus altersgerechte Aufgaben im Haushalts-Kontext gibt. Nicht jedes Kind kann alles übernehmen. Vieles ist auch einfach eine Überforderung. Aber oft „scheitern“ unsere Mädels (8 und 12 Jahre alt) auch an einfachen Aufgaben.

Wobei „scheitern“ eigentlich ein zu harter und auch nicht ganz zutreffender Begriff ist. Es ist vielmehr so, dass die Aufgaben so erledigt werden, wie sie „angeschafft“ sind. Darüber hinaus ist wenig möglich. Es wird somit quasi ignoriert, was sonst noch in logischer Konsequenz zu tun wäre.

Nur die Aufgaben angehen, die „angeschafft“ sind

Ein Beispiel ist die Reinigung des Katzenklos, das unsere Große (12) neuerdings übernimmt. Sie tut das mit einer gewissen Akribie, das Klo ist nach erfolgter Tätigkeit sauber. Aber ein Blick offenbart immer mal wieder, dass beispielsweise das Katzenstreu, das der Kater über die Nacht in drei Metern Umkreis verteilt hat, immer noch vor dem Katzenklo liegt. Konsequent wäre es also wohl, das als Teil der Aufgabe anzusehen. Nachdem das aber nicht dezidiert erwähnt wurde, findet diese Tätigkeit nicht statt.

Stichwort Geschirrspüler: Neuerdings versucht auch unsere Kleine (8) im Verbund mit unserer Großen (12) dieses oft abenteuerliche Projekt (eine Familie mit zwei Kinder macht oft wirklich viel „Dreck“) zu bewältigen. Mit guten Erfolgen. Doch auch hier passiert ähnliches: 

Die dreckigen Teller werden zuvor meist nur unzureichend vorgereinigt, das Umfeld wiederum gänzlich außer Acht gelassen. Fallen Speisereste von Teller auf die Anrichte oder an ähnlichen Orten, wir das geflissentlich ignoriert. Davon, dass andere Flächen in der Nähe des Geschirrspülers, die in keinem Zusammenhang mit der Tätigkeit stehen, gereinigt werden, können wir nach wie vor nur träumen.

Vergleichbares passiert bei eher simplen Aufgaben im Umfeld der Wäsche, beim Staubsaugen oder in anderen Zusammenhängen. Wobei erwähnt werden soll, dass letztere Aufgaben wirklich nur in absoluten Notsituationen von unseren Mädels (mit-)übernommen werden. An sich ist auch der Geschirrspüler und das Katzenklo fest in unserer Hand. Nur in letzter Zeit haben wir, beruflich eingespannt, gemerkt, dass wir von Zeit zu Zeit Unterstützung brauchen und es unseren Mädels auch guttut, sich in dieser Hinsicht gebraucht zu fühlen. Obwohl zeitweises Murren natürlich nicht ausbleibt. 

Von den eigenen Ansprüchen absehen oder darauf hinweisen?

Zwangsläufig fragt man sich bei solchen Erlebnissen, ob es an einem selbst oder an den Kindern liegt. Hat man sie zu „sorglos“ erzogen und leben lassen? So, dass sie nur auf Hinweis und Aufforderung hin agieren und somit das „große Ganze“ gar nicht in den Blick bekommen, weil dieses ohnehin von Mama und Papa gemacht wird? Weil sie so erzogen sind, dass sie wissen, dass wir es im Zweifelsfall eh selbst übernehmen? 

Damit gehen aber auch Fragen einher, ob sie von dieser Art von Blick im Leben nicht profitieren würden. 

Anders gesagt: Profitieren sie davon nicht womöglich im Berufsleben? Gibt es noch schon genug Menschen, die nur ihren kleinen Arbeitsteil im Arbeitsleben sehen und denen der Rest gleichgültig ist? Sind das dann nicht auch die Menschen, die für gewöhnlich eher in ihrem kleinen Beruf verhaftet bleiben und wenig Aufstiegschancen haben oder gar ihre eigenen Berufsfelder als Selbstständige definieren.

Was tun?

Das können wir dazu beitragen, dass eine „Erziehung“ in diese Richtung gelingt? Vermutlich vor allem, dass wir eine gesunde Balance zwischen Herausforderung und Überforderung finden müssen. Überfordert man seine Kinder, ergibt das Frust. Fordert man sie zu wenig heraus, dann bleiben sie dort, wo sie sind und eher träge. Der „ganzheitliche Blick“ fällt schließlich nicht vom Himmel, sondern entsteht aus Herausforderung, Vertrauen und Förderung.

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