Wie es uns als Familie nach der Fastenzeit geht
Die Fastenzeit ist „geschlagen“. Die Vorsätze – mehr oder weniger – durchgehalten, womit das „Soll“ erfüllt ist. Aber was folgt nach der selbstauferlegten Pflicht?
Nach dieser folgt bekanntlich – folgt man der altbekannten Binsenweisheit – die Kür. Davon ausgehend lässt sich sagen: Das Eigentliche. Dasjenige, das darüber hinaus geht. Ich würde sagen, vor allem hinsichtlich der Fastenzeit, die mit Verzicht und Bewusstwerdung verbunden ist: Die Umsetzung des Erprobten.
Denn genau das ist die Fastenzeit eigentlich, abgesehen von den liturgischen und theologischen Implikationen: Eine Probezeit. Eine Zeit, in der man auf dieses oder jenes verzichtet. Ein Zeitraum, den man auf sich nimmt und der als Rahmen als solcher auch überschaubar ist.
Wenn man dieses oder jenes aus seinem Leben verbannt – sei es Alkohol oder seien es Süßigkeiten oder auch übermäßiger „Öffi-Konsum“ – dann nimmt man es zum Teil auch deshalb auf sich, weil man weiß, dass diese Zeit der Entbehrung auch wieder endet.
So weit so gut. So weit zu den Überlegungen. So viel zur theoretischen Implikation hinter dem Thema.
Doch all diese Theorie muss in die Praxis überführt werden, am besten mit der Fragen, wie es uns als Familie geht.
Wie es uns nach dieser „Probezeit“ geht. Damit einhergehend auch die Frage, ob es uns in dieser Zeit besser ergangen ist, als wir angenommen haben. Oder anders gesagt: Vielleicht war der Verzicht so gewinnbringend, dass wir auch künftig für einen nicht abgegrenzten Zeitraum damit bzw. ohne das oder dies leben wollen?
Soll heißen: Vielleicht ist das Leben besser, wenn man mehr zu Fuß geht, wie es in dem Fall unserer „Kleinen“ (13 Jahre alt) war? Vielleicht ist das Leben auch leichter und unbeschwerter, wenn man auf Süßigkeiten komplett verzichtet, wie es bei unserer Großen (16) der Fall war. Und vielleicht fühlt sich auch Papa ohne sein vielgeliebtes Bier deutlich besser und unbeschwerter und auch Mama vermisst nichts, wenn sie ihre zahlreichen Kaffees weglässt, die sie während eines stressigen Arbeitstages fast schon achtlos konsumiert?
Denn daraus lässt sich die eine oder andere Erkenntnis ableiten. Diese könnte lauten: Man hat in dieser Zeit etwas gelernt. Über sich, seine Gewohnheiten, seine eingeschliffenen und oft unhinterfragten Rituale. Es sind Rituale, die das Leben zwar zu einem Leben machen. Die zu einem gehören wie das sprichwörtliche Amen im Gebet.
Aber lohnt sich womöglich nicht auch die Frage, ob es nicht anders sein könnte?
Ob man nicht auch anders leben, anders handeln, anders agieren und andere Rituale pflegen könnte? Und damit womöglich auch ein anderer wäre bzw. ein anderer werden würde?
Ebenjene Fragen stellen wir uns im Moment.
Wir reden darüber, diskutieren, haben unsere Konsequenzen zum Teil bereits gezogen. Wir leben anders, vielleicht bewusster, haben Zeiträume verlängert und sind der Meinung, dass es im Moment besser geht, als es vor der Fastenzeit war. Ob das dauerhaft so bleiben wird, ist natürlich unklar. Denn auch das ist das Wesen von Erkenntnissen: Sie verschieben etwas, fordern einen auf, neue Akzente zu setzen und neue Wege zu beschreiten. Aber keinesfalls ist man gefeit davor, dass diese Wege unter Umständen Irrwege sein könnten. Wenn sich diese als solche herausstellen, dann ist es auch vorstellbar und vor allem wichtig, dass man diesen beschrittenen Weg wieder verlässt, umkehrt und/oder andere Wege einschlägt.
Keinesfalls darf das alles in Stein gemeißelt sein. Keinesfalls darf man sich versteifen.
Es sind Anstöße, Ansätze, Möglichkeiten, Möglichkeitsräume. Und die Fastenzeit kann ein guter Zeitraum sein, um dazu die Koordinaten zu erkennen. Es ist eine Stelle, von der aus man aufbrechen kann. Von der ausgehend man sich auf den Weg machen kann. Es ist eine Zeit, die gut tut und aus der man Gutes lernen und mitnehmen kann.