Es ist Zeit für ein Gespräch ...

Ich fühle mich ein wenig  wie eine halbleere Dose ohne Etikett – für den Alltag reicht die Energie, recht viel mehr ist nicht drinnen. Was das Besondere an unserer Ehe ist, weiß ich momentan auch nicht wirklich und Gott…ja, der ist wohl irgendwie dabei, am Sonntag halt zumindest…kommt Ihnen das vielleicht irgendwie bekannt vor? Dann habe ich eine kleine Geschichte für Sie!

Mein lieber Mann hat auf meine damalige Gefühlslage auf die Art und Weise reagiert, die sich Frau nur wünschen kann: „Dann such bitte im Internet einen Kurs, Urlaub oder sonst etwas, das dir gut erscheint - und ich mach dann mit!“

Gesagt, getan: Ich stoße schließlich auf den Kurs „Es ist Zeit für ein Gespräch“, veranstalten vom Referat für Ehe und Familie in Salzburg. Hört sich gut an – Anmeldung folgt.

Einige Zeit später verfrachten wir unsere zwei kleinen Schätze zu den Großeltern und trudeln mit vollem Gepäck im Stift Michaelbeuern ein - inklusive Laufschuhe, Spiele und Bücher als Zeitvertreib für den Abend. Unsere Erwartungen: ein paar gute Tipps für unsere Ehe, ein wenig geistlicher Input, und viel freie Zeit für uns, schließlich ist das ja ein Urlaub zu zweit!

Es kommt dann anders …

Wir sind eine Gruppe von ca. 10 Paaren und beginnen mit einem gemeinsamen Gebet und einem Lied. Es fühlt sich sehr fremd an für uns, so in Gemeinschaft, aber irgendwie gut…

Es folgen Vorträge von Ehepaaren zu Themen wie Prägungen durch die Herkunftsfamilie und daraus folgenden Erwartungen an den Partner.

Kann ich mich eigentlich selbst annehmen? Ist es gut, dass es mich gibt? Und vor allem: Reden wir genug miteinander?

Mein erster Gedanke: Was wollen die uns denn erzählen? Doch während des Zuhörens merke ich: Wow, die haben uns ganz schön viel zu sagen!

Scheinbar knabbern nicht nur wir zwei an diversen Problemen herum ….Ist das womöglich normal? Müssen und sollen andere Paare auch genau dieselben Sachen durcharbeiten? Verhält sich vielleicht nicht nur mein Mann/ meine Frau so absonderlich in bestimmten Situationen – hat das womöglich nur mit seiner familiären Prägung zu tun? Spannend!

Der erste Tag neigt sich dem Ende zu. Wir sind voll mit neuen Gedanken und rechnen nun mit dem Ende des gemeinsamen Teils und dem Start unseres entspannten Abends – doch wieder kommt es anders. Nach dem Essen feiern wir alle die Heilige Messe, und dann, ganz etwas Neues für uns, beten wir noch die Komplet, das Nachtgebet der Kirche – etwas schräg beim ersten Mal, aber ein schönes Gefühl, in der Gesamtheit der katholischen Kirche zu beten.

Stille Anbetung?

Dann wird das Allerheiligste ausgesetzt  - wer will, kann noch zur stillen Anbetung bleiben. Wollen wir das? Ich weiß nicht, für mich ist das alles schon sehr neu und ungewohnt in dieser Fülle. Ich habe Angst, dass es meinem Liebsten, der sich gerade erst auf den Glaubensweg macht, jetzt echt zu viel wird – wieder falsch! Er ist zwar sehr still und nachdenklich, sagt aber, dass er weitermachen will. Nun gut!

Am nächsten Tag geht es ähnlich weiter, nur dass wir schon um 6.00 Uhr aufstehen, weil um 6.30 Uhr der Rosenkranz beginnt …mit einem einfachen Test erfahren wir mehr über gewisse Charaktereigenschaften von uns – Dinge, die wir irgendwie schon gewusst oder geahnt haben, liegen nun schwarz auf weiß vor uns. Damit alleine könnten wir wenig anfangen, aber ein speziell geschultes Ehepaar geht alles mit uns Punkt für Punkt durch und gibt uns gute Erläuterungen und Tipps in die Hand, um an der einen oder anderen Schwäche zu arbeiten aber auch um Stärken zu kultivieren.

An diesem Tag erfahren wir noch viel über das Sakrament der Ehe, über Gottes Part in unserer Ehe und wie wir ihn konkret immer wieder hereinholen können.

Krönender Abschluss ist am Sonntagvormittag die Erneuerung unseres Eheversprechens – gleich emotional wie am Tag unserer Trauung, aber gefühlt mit mehr Ernsthaftigkeit, wissend, was es zu bedeuten hat.

Fazit

Unsere Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt…..sie wurden haushoch übertroffen!

Wir haben gelernt, dass eine Ehe nur in den allerwenigsten Fällen von alleine gut läuft, dass sie vielmehr jeden Tag Arbeit bedeutet, spannende, oft mühsame, aber immer gute Arbeit; wir haben gelernt, dass Gott nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag der Dritte in unserem Bund sein möchte, er aber unsere Einladung dazu braucht; und wir haben gelernt, dass gute Begleiter, gute Gemeinschaft sehr wichtig ist auf diesem Weg.

Nur das mit dem Laufen ist nichts geworden, ebenso wenig mit den Spieleabenden…aber das lässt sich ja nachholen!

Halbleer fühl ich mich an manchen Tagen trotzdem noch und Spannungen zwischen meinem Liebsten und mir treten immer wieder auf – ich weiß jetzt aber, dass das vollkommen normal ist und es fällt uns wesentlich leichter, Schwierigkeiten gemeinsam anzugehen.

Ich weiß jetzt auch, was auf unserem Etikett steht – „family on the way“! Zum Glück! Perfekt zu sein wäre ja langweilig.

Es ist Zeit für ein Gespräch

Hast auch du Lust gemeinsam mit deinem Partner/deiner Partnerin ganz bewusst vier Tage dem Alltag zu entfliehen und Zeit für dich und deinen Partner/ deine Partnerin zu haben? Dann melde dich  an für: "Es ist Zeit für ein Gespräch".

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