Muttertag: Was haben wir Mamas eigentlich davon?

Jedes Jahr steht der zweite Sonntag im Mai ganz im Zeichen von Blumenmeer, Torten in Herzform, Selbstgebasteltem und mehr oder weniger schön (bitte nicht wertend zu verstehen) runter geratterten Gedichten aus Kindermund. Wozu das Ganze eigentlich? Nur ein weiterer umsatzstärkerer Tag für den (Blumen)-Handel ähnlich der Marke Valentinstag?

Ich muss zugeben: mein persönliches Verhältnis zum Muttertag war, bevor ich selbst Mama wurde, kein positives. Wenn man in einer hinten und vorne nicht funktionierenden Patchwork-Familie aufwächst, wird es auch nicht besser, an einem Tag des Jahres so zu tun, als ob es die heile Familien-Welt par excellence wäre.

Muttertags-Trauma?

Wenn in gezwungen fröhlicher Atmosphäre die gebastelten Geschenke aus Schule und Kindergarten überreicht wurden und der Stiefvater seinen Stress und die schlechte Laune darüber beim Abwasch nach dem Mittagessen (den er mit uns Kindern machte, damit die Mama wenigstens einmal frei hatte) nur schwer verbergen konnte. Als die Stimmung weiter angeheizt wurde, als am Nachmittag mit dem Auto irgendwohin rausgefahren wurde, um Spazieren zu gehen.

Es klingt schon fast wie ein Muttertags-Trauma und ganz ehrlich: ich habe es echt nicht leiden können!

Meiner Mama hat es , wie sie selbst immer sagte, auch nichts bedeutet. Ihr geflügeltes Wort war: die Mutter soll das ganze Jahr über geehrt werden, sie braucht nicht diesen einen „besonderen“ Tag. Und irgendwie hatte sie ja recht, oder? Denn was bringt der ganze süße aufgesetzte Punschkrapferl-Kitsch überhaupt?

„Du sollst Vater und Mutter ehren damit du lange lebst in dem Land das der Herr, dein Gott dir gibt.“

Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit

Das vierte Gebot klingt schon fast wie eine Drohung. Und doch verinnerlicht es Respekt- und liebevollen Umgang miteinander.

Spätestens als ich mein erstes Muttertags-Geschenk -selbst gebastelt von meiner Ältesten im Kindergarten- bekommen habe, hat mein Versöhnungsprozess mit dem Muttertag begonnen. Denn da war nichts aufgesetzt, da war echte, aufrichtige Freude zu spüren und Stolz darüber, der Mama etwas schenken zu können. Und ich habe mich echt darüber gefreut.

Genau das ist doch so essentiell: die Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit im eigenen Handeln.

Kinder können gar nicht anders und diese ihre Art ist so wunderbar erfrischend.

Und mal ehrlich: unserer Kinder „ehren“ uns ja sowieso jeden Tag, auch wenn es im Alltag manchmal nicht durch äußere Zeichen so sichtbar wird wie am Muttertag.

Was ich damit meine?

Zum Beispiel durch das Bussi und die Umarmung, bevor wir sie im Kindergarten lassen. Oder mit der eifrigen Freude darüber, dass sie uns bei unseren Aufgaben unterstützen wollen und stolz die Eier in den Kuchenteig aufschlagen oder Gemüse schneiden. Oder bei den abendlichen Ritualen zum Schlafengehen. Wenn sie uns, bewusst oder unbewusst, zeigen, dass sie uns brauchen (oder eben nicht mehr) oder uns sagen, dass sie uns lieb haben.

Ihnen einen liebevollen und respektvollen Umgang miteinander vorzuleben, ist das A und O.

Das sagt sich so plakativ und leicht, ich weiß. Der Alltag holt uns sehr unbarmherzig immer wieder ein. Was eine Mama tagtäglich leistet, ja was es heißt, Mama zu sein, psychisch und physisch, weiß man erst, wenn man es selbst erlebt. Du kannst dich vor der Geburt deines ersten Kindes mit dem Thema Mutter- und Elternschaft auseinandersetzen, so intensiv du willst.

Erst wenn das Baby dann da ist, wirst du die ganze Tragweite dessen, was es heißt, Mama zu sein, spüren und erkennen. Diese Erfahrung hat mir noch jede Mama bestätigen können. Und jede Mama gibt tagtäglich und -nächtlich ihr Bestes. Das gelingt mal besser, mal weniger - das wir wissen nur zu gut.

Und so ändert sich auch mancher Blickwinkel und man beginnt seiner eigenen Mama so einiges zu nachzusehen und zu verzeihen.

Ich bin überzeugt: es ist besser, einmal im Jahr ganz bewusst etwas Besonderes für die Mama zu machen, um aus dem Alltagstrott herauszutreten, als gar nie.  Die Mama für einen Tag so richtig hochleben zu lassen und von ganzem Herzen zu sagen: „Danke Mama! Ich hab dich lieb!“

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen