Wie man Vertrauensbrüche von Teenagern kitten kann

Das Kind greift zur Notlüge oder hat ganz offensichtlich was gänzlich anderes getan, was vereinbart war? Dann kann es zu Vertrauensbrüchen kommen, die nachhaltig wirken können.

Doch was dagegen tun? Eigentlich war doch vereinbart gewesen, dass die Tochter am Sonntag keine Freundinnen trifft. Schließlich hat sie es aber doch getan, etwa mit dem Vorwand Spazieren zu gehen. Erschwerend kommt dazu, dass es sich nicht wirklich beweisen lässt, aber alles darauf hindeutet, dass sie die elterlichen Freiheiten missbraucht hat.

Warum vertraut ihr mir nicht?

Immer wieder kommt in solchen Fällen das Gespräch auf das Thema. Schlicht und einfach weil Eltern ein Sensorium dafür zu haben scheinen, wann das eigene Kind flunkert oder gar eiskalt und dennoch mehr schlecht als recht lügt. Schließlich platzt auch der jugendlichen Tochter der Kragen: „Warum vertraut ihr mir nicht“?

Vertrauensvorschuss der Eltern ausgenutzt

Spätestens dann sind die „Fronten“ verhärtet: Die Eltern sind enttäuscht, weil ihr Vertrauensvorschuss leichtfertig ausgenutzt wurde und die Tochter ist enttäuscht, weil man ihr implizit unterstellt, sie würde lügen und sei nicht vertrauenswürdig.

Was in solchen Situationen tun?

Am besten einen Schritt zurückgehen, die Ebene der gegenseitigen Vorwürfe und Sticheleien schnellstmöglich verlassen. Rational analysieren ist angebracht: Sind es wirklich nur Mutmaßungen, die die Tochter am Vertrauens-Index sinken lassen und diskreditieren? Wenn ja, dann schnell zurück zur Sachlichkeit und zur Aussage, dass man ihr sehr wohl vertraue. Denn das Vertrauen entziehen lässt sich nur bei belegbaren Verstößen.

  • Wichtig: Als Eltern immer das Vertrauen aussprechen.

 

Auch die Tochter darf man gezielt und dezent zur Mäßigung anhalten: Nicht jede elterliche Kritik und jedes elterliche Misstrauen muss gleich als Vertrauensentzug interpretiert werden. Vielmehr ist es die elterliche Liebe und Fürsorge, die eigentlich nur „das Beste“ für das eigene Kind will. Dass diese Fürsorge manchmal über das Ziel hinausschießt und an Stellen misstrauisch ist, an denen kein Misstrauen notwendig wäre, liegt in der Natur der Sache.

  • Als Kind nicht immer gleich den Eltern mit Argwohn begegnen. 

 

Womöglich lohnt es sich auch ein objektive Ebene mit klaren Konsequenzen einzuziehen und über diese eine Art von Vertrag abzuschließen. Was passiert in welchem Fall des Verstoßes und Vertrauensbruches – etwa Handyverbot oder ähnliches? Dann lagert man den Konflikt gewissermaßen aus, gibt ihm eine objektive Ebene und verlässt damit ebenfalls die Ebene der persönlichen Vorwürfe und der emotionalen Kränkungen.

  • Bei Regelverstoß bleiben nur klare Konsequenzen.

 

Denn vor allem letztere führen zu Zerwürfnissen und Abwärtsspiralen, aus denen man sich nicht immer ganz leicht befreien kann. Vorwurf führt zu Vorwurf und Vorwürfe bauen auf vergangenen Vorwürfen auf. Ein Teufelskreis.

  • Aber keine überzogenen Reaktionen - weder der Eltern noch der Kindern - herbeiführen.

 

Ein Teufelskreis auch insofern, als dass solche Vertrauensbrüche auch wiederum zu überzogenen Reaktionen und zu weiteren Vertrauensbrüchen führen können. Womöglich fühlt sich ja auch das Kind missverstanden und denkt sich, dass es „eh nichts mehr zu verlieren“ habe, weil es im Vertrauensindex schon so weit unten stehen, dass es nicht mehr schlimmer kommen könne?

Das gilt es zu brechen, auch mit einem System, das quasi Bonuspunkte auch bewertet und zählt. Denn nur so kann es wieder aufwärts gehen. Wichtig ist bei alldem aber vor allem eines: Verständnis und Liebe.

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