Umgang mit kleinen Wüterichen – Starke Gefühle begleiten

Wenn regelmäßig Türen knallen und das Spielbrett durchs Zimmer fliegt: Was können Eltern konkret tun, um ihre Kinder in deren emotionalen Entwicklung zu unterstützen?

Eltern, deren Kinder „nicht verlieren können“ sind meist zugleich genervt und besorgt. Dabei ist es völlig normal, dass kleine Kinder noch nicht souverän mit Frust umgehen können. Die meisten von uns kennen Erwachsene, die beim Verlieren noch zum kleinen Kind werden 😉 Entwicklung braucht Zeit und günstige Bedingungen, letztere schauen wir uns genauer an: Was sind die „Dos and Dont’s“, die uns sicher durchs Krisengebiet „Menschlein ärgert sich“ führen? Beginnen wir heute mit den weniger schlauen Handlungsoptionen:

Wertung der Person

Zum einen sind Kinder fasziniert von Regelspielen, weil sie damit eine Möglichkeit finden, sich mit anderen zu messen, in Konkurrenz zu treten. Zum anderen lauert genau hier die Gefahr diese Unterschiedlichkeiten zu bewerten. Wenn die Spieler nicht „verlieren“, sondern „zu Verlierern werden“ und dies noch mit Zuschreibungen wie Versager, Hasenfuß, Dummerle, Weichei oder beleidigte Leberwurst gewürzt wird, treffen solche – vermeintlich spaßigen – Zuschreibungen mitten ins kleine Herz und beim Spiel geht es plötzlich um mehr: um den Selbstwert.

Pedantisch an Regeln klammern

Anfangs muss nicht jede Regel „beinhart“ durchgezogen werden, damit das Kind früh genug lernt sich an Regeln zu halten. Wenn sich alle einig sind, können Regeln auch ein bisschen angepasst werden – für alle. Der Fokus soll mehr auf das gemeinsame Spiel und nicht aufs Gewinnen gelegt werden. Es kommt auch nicht nur darauf an „welche Regeln gelten“ – das „wie sie umgesetzt werden“ ist entscheidend: Wenn sich alle für einen Spieler, der einen Sechser würfelt, freuen oder den Rauswurf der Spielfigur bedauern, ist eine Regel leichter mitzutragen, als wenn aggressiv herausgeworfen wird und die Freude über den Gewinn mehr Schadenfreude gleicht.

Schlechtes Timing

Regelspiele entfalten ihr „volles Potential“ bei müden, hungrigen, überreizten Kindern 😉 Denn dann haben wir gute Karten, dass jede noch so kleine, frustrierende Erfahrung zur Eskalation führt. Dann es sich lieber miteinander gemütlich machen und erst einmal die Grundbedürfnisse stillen.

Erzwungene Harmonie um jeden Preis

Auch wenn nicht jede Regel knallhart durchgezogen werden muss, sollten wir der Verlockung widerstehen unseren kleinen Liebling immer gewinnen zu lassen, um ihm jede Enttäuschung zu ersparen. Der dänische Ausdruck „Curling-Eltern“ leitet sich vom Eisstockschießen (Curling) ab und beschreibt Eltern, die ähnlich wie beim Eisstockschießen, jede Bemühung in Kauf nehmen um alle erdenklichen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, den Lebensweg ihrer Kinder praktisch „glatt zu polieren“ und ihnen damit die Möglichkeit an Herausforderungen zu wachsen, nehmen. Mehr zu Reifeprozessen, die durch Frusterfahrungen angestoßen werden können und zu den „Dos“ beim Umgang mit kleinen Wüterichen gibt es nächste Woche im Beitrag „Emotionale Kompetenzen stärken“ – sei dabei.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Iris Van den Hoeven

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