Zerbrochene Freundschaften: Wie Eltern mit den Schmerz der Kinder umgehen

Nichts ist für die Ewigkeit. So heißt es. Das gilt wohl auch für Freundschaften. Doch was, wenn Freundschaften zerbrechen und die Trauer groß ist?

"Ich bin da nicht so gut darin, ich leb gerade zum ersten Mal."

- So hält es die deutsche Sängerin Nina Chuba in einem ihrer Lieder fest. Das gilt besonders für Kinder und auch für Jugendliche. Sie durchleben, wie wir Erwachsene und etwas ältere Jahrgänge von Zeit zu Zeit auch, fast alles zum ersten Mal.

Man erinnere sich zurück: Der erste Streit, die erste Liebe und zuvor noch erste zerbrochene Freundschaften, von denen man glaubte, dass sie ewig halten würden. Das dem meist nicht so ist, ist schmerzhaft - vor allem bei der ersten Erfahrung. „The first cut is the deepest“, heißt es in einem anderen Lied. Nichts könnte wahrer sein. Die Dinge tun alle ein bisschen weniger weh, beziehungsweise werden weniger intensiv wahrgenommen, wenn man sie bereits mehrfach durchlebt hat.

 

Wie können sich Eltern verhalten?

Was heißt das aber in der Hinsicht, wenn den eigenen Kindern bei zerbrochenen und nicht mehr kittbaren Freundschaften quasi das Herz gebrochen wird? Wie verhält man sich in dieser Situation „richtig“? Wie geht man damit auf reife und doch einfühlsame Art und Weise um?

Die Antwort ist komplex.

Denn die Perspektive des „Besserwissers“, das erfahrenen Menschen, der schon deutlich mehr erlebt und erfahren hat, ist nur bedingt zu empfehlen. Es ist die Perspektive, die zwar gut gemeint ist, aber leicht als ein „Von-Oben-Herab“ wahrgenommen werden kann.

Auch die Haltung des übermäßigen Einfühlens kann schiefgehen: Leicht kommt es so rüber, als wolle man sich als Elternteil anbiedern und lediglich so tun, „als ob“ man wirklich Mitgefühl hätte.

 

Schmerz ist subjektiv

Dazu muss man vor allem eines verstehen: Wie jedes starke Gefühl ist auch der Schmerz scheinbar einzigartig und unvergleichbar.

Und auch wenn das natürlich objektiv gesehen nicht stimmt, weil wir aus unserer Erfahrung wissen, dass diese Art von Schmerz wieder kommen kann und wird: Das unbeschreibliche Gefühl des Schmerzes gilt es dem Nachwuchs zuzugestehen.

In gewissen Momenten ist es nämlich nur wenig bis gar kein Trost oder kann sogar gegenteilig wirken, wenn man damit argumentiert, dass man da selbst auch durchmüssen oder sehr ähnliches erlebt habe.

Eltern wollen dem Nachwuchs weiterhelfen, ihnen Leitfäden mit auf dem Weg geben, sie mit ihrer Lebenserfahrung beraten und ihnen damit das Leben ein wenig leichter machen. Wichtig ist dabei, dass der belehrende Unternon wegfällt.

Eltern wissen es nicht immer automatisch besser: Die Zeiten, die Umstände und vor allem das Alter haben sich verschoben. 

 

Zuhören statt urteilen

Woher wissen wir Erwachsenen also, wie es sich im Hier und Jetzt anfühlt, wenn Freundschaften in die Brüche gehen? Heutzutage herrschen auch anderen Dynamiken, (Online-)Verhalten, Social-Media und ein erhöhter Druck auf Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung.

Wie können wir es uns also anmaßen, alles zu verstehen?

Natürlich gibt es Aspekte, die überzeitlich gleichbleibend sind. Es gibt aber auch Aspekte und Facetten von Freundschaften in der Jetzt-Zeit, die uns „älteren“ Menschen verschlossen bleiben.

 

Voneinander lernen

Vielleicht gelingt eine Annäherung also damit, dass man voneinander lernt, sich ganz und gar zuhört und das elterliche Urteil und sich die elterlich sicherlich gut gemeinten Ratschläge und Lebensweisheiten erst einmal verkneift und erst nach Aufforderung und Nachfrage, wie man denn selbst darauf reagieren würde, wirklich agiert.

Reagieren im richtigen Augenblick, anstatt sich aufzudrängen, könnte im Falle von zerbrochenen Freundschaften und dem damit verbundenen großen Schmerz die absolut richtige Haltung sein.

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