Schwiegertochter-Schwiegermutter: eine sensible Beziehung

Schwiegermütter, Schwiegertöchter – eine sensible Beziehung. Nachfolgendes Fallbeispiel zeigt, wie das Eingestehen eines persönlichen Versagens das Eis zum Schmelzen bringen kann.

Neulich passierte Gerda etwa sehr Peinliches: Als sie Klara, ihre Enkelin, 10 Monate alt, aus dem Kinderwagen heraus nahm, um ihr die Enten im Bach zu zeigen, wie sie sich lustig tummelten, da vergaß sie, den Kinderwagen zu sichern. Dieser setzte sich in Bewegung, rollte die Böschung hinunter und kippte in den Bach hinein. Zum Glück kam ein Herr des Weges, überblickte die Situation, zog die Schuhe aus und holte den triefend nassen Wagen aus dem Wasser heraus. Sie war dankbar und erleichtert, aber was sollte sie ihrer Schwiegertochter sagen? Verheimlichen ließ sich die Panne keinesfalls. Also berichtete sie den Vorfall in Kürze ganz ehrlich und rechnete mit entsprechenden Vorwürfen. Wie überrascht und erleichtert war sie, als sie von ihrer Schwiegertochter zu hören bekam:

„Du hast zwei Kinder groß gezogen. Ich vertraue dir“

Dieser Satz aus dem Mund ihrer Schwiegertochter war wie Balsam für die Seele von Gerda. Ja, aus ihren Söhnen sind tüchtige, anständige Männer geworden. Sie hat auch viele Jahre als Lehrerin mit Jugendlichen gearbeitet und so manche Hürden in ihrem Leben genommen.

Wie Pannen und Missverständnisse entstehen

Trotz Lebenserfahrung und Kompetenz weiß Gerda oft nicht, was sie sagen oder wie sie sich verhalten soll. Sie muss sich oft zurück nehmen, wenn sie etwas sagen will, da sie sich von ihrer Schwiegertochter kritisch beäugt und manchmal auch abgelehnt fühlt. Aus dieser Unsicherheit heraus passieren ihr häufig kleine Pannen, ein anderes Mal entstehen kleine Missverständnisse.

Wie Vertrauen wirkt

Als sie anstatt der zu erwartenden Rüge „Du hast zwei Kinder groß gezogen. Ich vertraue dir“ hörte, traute sie ihren Ohren kaum. Die Schwiegertochter hatte ihr trotz dieser Panne das Vertrauen ausgesprochen! Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Sie fühlte Nähe und Verbundenheit. Worauf sie nur zu sagen wusste: „Ich danke dir!“

Von diesem Tag an kam Tauwetter in ihre Beziehung und immer öfter gelingt es den beiden, ungezwungen miteinander zu kommunizieren, Ideen auszutauschen, einander zu würdigen oder einander einfach auch einmal sein zu lassen. Haben wir keine Angst davor, Fehler einzugestehen. Sie können eine Brücke zu einem tieferen Verstehen werden.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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