Schwangerschaftsübelkeit - So hatte ich mir das nicht vorgestellt

Es ist 7:30. Ich schalte mein Handy ein und sehe, dass mir eine alte Bekannte geschrieben hat. Auf ihrem Profilbild erkenne ich eine schwangere Frau. Meine Neugier ist geweckt und ich frage nach: „Bist du denn wieder schwanger?“ Wie geht’s dir denn? Binnen Sekunden erhalte ich die Antwort: „Ja, wir bekommen wieder Nachwuchs, eine kleine Schwester für C. Unsere Freude ist grenzenlos und es geht uns sehr gut! Wie geht’s euch?“

Grenzenlose Freude, wow. Wie schön für sie, ich vergönne ihr dieses Glück!

Aber plötzlich merke ich, dass da etwas in mir ist.

Tief unten in meinem Herzen – eine Traurigkeit. Vielleicht sollte ich nicht so sensibel sein! Das Gefühl wegdrücken, wäre auch möglich, schließlich muss ich jetzt für meinen fünfjährigen Sohn da sein. Aber warum nicht doch hinschauen, wenn’s grad da ist?

Unbeschwerte Schwangerschaft?

Nein, es ist nicht so, dass ich wieder schwanger sein möchte, es ist wirklich genau richtig und gut mit unseren drei Kindern. Es ist etwas anderes, dass mich trifft. Es ist diese „grenzenlose Freude“, von der meine Bekannte schreibt – und die ich so in meinen Schwangerschaften nicht erlebt habe.

Vielleicht fragt sich jetzt die eine oder andere Mutter, was denn bloß mit mir los sei. Ja, auch meine eigene Mutter, deren Schwangerschaften völlig problemlos verliefen, konnte nicht nachvollziehen, warum ich mich nicht „einfach freue“!

Mir ist so schlecht!

Aber mal ehrlich: Man kann gute Gefühle nicht so leicht produzieren, vor allem nicht, wenn einem 24/7 speiübel ist und das über Monate hinweg. Da können einfach keine Glückshormone die Oberhand gewinnen. Bei meinem dritten Kind dauerte die Übelkeit sogar bis eine Woche vor der Geburt an. So viel ich mich auch bemühte, es wollte einfach nicht klappen mit der Freude.

Ganz im Gegenteil: Je länger meine ganztägige Übelkeit anhielt desto depressiver wurde ich.

Schwangerschaftübelkeit

Laut Statistiken sind etwa 70 bis 80 Prozent der Schwangeren von Schwangerschaftsübelkeit betroffen. Bei manchen (und da war ich vorne mit dabei) handelt es sich dabei um eine ganztägige Übelkeit. Der Grund für Schwangerschaftsübelkeit kann an der Veränderung des Hormonspiegels liegen, aber auch an einem niedrigen Blutzuckerwert. Häufig begünstigen aber auch Stress, ein empfindlicher Magen oder Mangelerscheinungen durch falsche Ernährung die Übelkeit.

Ob die Schwangerschaftsübelkeit ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, kann man pauschal nicht sagen. Jedoch haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit weniger Fehlgeburten erleiden. Diese Information war damals für mich zumindest ein kleiner Trost.

Aber so hatte ich mir das trotzdem NICHT vorgestellt.

Durchhalten

Für mich war Schwangerschaft ein stündliches Überleben und Durchhalten. Gut gemeinter Rat wie: „Es wird sicher nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel besser!“ half mir nicht, denn nach sieben Monaten war mir immer noch 24/7 schlecht. Ich fühlte mich ausgeliefert. Nichts half gegen die Übelkeit. Jeder Tag fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich war froh, wenn wieder ein Tag geschafft war und ich ins Bett fallen konnte, denn dann spürte ich für einige Stunden keine Übelkeit. Ich zählte die Tage, ich zählte die Wochen.

40 Wochen können ganz schön lange sein…

Essen?

Morgens kam ich schwer aus dem Bett wegen meines niedrigen Blutdrucks und meine Nahrung bestand aus weißem Toastbrot, weißen Nudeln und Grießbrei. Etwas anderes als diese Kost konnte ich nicht hinunterschlucken. Kein Obst, kein Fleisch, kein Gemüse. Und wenn ich endlich im Zeitlupentempo diese mangelhafte Kost hinuntergewürgt hatte, kam sie oftmals gleich wieder hoch. Manchmal so abrupt, dass ich es nicht bis zur Toilette schaffte. So ging dies Woche für Woche, Tag für Tag, Stunde für Stunde. Und dann bekam ich obendrein, zwei Tage vor dem Geburtstermin meines Sohnes eine schwere Grippe … aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Gott ist da

Trotz dieses mühseligen Marathons schaffte es Gott in dieser Zeit leise zu meinem Herzen zu sprechen, obwohl ich nicht mehr fähig war zu beten. Ich erinnere mich, dass meine kleinen Töchter morgens oft zu mir gerannt kamen, um mir zu sagen wie „süß und lieb“ ich sei. Dabei streichelten sie meist meinen Babybauch. „Lieb und süß“ empfand ich mich selbst absolut nicht. Ich fühlte mich nur grauenvoll (und war, wegen all der Übelkeit vermutlich grün und blau im Gesicht).

Zudem war ich auch nicht sonderlich freundlich zu meinen Kindern und meinem Mann.

Ich „überlebte“ einfach.

Aber es war, als ob Gott durch meine Kinder sprechen würde. Er sagte mir zärtlich: „Irmi, du bist unendlich liebenswert und wertvoll für mich, selbst wenn du nur rumliegst, dich grauenhaft fühlst und grad nicht sonderlich nett zu deiner Familie bist.“

Geliebt vor jeder guten Leistung also!

Das war die Botschaft, die tief in mein Herz fiel.

Fazit

Selbst wenn ich mir Schwangerschaft so nicht vorgestellt hatte – Gott hatte es wieder einmal geschafft, mir eine wichtige Botschaft zu vermitteln! ER ist souverän und nicht von unseren Phasen, ja nicht einmal von unserem „Nicht-Beten-können“ abhängig.

Einer meiner Lieblingsbibelverse seit dieser Zeit lautet:

Denen, die Gott lieben wird alles zum Besten gereichen!“ (Römerbrief 8,28)

ALLES zum Besten!

Alles – das ist ziemlich viel! Auch die Dauerübelkeit, tagein, tagaus – zu meinem Besten! Wow. Vielleicht ist das doch noch ein Grund für grenzenlose Freude … zumindest im Nachhinein! 😉

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