Warum heiraten?

Neulich hatte ich ein Gespräch zum Thema „Heiraten“. Ich selbst bin ein Scheidungskind. Aber trotzdem – oder eigentlich korrekt gesagt gerade deswegen - stand bei mir das Heiraten überhaupt nicht infrage. Das Gespräch hat mich beschäftigt und so habe ich eine kleine Motivationsliste fürs Heiraten erstellt:

 

#1. Es ist ein wichtiger und bedeutsamer Schritt, sich offiziell als Mann und Frau lebenslang aneinander zu binden

„Man muss nicht heiraten – wir wollen Kinder oder kaufen gerade zusammen ein Haus und das ist ja wohl Commitment genug.“ Auf den ersten Blick recht solide, denke ich.

Man bindet sich also gemeinsam ans Haus oder die Kinder.  

Aber das ist schon der Punkt: Statt sich aneinander zu binden, geht es beim Hauskauf ums Haus und bei den Kindern um die Kinder.

Nur das Heiraten hat den Selbstzweck, dass es um den Menschen und somit die Beziehung geht, ohne dass sich andere Interessen hineindrängen. Das Argument bzgl. genug commitment ist auch fragwürdig, finde ich. Denn es ist ja kein entweder-oder und das Heiraten ist mit oder ohne Haus und Kind(ern) eine wichtige (zusätzliche) Entscheidung.

 

Dazu ist die richtige Rangordnung: nicht das Haus oder das Kind stehen im Vordergrund.

Beim Kind wird es besonders klar: Es existiert nur, WEIL es die Liebe bzw. Bindung der Eltern gibt.

Somit macht es Sinn, dass diese Bindung auch der erste Schritt ist und nicht nur Privatsache, sondern etwas Offizielles. Wir Menschen sind eben einfach so: unsere Handlungen sind entscheidend und konkrete Schritte helfen uns, Prioritäten zu setzen, etwas durchzuziehen etc.

 

#2. Die Ehe bietet zahlreiche rechtliche Vorteile

Dazu gehören steuerliche Vergünstigungen, erbrechtliche Regelungen, Anspruch auf Unterstützung im Krankheitsfall und vieles mehr. Ehepartner haben oft auch das Recht, im Namen des anderen zu handeln, wenn es um rechtliche Angelegenheiten geht. Beim gemeinsamen Haus oder Kind: so vieles wird einfacher und ist bereits geregelt, ohne dass man Zusätzliches zu tun hat. Ehemänner bekommen zB. automatisch das volle Sorgerecht als Vater anerkannt, während Unverheiratete eine Vaterschaftserklärung abgeben müssen.

 

#3. Es gibt Vorteile hinsichtlich der Krankenversicherung und Versorgung

In vielen Ländern können Ehepartner von den Krankenversicherungsplänen des anderen profitieren, was den Zugang zur Gesundheitsversorgung erleichtert. Außerdem haben verheiratete Paare oft Anspruch auf Sozialleistungen wie Witwen- oder Witwerrente.

 

#4. Das Heiraten schafft die beste Basis für Kinder

Für Paare, die eine Familie gründen möchten, bietet die Ehe einen stabilen Rahmen für die Erziehung von Kindern. Kinder aus verheirateten Elternhäusern haben statistisch gesehen bessere Bildungschancen und stabilere Lebensbedingungen.

Auch der gemeinsame Familienname (der in den meisten Fällen angenommen wird) bringt viel Positives mit sich:

Dem Vater, dessen Kind seinen Namen trägt, fällt es leichter, sich mit diesem Kind zu identifizieren. Eine Familie, die den gleichen Namen trägt, bringt dadurch ein „Wir stehen alle zueinander“ zum Ausdruck und wird auch nach außen hin leichter als Gemeinschaft wahrgenommen. Gegenteilig empfinde ich es immer als etwas Trennendes, wenn z.B. Mutter und Kind den gleichen Namen, der Vater aber einen anderen Namen trägt.

 

#5. Statistisch gesehen ist es „erfolgreicher“: Ehen halten  länger

Die bewusste Entscheidung füreinander und der klare, offizielle Schritt sich ein Leben lang aneinander zu binden, sind ein Investment in die Zukunft. Es hilft, die Beziehung durch die Ehe „wertzuschätzen“ und weiterhin bereit zu sein, in sie zu investieren.

Die Ehe macht die Beziehung zum gemeinsamen Lebensprojekt, das man nur gemeinsam erfolgreich „bis zum Ende führen“ kann.

Ich selbst habe auch das Gefühl, dass eine Ehe einer Beziehung eine ganz neue und einzigartige Tiefe verleihen kann. Denn wenn statt „Trennen wir uns womöglich irgendwann?“ die Frage vielmehr „Was ist zu tun, dass wir unser Versprechen (ein Leben lang zusammenzubleiben) halten können?“ lautet, wird unser Verhalten dementsprechend unterschiedlich sein und das Investment sich erhöhen.

Mehr Tiefe meine ich auch in der Hinsicht, dass ich mich sehr viel ehrlicher und wahrhaftiger präsentieren kann, sobald ich die offizielle Zusage meines Partners habe, IMMER an meiner Seite zu bleiben.

 

#6. Das Heiraten erfüllt eine gesellschaftliche Verantwortung

Die Ehe ist in der Gesellschaft ein Ausdruck von Stabilität und Verantwortung. Da, wo es ursprünglich rein um die Liebe zwischen zwei Menschen geht, ist die Ehe als „Stand“ eine Verpflichtung auch gegenüber der Gesellschaft.

Aus Liebe, die Privatsache ist, wird durch die Heirat etwas Offizielles und etwas, das die Basis der Gesellschaft bildet.

#7. Heiraten ist romantischer

 

"Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine/n Frau/Mann. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens. Trag diesen Ring, als Zeichen unserer Liebe und Treue. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen.“

 

So lautet der Trauspruch der Kirche. Und ganz ehrlich: würden wir nicht jedem wünschen, angenommen und besonders in dunklen und schweren Stunden nicht alleine zu sein?

Den anderen jeden Tag zu lieben, achten und zu ehren, nicht weil die Gefühle gerade so stark sind, sondern weil ich mich entscheide und somit mein Herz und Verstand den anderen ganz bewusst erwählen?

Aus romantischer Sicht ist die Ehe die größte Verbundenheit, die zwei Menschen miteinander eingehen können.

Der Mensch braucht zum Glücklichsein - für ein gelungenes Leben - Verbundenheit und somit ist das Heiraten eine höchst erstrebenswerte Sache.

 

Für mich persönlich ist das größte Geschenk in meinem Leben neben dem Glauben meine Familie: mein Mann und meine beiden Kinder. Die Ehe hat dafür den bestmöglichen Rahmen geschaffen. Ich bin unglaublich froh, dass es die Möglichkeit gibt, dieses wunderbare Lebensprojekt ganz offiziell und mit dem ihm gebührenden Tamtam in Angriff zu nehmen. Jedes verheiratete Paar schenkt Hoffnung, finde ich. Denn wir alle haben uns dazu entschieden, an die lebenslange Treue und Liebe zu glauben und für sie zu kämpfen. Und ich denke, dass das allein Motivation genug fürs Heiraten sein könnte.

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