Ist mein Kind Linkshänder oder Rechtshänder?

In den ersten Lebensjahren werden die Weichen für eine störungsfreie Händigkeitsentwicklung gestellt. Wie Eltern merken, welche die bevorzugte Hand ihres Kindes ist und wie sie es bei der Verwendung unterstützen.

Bereits ab dem Beginn des 2. Lebensjahres zeigt sich bei vielen Kindern die Bevorzugung der rechten oder linken Hand schon deutlich. Vor allem beim Greifen nach Gegenständen, die für beide Hände gleich gut erreichbar sind, sowie beim ungestörten Spielen, Essen ohne Besteck und bei spontanen Gesten kann dies beobachtet werden. Die Verwendung von Stiften und Besteck wird oft nachgeahmt oder unbedacht beeinflusst und ist daher wenig aussagekräftig.

Beobachten Sie den Handgebrauch ihres Kindes möglichst von Anfang an und vertrauen Sie auf Ihre Wahrnehmung.

Zeigt ein Kind mit 1-3 Jahren eine deutliche Bevorzugung der linken Hand, so können Sie von Linkshändigkeit ausgehen und die Umgebung entsprechend gestalten. Informieren Sie alle Personen, die mit der Betreuung ihres Kindes betraut sind. Wenn das Kinder nach dem Eintritt in den Kindergarten immer häufiger die rechte Hand verwendet, so geschieht das meist aus Anpassung. Die Dominanz der Hand verändert sich bis zum Schuleintritt nicht noch einmal.

Umgeschulte Linkshänder gibt es heutzutage nicht mehr – oder doch?

Linkshändigkeit und Rechtshändigkeit sind Anzeichen für die angeborene Dominanz der rechte oder linken Gehirnhälfte. Der Gebrauch der linken Hand wird mittlerweile gesellschaftlich weitgehend toleriert. Weil rechts aber in vielen Köpfen noch mit „richtig“ gleichgestellt ist, entwickeln sich viele linkehändig begabte Kinder im Verlauf der ersten Lebensjahre zu sogenannten „Pseudo-Rechtshändern“ und stellen den Hangebrauch von der linken auf die rechte Hand um. Diese Umstellung des Handgebrauchs kann schwerwiegende Nachteile in den Bereichen  Geschicklichkeit, Konzentration, Gedächtnis, Leistungsfähigkeit und Persönlichkeit nach sich ziehen.

Folgende Faktoren können Kinder beeinflussen:

• Manche Eltern gehen automatisch von der Rechtshändigkeit ihres Kindes aus und decken den Tisch entsprechend. Der rechts liegende Löffel signalisiert: „So sollst du essen!“ Oft wandert in der Folge auch der Gebrauch anderer Werkzeuge in die rechts Hand. Das unbedachte Reichen von Gegenständen wie zum Beispiel Stiften zur rechten Hand beeinflusst ebenfalls. Der Wunsch, das Kleinkind möge beim Grüßen immer schon die „richtige“, nämlich „rechte“ Hand zu geben, kann ebenfalls überfordern und als Ablehnung der linken Hand verstanden werden.

• Kinder, die sehr gut beobachten und möglichst nicht auffallen möchten, sind gefährdet, sich den rechten Handgebrauch anzugewöhnen.  Dasselbe gilt für ehrgeizige Kinder, die alles richtige machen möchten. Rechts gilt immer noch als richtig in unserer Gesellschaft.

• War die linke Hand nach einer Verletzung einige Zeit durch Gips oder Verband gehandikapt, kehren manche Kinder nach der Heilung nicht mehr zum Gebrauch ihrer natürlichen Vorzugshand zurück. Auf diese Weise werden gelegentlich auch kleine RechtshänderInnen zu Pseudo-LinkshänderInnen, was letztlich zu den gleichen fatalen Folgen führen kann.

Kind zeigt die linke Hand

Der Wunsch, das Kleinkind möge beim Grüßen die rechte Hand geben, kann als Ablehnung der linken Hand verstanden werden.
© Verein LinkeHand

Immer noch passen sich linkshändig begabte Kinder an die von Rechtsändigkeit geprägte Gesellschaft an und gewöhnen sich schon sehr früh den Gebrauch der rechten Hand an. Dies bringt deutliche Nachteile für die weitere Entwicklung.

Solange die Vorzugshand unklar ist

Nicht immer ist die Dominanz früh und deutlich zu erkennen. Beachten Sie folgende Hinweise, um Ihr Kind sicher durch die Phase des „beidhändigen Agierens“ zu bringen.

• Reichen Sie ihrem Kind Spielsachen, Stifte, Fingerfood zur Körpermitte und ermöglichen sie ihm damit eine freie Wahl der Hand.

• Legen Sie das Besteck immer mittig in das Teller, sodass Ihr Kind selbst entscheiden kann. Decken Sie erst wenn die Vorzugshand deutlich ist entsprechend auf.

• Lassen Sie das Kind selbst bestimmen, welche Hand es bei einer Tätigkeit einsetzen möchte und vermeiden Sie, die Hand des Kindes zu führen.

• Wenn Sie mit dem Kind Handlungsabläufe (z.B. Zähneputzen) trainieren, bieten Sie beide Varianten an.

• Grüßen ist ein sehr spontaner Ausdruck, der meist automatisch mit der dominanten Hand ausgeführt wird. Gehen Sie entspannt damit um, wenn Ihr Kind die linke Hand ausstreckt und verlangen Sie dies auch von den anderen Bezugspersonen Ihres Kindes.

• Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht durch gut gemeinte Ratschläge anderer Bezugspersonen zur Verwendung der rechten/linken Hand angeleitet wird.

Mit der natürlich begabten Hand können sich die Talente voll entwickeln.

Kind sitzt vor Teller

Liegt das Besteck mittig am Teller, kann das Kind selbst entscheiden.
© Verein LinkeHand

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