Die Bedeutung des Spiels

Aus Freude am Tun, aus Interesse – ohne Absicht etwas zu lernen – entsteht paradoxerweise genau der Moment, in dem Lernen bei Kindern gelingt. Lassen wir sie doch.

Als Albert Einstein meinte „Das Spiel ist die höchste Form der Forschung“ meinte er nicht „Mensch ärgere dich nicht“ und auch nicht „Lotti Karotti“. Solche Regelspiele sind im Spielealltag von (mindestens) Fünfjährigen durchaus beliebt und entwicklungsfreundlich. Einstein aber spricht das freie und ungezwungene Spiel an, das sozusagen intrinsisch aus dem Kind „entspringt“. Aus Freude am Tun, aus Interesse – ohne Absicht etwas zu lernen – entsteht paradoxerweise genau der Moment, in dem Lernen gelingt.

„Spielen ist Dünger für das Gehirn und Kraftfutter für Kinderseelen.“, betont der viel zitierte Neurobiologe Gerald Hüther und wird nicht müde für das freie, unbekümmerte Spiel zu plädieren und vor ständigen Förderbemühungen zu warnen. Er sieht die Eltern gerne in der Rolle von Schatzsuchern, die ihr Kind auf der Entdeckungsreise – was es gut kann, was es mag und was ihm liegt – begleiten. Optimal wäre diese Entdeckungsreise mit Anfängergeist und völlig urteilsfrei anzutreten, damit auch wirklich jeder Schatz geborgen werden kann.

Womöglich erkennen wir die Ressourcen unseres Kindes: Talente

  • Im Umgang mit Zahlen und Regeln, dem Kniffeln und Lösen von Aufgaben? (Naturwissenschaft)
  • Oder der Malerei mit Wörtern, dem Schaffen bezaubernder Welten durch Ausdrucksfähigkeit? (Sprachen)
  • Vielleicht aber auch im Umgang mit Farben und Werkstoffen, dem Erschaffen mit eigenen Händen? (Kunst)
  • Womöglich auch im eigenen Körpereinsatz mit all seinen Grenzen die da zum Austesten und Überschreiten einladen? (Sport)

Alle entdeckten Schätze sollten gehoben werden

Wenn ein Kind sich für Bewegung begeistert, auf jeden Stein klettern will, keinen Ball in der Ecke liegen lassen kann – warum sollte das weniger Wert haben als ein gutes Sprachgefühl oder der Umgang mit Zahlen? Was wir mit Begeisterung machen – darin können wir richtig gut werden, denn Begeisterung ist mit Freude verbunden und die gehört neben Sicherheit und Geborgenheit zu den Grundvoraussetzungen fürs Lernen. Schon die Bindungstheorie besagt, dass Explorieren – das Entdecken und Erobern der Welt – nur in angstfreiem Zustand möglich ist. Zugleich sind Zwang, Angst und (Leistungs-) Druck die Bremsklötze jeglicher Entwicklung. Vielleicht können wir unserem Familienalltag ganz bewusst mehr Raum für das „Spielerische“ geben? Für das Leichte, das Absichtslose, das Unbekümmerte und nicht zu Ernsthafte.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Iris Van den Hoeven

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